International

Energieeffizienz: Deutschland kein Musterschüler

Weltweit steigen die Investitionen in Energieffizienz, wie ein Report der Internationalen Energieagentur zeigt (IEA). Doch ausgerechnet Deutschland lässt nach.
02.12.2022

Die Internationale Energieagentur IEA hat ihren Energieeffizienz-Report 2022 veröffentlicht. (Symbolbild)

In diesem Jahr sind der Internationalen Energieagentur IEA zufolge weltweit deutlich mehr Maßnahmen für Energieeffizienz ergriffen worden als zuvor. Rund 560 Mrd. US-Dollar wurden 2022 investiert, um beispielsweise Gebäude zu dämmen oder die Infrastruktur für Elektroautos auszubauen. Das sei ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zu 2021, teilte die IEA in ihrem neuen Marktbericht am Freitag in Paris mit.

Dabei macht der Bericht klar, dass die Effizienzfortschritte in Deutschland in den letzten Jahren nachgelassen haben, wie die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) erklärt. Dies sei eine Folge jahrelanger politischer Vernachlässigung von Energieeffizienz, so die Deneff. Tatsächlich sei dem Bericht zufolge die jährliche Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland zwischen 2015 und 2020 sogar gesunken.

Verbindlicher Rahmen

Bei der Heizeffizienz von Wohngebäuden liegt Deutschland unter dem Durchschnitt, hinter Ländern in ähnlichen Klimazonen wie Irland, den Niederlanden oder der Schweiz. Auch in der Industrie lag die Bundesrepublik im Bericht hinsichtlich der Verbesserung der Energieeffizienz hinter Japan, Großbritannien und den USA.

Ebenso wie die IEA fordert auch die Deneff die Politik auf, jetzt am Ball zu bleiben, um die notwendige, dauerhafte Trendwende zu schaffen. "Wenn uns dieses energiepolitisch turbulente Jahr eines gezeigt hat, dann, dass mehr Effizienz der Schlüssel zu mehr Energieunabhängigkeit und damit höherer Wettbewerbsfähigkeit ist und soziale Verwerfungen lindert", heißt es vonseiten der Initiative. "Um uns aus der Krise heraus zu investieren, braucht es jetzt endlich einen verbindlichen politischen Rahmen für Energieeffizienz, damit die Klima- und Erneuerbare-Energien-Ziele wieder in greif- und bezahlbare Nähe rücken."

Chile und Ukraine gehen voran

Hoffnung mache dabei das vom Bundeskanzler angekündigte ambitionierte Energieeffizienzgesetz. Wie entscheidend der politische Rahmen sei, zeige auch der IEA-Report, der die Verabschiedung diverser Gesetzgebungen, wie den US-amerikanischen Inflation Reduction Act, den europäischen REPowerEU-Plan und Japans Green-Transformation-Programm aufgreift. Laut IEA konnte durch Effizienzpolitiken der Gasverbrauch für Heizung und Warmwasser durch Effizienzpolitiken in Europa um 21 Prozent gesenkt werden und werden gesetzliche Produktanforderungen den Verbrauchzuwachs bei Geräten auffangen.

So verabschiedeten Chile und die Ukraine bereits im Jahr 2021 Energieeffizienzgesetze. In den Niederlanden seien Unternehmen verpflichtet, alle Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz mit weniger als fünf Jahren Amortisationszeit, umsetzen. Ähnliches sei in Deutschland im Rahmen des Energieeffizienzgesetzes geplant.

Politische Barrieren beseitigen

Was Energiedienstleistungsunternehmen bewegen können, zeigt der IEA-Report am Beispiel anderer Länder wie den USA (Schulsanierungsprogramme), China (Programme für die Gebäudesanierung und Effizienz in der Industrie) oder wie in Indien (5100 E-Busse mit Ladeinfrastruktur).

Die Deneff fordert daher, die in Deutschland bestehenden politischen Barrieren systematisch zu beseitigen. Anders als in Deutschland sind laut Bericht in 48 Ländern Energieunternehmen verpflichtet, bei ihren Endkunden Effizienzmaßnahmen umzusetzen, darunter 16 EU-Staaten und 24 US-Staaten.

Einsparpotenziale vorhanden

Weiterhin seien große, auch leicht erschließbare Einsparpotenziale vorhanden. Beispielhaft nennt der Bericht etwa, dass nur etwas mehr als die Hälfte der verwendeten Leuchtmittel in Deutschland LED seien. Hier könnten in Deutschland leicht 40 Mrd. kWh Strom im Jahr eingespart werden. Das entspricht laut der Initiative der Jahresproduktion mehrerer Großkraftwerke und wäre somit auch ein großer Beitrag für die Energiesicherheit. (jk)