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Österreich forciert Photovoltaik auf Dächern

Österreich legte ein “Eine-Million-Dächer-Programm" zur Förderung der Photovoltaik auf. Der Banchenverband begrüßt die Initiative, fordert jedoch weitergehende Schritte.
13.09.2020

Österrreich möchte die Photovoltaik bis 2030 auf 11 Gigawatt ausbauen, ein wichtiger Baustein hierfür ist das neue "Eine-Million-Dächer-Programm".

Jüngst präsentierte Bundesministerin für Klimaschutz Leonore Gewessler das „Eine-Million-Dächer-Programm“ als Teilmaßnahme zum Solarstromausbau im Rahmen des kommenden Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG). Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) begrüßte das Programm grundsätzlich, drängt jedoch auf weitergehende Schritte.

“Um den notwendigen PV-Boom zu erreichen müssen wir die Bremse lösen und brauchen dazu neben dem Bund auch Länder und Gemeinden mit an Bord. Dort liegen wesentliche Kompetenzen, um Gebäude- und Flächennutzung erst zu ermöglichen. Hier gilt es entsprechende Maßnahmen zur Solar-Revolution zu setzen”, erklärte Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria (PVA).

2,4 Mio. Gebäude, aber nur 20 Prozent auch tatsächlich nutzbar

Das „Eine-Million-Dächer-Programm“ sei ein deutlicher Handlungsauftrag an die Bundesländer, um hier wichtige weitere Schritte zu setzen. Zwar verfüge Österreich mit 2,4 Mio. Gebäude vermeintlich über genug Dachflächen zur Produktion von Sonnenstrom mittels Photovoltaik(PV)-Anlagen.

Dennoch zeige eine aktuelle Analyse von Hubert Fechner, dass von dem Gebäudebestand unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen nur ein Teil – nämlich knapp 20 Prozent – auch tatsächlich nutzbar sei

Bürokratische Barrieren auf Landesebene abbauen

Technische, wirtschaftliche, ökologische, soziale und vor allem bürokratische Faktoren reduziererten das Dachpotential dramatisch. Folgend könne nur jedes fünfte Gebäude mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen könne damit gerade einmal die Hälfte des „Eine-Million-Dächerprogramms“ umgesetzt werden.

Das entspreche einer installierten PV-Leistung von vier Gigawatt (GW) bzw. 36 % des angestrebten PV-Zubaus von 11 GW bis 2030. Damit das grundsätzlich hohe Potential an Dachflächen in Österreich auch nutzbar werde, müssten bestehende Rahmenbedingungen „entstaubt“ und PV- freundlicher sowie bessere Informationsgrundlagen geschaffen werden. Ein konsequenter Abbau von Barrieren auf Landesebene sei unerlässlich.

Verstärkte Doppelnutzung von Verkehrs- und Freiflächen

„Die Dachpotenziale sind in jedem Fall vollständig auszuschöpfen und die restlichen Kapazitäten werden wir mit anderen Flächen erschließen müssen. Dazu braucht es eine verstärkte Doppelnutzung von Standorten wie Verkehrs- oder Freiflächen sowie den Einsatz innovativer PV-Anwendungen auf Lärmschutzwänden oder als schwimmende PV“, erläutert Paierl die umfassenden Einsatzmöglichkeiten der PV

Das geplante Begleitprogramm zur Verbesserung der Mobilisierung von Dachanlagen, spezielle Fördertöpfe für innovative Anlagen sowie ein jährliches Monitoring seien daher wichtige Maßnahmen zur Zielerreichung.

PV-Pflicht für neue Gebäude einführen – Wien als Vorbild

Ohne einer verpflichtenden Errichtung von PV-Anlagen auf neu errichteten Gebäuden, seien die Ziele des „Eine-Million-Dächer-Programms“ daher kaum erreichbar. „Ähnliche Vorschriften, wie der Anschluss an die Wasser- bzw. Abwasserversorgung oder die Einhaltung eines gewissen Baustandards, bestehen bereits für den Gebäudeneubau.

Diese Vorgaben sind mit der verpflichtenden PV- Anlagenerrichtung zu vervollständigen. Wien geht hier mit gutem Beispiel voran“, bringt es Paierl auf den Punkt. In den nächsten 10 Jahren würden 250.000 neue Gebäude errichtet, wenn sich der bisherige Trend fortsetzte.

2,1 GW zusätzliche Leistung durch PV-Pflicht

Allein mit einer österreichweiten PV-Verpflichtung im Neubau könne bis 2030 eine PV-Leistung von 2,1 GW installiert werden, immerhin entspreche das 20 % des notwenigen PV- Zubaus bis 2030. (hcn)