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London hebt Fracking-Verbot wegen Energiekrise auf

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt: Der britische Energieminister hat jedoch einen einschlägigen Ruf.
22.09.2022

Fracking ist umstritten: Weil mit Chemikalien in den Gesteinsschichten gearbeitet wird, kann es für das Grundwasser und die Umwelt gefährlich sein.

Die neue britische Regierung hebt wegen der rasant steigenden Energiepreise ein Fracking-Moratorium auf. «Angesichts der illegalen Invasion von (Kremlchef Wladimir) Putin in der Ukraine und des Missbrauchs von Energie als Waffe hat die Stärkung unserer Energiesicherheit absolute Priorität», sagte Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg am Donnerstag. Damit solle zugleich sichergestellt werden, dass Großbritannien bis 2040 zum Nettoenergieexporteur wird.

«Um das zu erreichen, müssen wir alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten durch Solar-, Wind-, Öl- und Gasförderung erkunden», sagte Rees-Mogg. Die Aufhebung des Moratoriums erlaube, nach Quellen für heimisches Gas zu suchen. Der Minister gilt als Gegner grüner Energien und hat wiederholt die Ursachen des Klimawandels bezweifelt.

Truss: "Wir sollten alle Optionen prüfen"

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. In Deutschland ist die Methode verboten. In Großbritannien war 2019 ein Moratorium verhängt worden. Die Konservative Partei hatte sich in ihrem Wahlprogramm zu dem Fracking-Stopp bekannt.

Nun verteidigte die neue Parteichefin und Premierministerin Liz Truss die Aufhebung. «Fracking ist ein Teil des Energiemixes, wir sollten alle Optionen prüfen», sagte Truss am Rande der UN-Generalversammlung in New York. «Keine Option sollte vom Tisch sein, um unsere Energiesicherheit zu verbessern, denn das ist das Hauptproblem, mit dem wir konfrontiert sind.»

Eine Studie der British Geological Survey ergab, dass es nur ein «begrenztes Verständnis der britischen Geologie und der Onshore-Schiefergasreserven» gebe. Das Wirtschaftsministerium betonte nun, gerade deshalb sollten nun mehr Probebohrungen zugelassen werden, Anträge würden nur dort in Erwägung gezogen, «wo es örtliche Unterstützung» gebe, hieß es.

VKU warnt vor dem Fracking

Passend zur Ankündigung aus London äußert sich VKU-Vizepräsident Karsten Specht zu den Plänen: "Wasser ist eine schützenswerte und wertvolle Ressource. Mehr und mehr wird sie auch zum entscheidenden wirtschaftlichen Standortfaktor. Wasser ist systemrelevant." Zusätzliche Risiken für die Wasserressourcen, die durch unkonventionelles Fracking entstehen könnten, müssten deshalb unbedingt vermieden werden.

"Eine durch unkonventionelles Fracking verunreinigte Wasserressource steht für die Trinkwassergewinnung nicht mehr zur Verfügung, das Wasserdargebot für die Trinkwasserversorgung würde weiter reduziert. Gerade das können wir uns in Zeiten zunehmender Trockenheit und Dürre nicht leisten", betont Specht. Das bestehende Verbot von unkonventionellem Fracking insbesondere in Wasserschutzgebieten und Einzugsgebiet für die Wasserversorgung müsse deshalb unbedingt aufrecht erhalten werden. 

Fracking bräuchte Jahre für einen Ertrag

Die lauter werdende politische Forderung nach einer Aufhebung dieses Verbotes gibt auch keine zufriedenstellende Antwort auf die aktuelle Lage. Dies bestätigt die Expertenkommission Fracking. Selbst bei einem zeitnahen Beginn der Erschließungsmaßnahmen würde erst in Jahren in nennenswertem Umfang Gas gefördert werden können. Heute spricht sich aber nur jeder Vierte in Deutschland für Fracking aus (ARD-Deutschland Trend vom 4. August 22).“ (dpa/gun)