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Estland bekennt sich nun doch zu klimaneutraler EU bis 2050

Das Land hatte mit drei weiteren EU-Mitgliedsstaaten beim EU-Gipfel im Juni das Ziel nicht mitgetragen. Die designierte EU-Energiekommissarin Kadri Simson, die aus Estland stammt, musste sich deshalb kritischen Fragen stellen.
04.10.2019

Laut dem Gutachten eines internationalen Forschungsinstituts kann Estland bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Bild: © AdobeStock

Estland hat sich nun doch zum Ziel einer klimaneutralen Europäischen Union bis 2050 bekannt. Die Regierung in Tallinn unterstützte am Donnerstag die langfristige Strategie der EU-Kommission. Beim EU-Gipfel in Juni hatte der Baltenstaat gemeinsam mit drei weiteren EU-Staaten – Polen, Ungarn und Tschechien – das Ziel zunächst nicht mitgetragen. Die Regierung in Tallinn wollte keine Frist für den Übergang festsetzen. 

Regierungschef Jüri Ratas wollte damals estnischen Medienberichten zufolge erst noch eine von der Staatskanzlei in Auftrag gegebene Analyse abwarten. Nach der nun zu Wochenbeginn vorgestellten Studie ist es technisch möglich, dass Estland bis 2050 klimaneutral werden kann, sofern die in der Analyse aufgeführten Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu seien öffentliche und private Investitionen von 17,3 Milliarden Euro im Zeitraum von 2021 bis 2050 nötig, heißt es in der von einem internationalen Forschungsinstitut erstellten Studie.

Invesitionen in neue Technologien

"Ich bin davon überzeugt, dass jeder Euro, den wir in den Einhalt des Klimawandels und in neue Technologien investieren, ein Vielfaches an Wohlstand und Lebensqualität bringen wird", sagte Ratas. Mit der Studie besitze Estland nun einen Fahrplan, wie intelligent in die Bekämpfung des Klimawandel investiert werden könne. Wichtig sei zudem, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.

Klimaneutralität bedeutet, dass nur noch sehr wenig Treibhausgase ausgestoßen werden dürfen und der Rest ausgeglichen werden muss, etwa durch Aufforstung oder Speicherung. Das soll helfen, die globale Erwärmung zu stoppen und katastrophale Folgen abzumildern. Nötig ist dafür eine komplette Abkehr von Öl, Kohle und Gas. Nach Ansicht Estlands, das bislang noch stark auf Ölschiefer als einheimische Energiequelle setzt, sollten dabei aber die Besonderheiten und Herausforderungen der verschiedenen EU-Regionen beachtet werden.

EU-Energiekommissarin ist Estin

Die designierte EU-Energiekommissarin Kadri Simson musste sich bei ihrer Anhörung im Europaparlament am Donnerstag kritischen Fragen stellen, weil ihr Heimatland beim EU-Gipfel im Juni das Ziel einer klimaneutralen Europäischen Union bis 2050 nicht mitgetragen hatte. Die Estin bekannte sich aber klar dazu. Ihr Land brauche jedoch mehr Zeit, um die Folgen abzuschätzen, unter anderem für die regional starke Schieferölbranche, hatte Simson vor dem Europaparlament gesagt.  (dpa/hp)