ÖPNV

Tarife müssen einfacher werden

Der Ticketkauf im Nahverkehr ist für viele Menschen zu kompliziert und zu teuer. PwC hat eine alternative Idee entwickelt.
15.03.2023

Tickets für den Nahverkehr müssen kundenfreundlicher werden, heißt es bei PwC.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität muss sich der Mobilitätssektor weg vom Individualverkehr hin zum ÖPNV entwickeln. Das ginge aber schneller, wenn sich die Tarifsysteme stärker an den Kunden orientieren. So zumindest lautet das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Darin haben die Berater von PwC auch einen Vorschlag für ein alternatives Tarifsystem entwickelt: den „EasyFlex-Tarif“.  

Die Menschen würden den Nahverkehr deutlich mehr nutzen, wenn die Tarifsysteme weniger komplex und einfacher zu verstehen wären, heißt es bei PwC. Die Befragung zeige deutlich, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt. So geben 54 Prozent der Befragten an, dass für sie nicht oder eher nicht erkennbar sei, welches Ticket sie für ihre geplante Fahrt brauchen.

Für Tagestouristen sind Tarife schwer durchschaubar

Noch schlechter ist der Wert bei Neukunden, die in einer bestimmten Region erstmals mit dem Nahverkehr fahren. 60 Prozent haben Schwierigkeiten, sich in den Tarifstrukturen einer neuen Region zurechtzufinden.

Im Umkehrschluss würden bis zu 40 Prozent bei einem deutlich übersichtlicheren Ticketangebot häufiger den ÖPNV nutzen. Demnach könnten kundenorientierte Lösungen erheblich dazu beitragen, die ÖPNV-Nachfrage zu steigern. Tarifsysteme seien zu stark anbieterorientiert. Nötig sei ein flexibles, leicht verständliches und bezahlbares Ticket – auch für Neukunden und Gelegenheitsnutzer. Dort setzt ein Tarifmodell an, das Gabriel Flore und Maximilian Rohs von PwC entwickelt haben: der „EasyFlex-Tarif“.

Kostenvorteile und Flexibilität kombiniert

„Im Kern setzen wir dabei auf eine Preisgestaltung, mit der die Menschen die Kostenvorteile von länger gültigen Zeittickets und Mehrfahrtentickets sowie die Flexibilität von Einzeltickets kombinieren“, erklärt Gabriel Flore. Dabei muss man sich vorab nicht auf eine bestimmte Nutzungsintensität festlegen. Die Ausgangsbasis für den „EasyFlex-Tarif“ ist immer das Einzelticket. Mit jeder weiteren Einzelfahrt sinkt der Preis bis zu einer festgelegten Untergrenze. Die Umwandlung in eine kostengünstigere Zeitkarte – etwa in 24-Stunden-, 48-Stunden-oder in 30-Tage-Tickets – erfolgt automatisch, wenn die jeweilige Preisgrenze erreicht ist. Mehrfahrtentickets entfallen, weil der damit verbundene Rabattvorteil durch den sinkenden Preis für das Einzelticket realisiert wird.

Das Tarifmodell sei so konzipiert, dass es sich schrittweise einführen lässt. Es passe in räumliche Tarifstrukturen mit Tarifzonen, sei aber auch in Form von Luftlinientarifen umsetzbar. Es könne nicht nur mit Smartphones, sondern auch mit einer einfachen Chipkarte genutzt werden. (wa)