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EU-Politiker Turmes fordert ein Denken in Großregionen

Auf dem Brüsseler ‚European Energy Colloquium‘ stand das Gesetzespaket zur europäischen Energiemarkt-Union im Mittelpunkt. Die Frage ist, ob dieses etwa mit Blick auf den CO2-Mindestpreis nachgebessert werden muss.
08.03.2018

Blauer Himmel dank grüner Energie: die EU hat einen weiteren Schritt in Richtung Klimaneutralität beschlossen.

Der luxemburgische Europaabgeordnete Claude Turmes erwartet, dass es in Europa über kurz oder lang hundertausende Kleinproduzenten von Energie geben wird. Der Markt sei dabei kein Selbstzweck; alle Beteiligten müssten die bisherige, „nationale Denke“ überwinden und verstärkt in Großregionen denken, sagte der Energieexperte auf dem „European Energy Colloquium“ des Forums für Zukunftsenergien am Mittwochabend in Brüssel. So brauche Deutschland regional Kooperationszentren. Alle EU-Regierungen müssten sich mit den Übertragungsnetznetreibern (TSO) und den Regulierungsbehörden zusammensetzen, forderte Turmes.

Große Erwartungen richtet der Grünen-Politiker an einen angemessen hohen Preis für Emissionszertifikate (ETS). „Das einzige, was uns fehlt ist CO2-Mindestpreis“, sagt Turmes und deutete an, dass dann auch Ausnahmeregelungen für energieintensive Branchen fortbestehen könnten. Europas Energiewirtschaft brauche verlässliche Rahmenbedingungen und es sei noch nicht ausgemacht, ob das große, auf dem Tisch der EU-Gesetzgeber liegende Gesetzespakt zur Schaffung der Energiemarktunion ausreiche oder noch nachgebessert werden müsse, sagte Annette Nietfeld, die Geschäftsführerin des Forums und Moderatorin des Brüsseler Colloquiums.

Diskussion um grüne Energie

„Wir müssen mehr Transportkapazität, etwa für die Durchleitung von Windenergie, schaffen“, sagte Stefan Lochmüller von der N-Ergie AG. Die Diskussion müsse geführt werden, so der Strategiemanager Erzeugung des Nürnberger Energieversorgungsunternehmens. Während Turmes ganz auf eine möglichst frühzeitige, vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien setzt („Wir brauchen eher 2040 als 2050 einen 100prozentigen erneuerbaren Energiemarkt“), sprachen sich mehrere Podiumsteilnehmer für die fortgesetzte Nutzung von emissionsarmen Energien aus. „Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für gasbetriebene Kraftwerke“ auch mit Blick auf die Bezahlbarkeit von Energie und die Versorgungssicherheit, sagte Volkmar Pflug, Vice President Energy Consulting, bei der Siemens AG.

Pflug geht davon aus, dass auch in Zukunft der Strombedarf nur befriedigt werden könne, wenn auch konventionelle Energien zur Verfügung stehen. „Wir brauchen verlässliche Gaskraftwerkkapazitäten“. Der Siemens-Manager warnt davor, dass aufgrund von Engpasssituationen und Marktstörungen Investoren abgehalten werden könnte, diese Kapazitäten zu schaffen und vorzuhalten. „Wir haben doch viel Gaskraftwerke, die nicht laufen“, sagte dagegen der Grünen-Politiker Turmes.

Förderung auch für hybride Systeme

Der Generalsekretär von Eurofuel, des Europäischen Dachverbands der Heizölwirtschaft, Tristan Suffys, sieht eine gute Perspektive für flüssige Brennstoffe insbesondere in den ländlichen Regionen Europas. Vorteile der Brennstoffe seien die leichte Transportierbarkeit, gute Lagerfähigkeit sowie die derzeit günstigen Preise. Hinzu komme, dass eine Vollelektrifizierung nicht erwünscht“ sei, sagte Suffys und forderte, dass die einzelstaatliche Förderung für erneuerbare Energien auch für hybride Systeme gelten sollte. (fri)