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Schröder: Früheres Kohle-Aus hängt von Gas als Brückentechnologie ab

Der Alt-Kanzler ist Verwaltungsratspräsident beim Nord Stream 2-Betreiber Grazprom. Bezahlbare Energieversorgung für Industrie und Verbraucher sei ohne Gas als Übergangstechnologie nicht denkbar, so Schröder.
28.10.2021

Das russische Erdgasunternehmen Gazprom steht vor dem Hintergrund steigender Gaspreise und dem Erdgaspipeline-Projekt Nord Stream 2 in der Kritik. (Symbolbild)

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat im Bezug auf einen früheren Kohleausstieg die Bedeutung von Gas als Brückentechnologie hervorgehoben. "Ob man den Kohleausstieg wirklich vorziehen kann, das wird auch davon abhängen: Wie weit ist man mit den erneuerbaren Energien, und vor allen Dingen, wie weit ist man mit Gas als einer Brückentechnologie, die von den fossilen Energieträgern sicher die umweltpolitisch beste ist", sagte Schröder in der neuen Ausgabe seines Podcasts "Die Agenda".

Schröder ist unter anderem Präsident des Verwaltungsrats beim Betreiber des Erdgaspipeline-Projekts Nord Stream 2, das Gas von Russland nach Deutschland transportieren soll. SPD, Grüne und FDP hatten in ihren Sondierungen für eine Regierungsbildung vereinbart, "idealerweise" schon bis 2030 aus der Kohle auszusteigen.

Kritik an Baerbock

Schröder betonte: "Es liegt wirklich im deutschen Interesse, genügend Gas zur Verfügung zu haben." In keinem Fall werde man eine bezahlbare Energieversorgung für Industrie und Verbraucher hinkriegen, wenn man Gas nicht als Übergangstechnologie nutze.

Kritik äußerte Schröder an den Grünen und ihrer Parteivorsitzenden Annalena Baerbock, die dafür plädiert hatte, Nord Stream 2 vorerst keine Betriebserlaubnis zu erteilen. "Wir haben zu Recht darauf bestanden: Alle Genehmigungen sind in Ordnung, und sie müssen nach Recht und Gesetz behandelt werden und dürfen nicht einer politischen Intervention zum Opfer fallen", sagte Schröder.

Sorgen um Pendler

Schröder äußerte sich besorgt über die Auswirkungen steigender Energiepreise. "Das, was mich umtreibt, ist natürlich das Problem vieler, die vom Land in die Stadt pendeln müssen, weil der öffentliche Nahverkehr bringt sie nicht pünktlich zum Arbeitsplatz. Für die ganz normalen Familien mit ganz normalem Verdienst ist das schon ein Problem."

Man müsse bei der Klimapolitik auch die Menschen mitnehmen. "Und wenn die Belastungen eine Belastungsgrenze für ganz normale Verdiener überschreiten, dann werden die populistischen Strömungen anheim fallen", warnte Schröder. Der SPD-Politiker war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler. (dpa/jk)