Klimaschutz: Deutschland steigt im Ranking ab
Deutschland fällt weiter zurück beim Klimaschutz. Im Klimaschutz-Index 2019 belegt Deutschland nur noch Rang 27 von insgesamt 60 Plätzen. 2017 war es noch Rang 22. Das ist die zweitschlechteste Platzierung in der 14-jährigen Geschichte des Klimaschutz-Index, der von den Klimaschutzverbänden Germanwatch und dem New Climate Institute erstellt wird.
Ausschlaggebend für den Abwärtstrend ist vor allem das seit 2009 ungefähr gleichbleibend hohe Emissionsniveau. Auch der stagnierende Ausbau der erneuerbaren Energien findet hier Niederschlag. Zudem wird Deutschland für seine mangelhafte Klimapolitik abgestraft. Hierfür erhielt die Bundesrepublik am Freitag (7. Dezember) auch den Negativpreis der Klimabewegung Climate Action Network. "Fossil des Tages". Diese Auszeichnung erhält während der Klimakonferenz täglich das Land, welches sich durch besonders schlechten Klimaschutz oder besonders destruktives Verhalten während der Verhandlungen auszeichnet.
Deutschland in der Schmuddelecke
"Deutschland steht in der Schmuddelecke", kommentiert Ann-Kathrin Schneider, BUND-Expertin für internationale Klimapolitik den Preis. Auch Jan Burck von der Umweltorganisation Germanwatch, einer der Autoren des Klimaschutz-Index, bemängelt: "Die Bundesregierung steht bei der dringend notwendigen Verkehrswende auf der Bremse und ist auch bei der drängenden Frage zum Kohleausstieg mit leeren Händen nach Katowice gefahren." Beim angekündigten Klimaschutzgesetz werde sich nun zeigen, ob Deutschland weiter enttäusche oder international wieder positive Impulse setzen könne, die zu einem Aufrücken im nächsten Index führen könnten.
Nach drei Jahren stagnierender Emissionsrate steigt der CO2-Ausstoß weltweit wieder an. Es setzen zwar mehr Länder auf erneuerbare Energien, aber der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas läuft schleppend. "Die Staaten beginnen sehr zögerlich mit der Umsetzung ihrer Klimaziele", erklärt Germanwatch. Es mangele nicht an Bekenntnissen zum Pariser Klimaabkommen, sondern am politischem Willen für konkrete Schritte zur Umsetzung. Die Noten für die Klimapolitik der 56 analysierten Staaten sind in der Konsequenz deutlich schlechter als in den Vorjahren.
Kein Land unternimmt ausreichend viel für den Klimaschutz
Die ersten drei Plätze des Klimaschutz-Index bleiben sogar ganz frei: Aktuell unternimmt kein Land genug, um den Temperaturanstieg global deutlich unter zwei Grad zu halten. Auf den vorderen Plätzen finden sich Schweden und Marokko. Dabei profitiert der Viertplatzierte vom guten Abschneiden bei den erneuerbaren Energien und beim CO2-Emissionsniveau. Marokko punktet insbesondere mit dem rapiden Ausbau der Erneuerbaren.
Deutschland stehe aktuell vor drei großen Herausforderungen, so die Autoren des Index. In einem ersten Schritt müssten die systemischen Fragen der Energiewende gelöst werden. Dazu gehören der Um- und Ausbau von Netzen, Nachfragemanagement sowie Speicherlösungen. Zudem müsste der Kohleausstieg bis circa 2030 vollzogen werden, einhergehend mit dem entsprechendem Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch im Verkehrssektor seien Maßnahmen für die CO2-Reduktion erforderlich.
China macht Plätze gut, die USA fallen weiter
Die EU gesamt liegt noch im Bereich "gut", allerdings hinter Ländern wie Indien, das es mit einem dynamischem Ausbau der Erneuerbaren und geringen Pro-Kopf-Emissionen auf Platz elf geschafft hat. Auch bei der EU besteht Hoffnung auf eine Verbesserung: Zwar sind die Emmissions- und Klimaeffizienzwerte eher schlecht, aber die Klimapolitik der Europäischen Union erhält gute Noten.
Die Volksrepublik China schafft es zum ersten Mal in die Kategorie "mäßig" und belegt den 33. Platz. Im Keller des Index finden sich acht der G20-Staaten. Dazu gehören auch die beiden Schlusslichter: USA und Saudi-Arabien schneiden schlecht bis sehr schlecht in beinahe allen Bewertungsbereichen ab. (hol)