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Leck bei Isar 2: Lemke nennt bayerischen Minister "unseriös"

Seit Montag ist klar: Das bayerische Atomkraftwerk Isar 2 müsste noch im Oktober repariert werden, um überhaupt für einen weiteren Betrieb nach dem 31. Dezember in Frage zu kommen. Umweltministerin Lemke zeigt sich irritiert über das Agieren in Bayern.
20.09.2022

Der Weiterbetrieb des AKW Isar 2 wird zum Zankapfel. (Symbolbild)

Nach dem Bekanntwerden eines reparaturbedürftigen Lecks im bayerischen Atomkraftwerk Isar 2 beklagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke, keine früheren Hinweise aus Bayern erhalten zu haben. Insbesondere die Union und den bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber (Freie Wähler), nimmt die Grünen-Politikerin dabei ins Visier, wie sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur deutlich machte.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CDU-Chef Friedrich Merz hätten sich ja beide den Reaktor angeschaut und mit dem Betreiber gesprochen. "Ich frage mich schon, ob sie über die Leckage nicht informiert wurden, oder ob sie das Problem in ihrer Pressekonferenz am 4. August vor dem Reaktor einfach verschwiegen haben", sagte Lemke. "Es stellt sich auch die Frage, warum Minister Glauber, immerhin Chef der bayerischen Atomaufsicht, nicht auf das Problem hingewiesen hat. Das ist einfach unseriös", sagte sie weiter.

Reparatur für Reserve nötig

Am Montag hatte ihr Haus eine Mitteilung veröffentlicht, wonach der Betreiber des AKW Isar 2, die Eon-Tochter Preussen Elektra, das Bundesministerium in der vergangenen Woche "über eine interne Ventilleckage" im AKW informiert habe. Die Sicherheit der Anlage sei dadurch nicht beeinträchtigt.

Das Kraftwerk könne auch bis zum eigentlich geplanten Betriebsende am 31. Dezember weiterlaufen, hieß es. Für einen Reservebetrieb über dieses Datum hinaus, wie er der Bundesregierung im Falle einer Stromversorgungsnotlage vorschwebe, sei jedoch bereits im Oktober eine Reparatur nötig, habe Preussen Elektra mitgeteilt. Dies würde den Angaben zufolge mit einem einwöchigen Stillstand des Meilers einhergehen.

Sicherheitsanforderung "ignoriert"

"Wir sind gerade dabei, die veränderte Situation zu bewerten und Schlussfolgerungen zu ziehen", erklärte Lemke. Für einen Notfallreservebetrieb ab Januar brauche es noch "mehrere Gesetzesänderungen", wie Lemke ankündigte. Um die Frage einer Reparatur von Isar 2 zu klären, stünden nun Gespräche mit dem Betreiber an. "Richtig ist, dass jetzt sehr zeitnah vom Betreiber entschieden werden muss, ob er diese Reparaturen durchführt", sagte Lemke.

Das aufgetretene Leck mache deutlich, "dass Fragen der Sicherheitsanforderungen bei der politischen Debatte über eine Laufzeitverlängerung von CDU und CSU systematisch ignoriert werden", kritisierte die Ministerin. "Die neue Wendung ist für mich auch eine Bestätigung, dass eine Laufzeitverlängerung von drei bis vier Jahren nicht verantwortlich und auch nicht einfach möglich ist", bekräftigte die Grünen-Politikerin.

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Entscheidungsdruck erhöht

Auch die bayerische Landesregierung meldete sich zu Wort. Der für den Reservebetrieb des Atommeilers Isar 2 notwendige Austausch eines verschlissenen Druckventils erhöht nach Ansicht Bayerns den Entscheidungsdruck auf die Bundesregierung.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müsse "jetzt endlich hopp oder top" zur Laufzeitverlängerung sagen, sagte Bayerns Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Dienstag in München. Der Betreiber, die Politik und die Wirtschaft müssten wissen, wie es sofort und ab Januar weitergehe.

"Hilferuf" des Betreibers

"Im Falle einer - dringend nötigen - Laufzeitverlängerung müssen in den nächsten Wochen Wartungen vorgenommen werden, wie die Auswechslung des Ventils oder eine neue Zusammenstellung der Brennstäbe, um dann im neuen Jahr mehrere Monate ohne Unterbrechung durchproduzieren zu können", betonte Aiwanger.

Diese Wartungen müssten aber nicht erfolgen, wenn an Silvester Schluss sei. "Wer sich mit den technischen Fragen ernsthaft beschäftigt, muss diesen Hilferuf des Betreibers nach Entscheidung jetzt endlich erhören."

Kaltreserve "keine gute Idee"

Auch der für die Atomaufsicht in Bayern zuständige Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) deutet die Reparaturentscheidung nicht als Frage der Sicherheit des 1988 erbauten Meilers in Essenbach bei Landshut, sondern nur als politische Weichenstellung: "Es braucht jetzt endlich eine Entscheidung des Bundes und keine weitere Taktiererei", sagte er in München.

Es zeige sich, dass die Idee einer Kaltreserve der Kraftwerke Isar 2 und Neckar Westheim in Baden-Württemberg von Januar bis April keine gute Lösung sei. "Ein Kernkraftwerk ist kein Notstromaggregat. Jetzt zeigt sich, welche Hürden diese Idee in sich trägt."

Reparatur im Oktober nötig

Am Montag war bekannt geworden, dass im Kraftwerk Isar 2 ein Druckventil im Kühlkreislauf derart verschlissen ist, dass es für einen Betrieb über den Jahreswechsel hinaus ausgetauscht werden muss. Die Reparatur müsste, dem Betreiber Preussen-Elektra zufolge, im Oktober erfolgen, da der Meiler ansonsten mangels Energie nicht wieder hochgefahren werden kann. Bisher hatte es immer geheißen, Isar 2 könne bis zum Jahresende unter Volllast laufen. (dpa/jk)