Französischer Minister: Kein fixes Enddatum für AKW Fessenheim
Für die Abschaltung des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim an der Grenze zu Baden-Württemberg gibt es nach Worten von Frankreichs Umweltminister François de Rugy keinen genauen Zeitplan. «Das Kraftwerk wird in dieser Amtszeit (von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron) geschlossen, bis 2022», sagte de Rugy am Donnerstag im Sender Franceinfo. «Ich kann Ihnen aber kein genaues Datum nennen.» Grundsätzlich werde am derzeitigen Plan, Fessenheim 2019 herunterzufahren, festgehalten.
Grund für die Planungsschwierigkeiten seien Verzögerungen beim Neubau des Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville am Ärmelkanal. Fessenheim soll eigentlich erst abgeschaltet werden, wenn der neue Reaktor ans Netz geht. De Rugy zufolge könnten die beiden Ereignisse nun aber entkoppelt werden. «Heute müssen wir in Erwägung ziehen, diese beiden Operationen nicht zum gleichen Zeitpunkt zu unternehmen.» Denn weder der Kraftwerksbetreiber EDF noch die staatliche Atomaufsicht könnten ein Datum für die Inbetriebnahme des EPR nennen.
"Seit Jahrzehnten ein Sicherheitsrisiko"
Das AKW im elsässischen Fessenheim ist das älteste aktive in Frankreich und gilt Kritikern seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl, reagierte empört auf die Äußerungen de Rugys. «Das ist eine inakzeptable Frechheit», erklärte die Grünen-Politikerin.
2012 habe Frankreichs damaliger Präsident François Hollande die unverzügliche Schließung zugesagt. «Jetzt soll es erst ein Jahrzehnt später sein. Das ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich unermüdlich für die Abschaltung des gefährlichen Atomkraftwerks an der deutschen Grenze einsetzen.» Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) müssten sich für die sofortige Abschaltung einsetzen.
Baumängel in Flamanville
Der Druckwasserreaktor in Flamanville, an dessen Inbetriebnahme bislang das Ende des AKW Fessenheim fest geknüpft war, sollte ursprünglich 2012 ans Netz gehen. Es kam aber immer wieder zu Verzögerungen, zuletzt wegen Baumängeln.
Der Brennstoff soll nach Angaben vom Juli nun im letzten Quartal 2019 eingesetzt werden. Grund sind Mängel an Schweißnähten im sogenannten Sekundärkreislauf. Das ist einer der Kühlkreisläufe des Reaktors. Das in ihm fließende Wasser enthält im Gegensatz zum Primärkreislauf keine Radioaktivität.
Kritik an EDF
Die französische Atomaufsicht ASN hatte am Mittwoch erklärt, dass die Abweichungen aus ihrer Sicht eine mangelnde Überwachung gewisser Aktivitäten auf der Baustelle durch den Stromkonzern EDF zum Ausdruck bringen. Sie hatte auch den Umgang des Kraftwerksbetreibers mit der Situation gerügt: EDF müsse erklären, warum es die ASN erst Anfang 2017 informierte, obwohl die erste Abweichung schon im Juli 2015 aufgefallen sei. (dpa/al)