Neue Runde im Gaspoker: Lukaschenko droht, Kreml beschwichtigt
Russland hat nach Drohungen des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko, den Gastransit in die EU einzustellen, sichere Energielieferungen garantiert.
"Russland war, ist und wird immer ein Land sein, das seine Verpflichtungen zur Gasversorgung der europäischen Verbraucher erfüllt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben der Agentur Interfax. Die "zuverlässigen Lieferungen" erfolgten unabhängig von den Handlungen Minsks.
Lukaschenko droht
Lukaschenko hatte angesichts möglicher neuer Sanktionen der EU gegen Belarus damit gedroht, den Gastransit durch die Jamal-Europa-Leitung einzustellen. Das Außenministerium in Minsk warnte am Freitag die EU erneut vor Strafmaßnahmen und drohte eine "harte Reaktion" an.
Diskutiert werden die neuen Sanktionen im Westen im Zusammenhang mit den Tausenden gestrandeten Migranten in Belarus an der EU-Grenze zu Polen. Lukaschenko steht in der Kritik, die Menschen dorthin geschleust zu haben, um den Westen unter Druck zu setzen. Er will eine Aufhebung bereits erlassener Sanktionen erreichen.
Lieferungen über Belarus gesenkt
Die Jamal-Europa-Pipeline transportiert nur einen geringen Teil des Gases in den Westen. Der russische Gaskonzern Gazprom senkte die Lieferungen über Belarus am Freitag um 40 Prozent, wie die Staatsagentur Ria Nowosti in Moskau meldete.
Experten hatten erwartet, dass die über Belarus führende Pipeline zum Auffüllen der Gasspeicher in Deutschland genutzt werden würde.
Gaspreis scheinbar unbeeindruckt
Gazprom erhöhte nun nach Angaben aus Kiew den Transit über die Ukraine. "Die täglichen Transitmengen sind nach einer Senkung auf fast 57 Millionen Kubikmeter in den ersten Novembertagen auf die Vertragsmengen von 109 Millionen Kubikmeter zurückgekehrt", teilte der Chef des Betreiberunternehmens des ukrainischen Gastransportsystems, Serhij Makohon, auf Facebook mit.
Scheinbar unbeeindruckt zeigten sich Energiehändler am besonders liquiden Handelspunkt TTF. Der Gaspreis bewegte sich am Spotmarkt seitwärts auf noch immer hohem Niveau zwischen 72 und 74 Euro pro MWh. Nur leicht ging der Frontmonatskontrakt hinauf. Er schloss am Freitagabend bei einem Wert von 75,50 Euro pro MWh. (dpa/aba)