Deutschland

Kohleausstieg 2038: Moderater Preisanstieg, hohe CO2-Einsparungen

Was bedeutet der Beschluss der Kohlekommission für den Strommarktpreis? Das Consultingunternehmen Enervis prognostiziert einen moderaten Anstieg des Großhandelspreises, mahnt aber auch zum Ausbau von Alternativen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
28.01.2019

CSU-Chef Söder macht Dampf beim Kohleausstieg.

Die Kohlekommission hat es beschlossen: Bis 2038 soll Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen. Konkrete Zielmarken sind zunächst für die Jahre 2022 und 2030 gesetzt. 2022 soll die installierte Kohlekapazität 30 GW (15 GW Braunkohle/15 GW Steinkohle) statt 41 GW im Jahr 2018 betragen. Bis 2030 soll die installierte Leistung auf 17 GW (9 GW Braunkohle/8 GW Steinkohle) sinken.

Die Energieökonomen von Enervis haben nun den Effekt der Reduzierung auf den Großhandelsstrompreis und die CO2-Minderung aus Kohlekraftwerken analysiert. Dem Ausstiegspfad der Kommission wurde ein Referenzpfad gegenübergestellt, der sich an der technischen und ökonomischen Laufzeit der Kohlekraftwerke orientiert. Diese Modellierungen zeigen, dass das Stromgroßhandels-Preisniveau bei einer Umsetzung des von der Kommission empfohlenen Kohleausstiegspfads 2038 moderat über dem Niveau eines Vergleichsszenarios ohne forcierten Kohleausstieg liege, erklärt Mirko Schlossarczyk, Strommarktexperte der Enervis. Durch den Plan der Kohlekommission seien jedoch "deutliche CO2-Einsparungen zu erwarten", führt er weiter aus.

Sorge um die Versorgungssicherheit

Der Jahresbasepreis des Szenarios Kohleausstieg 2038 liegt im Referenzjahr 2022 um etwa 2,50 Euro pro MWh über den Prognosen des Referenzpfades. Die Differenz steigt 2030 dann auf 3 Euro pro MWh und 2040 auf 3,50 Euro pro MWh. Im Referenzjahr 2022 werden aus der Kohleverstromung etwa 34 Mio. Tonnen CO2 weniger emittiert als im Referenzszenario – 2030 sind es sogar circa 67 Mio. Tonnen.

Die Ergebnisse der Szenariomodellierungen zeigen jedoch, dass eine vorgezogene Stilllegung von Kohlekraftwerken die Diskussionen um die Versorgungssicherheit anheizen könnte. Der Bedarf an Nachfrageflexibilitäten, Stromspeichern und Power-to-X-Technologien wäre so signifikant größer und werde früher benötigt, mutmaßte Enervis. Der Bedarf an zusätzlichen Gaskraftwerken steige.

Phase-out von Kohle geht mit Phase-in von Gas einher

"Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und damit letztendlich den Kohleausstieg à la Kommission zu ermöglichen, müssen wir nicht nur über den Phase-out der Kohle sprechen, sondern auch über den Phase-in von Gaskraftwerken, KWK und Speichern", mahnt Julius Ecke, Prokurist von Enervis. (hol)