ReUse-Konferenz fordert europaweite Regeln für Plastikabfälle
In Brüssel findet derzeit die ReUse-Konferenz statt, wobei das englische Verb für Wiederverwertung, „reuse“, der Konferenz ihren Namen gibt. Die Veranstalter sind die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Europäische Verband der Getränkefachgroßhändler (Cegrobb), der Verband Private Brauereien Deutschland und die Reloop Platform, ein Verein zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Sie forderten die Europäische Kommission anlässlich der ReUse-Konferenz dazu auf, Mehrwegsysteme im Kampf gegen Plastikabfälle gezielt zu fördern.
Die Europäische Kommission setzt sich im Rahmen ihrer Plastikstrategie bereits dafür ein, dass weniger Kunststoffabfall entsteht, weniger Müll in der Umwelt landet und eine echte Kreislaufwirtschaft vorangebracht wird. Die ReUse-Veranstalter fordern nun, dass hierfür verbindliche Wiederverwendungsquoten festgelegt, der Einsatz von Mehrwegverpackungen finanziell bessergestellt und eine transparente Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg vorgeschrieben werden.
Europaweite Regelung gefordert
„Die weltweite Kunststoffproduktion ist seit den 1960er Jahren auf das 20-Fache angestiegen. 95 Prozent der Plastikverpackungen gehen in Europa nach einmaligem Gebrauch verloren, weil sie verbrannt, deponiert oder illegal in der Umwelt entsorgt werden“, beklagt Michel Haelterman, Vorsitzender des Cegrobb. Er verweist auf Branchen, in denen die Kreislaufwirtschaft funktioniert: „Im Bereich der Getränkeverpackungen und Transportkisten für Fleisch, Obst und Gemüse gibt es bereits erfolgreiche Mehrwegsysteme, die jedoch viel stärker durch die EU gefördert werden sollten.“
In Deutschland gibt es bereits eine gesetzlich festgelegte Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent. Der Geschäftsführer des Verbands Private Brauereien Deutschland, Roland Demleitner, fordert nun: „Verbindliche Wiederverwendungsquoten müssen dringend für die gesamte EU festgelegt werden.“ Besser als eine Mehrwegquote für die Branche sei zudem eine Quote, die zwingend von jedem einzelnen Marktakteur gleichermaßen umgesetzt werden muss. So könnte kein Unternehmen mehr die Verantwortung zur Quotenerreichung auf andere abwälzen.
DUH fordert Plastiksteuer
„Auf europäischer Ebene müssen wiederverwendbare Verpackungen durch Anreizsysteme gefördert werden“, fordert die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Solange es attraktiver sei, auf Einweg oder Müllverbrennung zu setzen, fehle den meisten Unternehmen die Motivation, nachhaltiger zu werden. Metz weiter: „Die EU sollte die Mitgliedsstaaten zur Förderung von Mehrwegsystemen verpflichten. Diese könnten dann beispielsweise durch steuerliche Erleichterungen für Mehrwegverpackungen deren wirtschaftliche Attraktivität steigern.“ Metz brachte auch eine einheitliche europäische Plastiksteuer ins Gespräch.
Zum siebten Mal verliehen die DUH, Cegrobb, der Verband Private Brauereien Deutschland und Reloop den „European Refillable Award“. Mit dem Preis ehren die Organisationen richtungsweisende Beispiele für die Optimierung und Stärkung von Mehrwegsystemen im Getränkebereich. In diesem Jahr wurde die brandenburgische Molkerei Brodowin ausgezeichnet, die für die regionale Vermarktung von Frischmilch umweltfreundliche Mehrwegflaschen einsetzt. Dadurch werden Abfälle vermieden, wertvolle Ressourcen geschont und das Klima entlastet.
Ein Preis für den FC Bayern
Erstmals wurde in diesem Jahr zudem der „Reusable Award“ für besonders umweltfreundliche Verpackungssysteme außerhalb des klassischen Einzelhandels verliehen. Erster Gewinner ist der FC Bayern München. Damit wird anerkannt, dass in den Heimspielen in der Allianz Arena zum Ausschank von Getränken Mehrwegbecher genutzt werden, die regional gespült und gereinigt werden. Durch den Einsatz dieser Mehrwegbecher werden pro Saison 1,9 Millionen Einweg-Plastikbecher vermieden. (sig)