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Uni Cambridge fordert CO2-Mindestpreis

Die Unterstützer eines politisch festgelegten CO2-Preises bekommen Schützenhilfe von einer altehrwürdigen Institution: der Universität Cambridge. Welches Preisniveau und Preisfindungssystem sie fordert:
28.06.2018

Einen sozial ausgewogenen CO2-Preis, um unter anderem die klimaschädlichen Emissionen der Kohlekraftwerke zu verteuern, fordert German Watch.

Die Judge Business School der Universität aus dem britischen Cambridge empfiehlt Europa die Einführung einer CO2-Abgabe entweder auf EU- oder auf nationaler Ebene. Sie solle so bemessen sein, dass sie den Preis von Treibhausgas-Ausstoßrechten auf 25 bis 30 Euro pro Tonne ansteigen lässt. Dies steht in dem 28-seitigen englischsprachigen Politikpapier "When is a carbon price floor desirable?", die die Managementschule am Donnerstag veröffentlichte. Sie klinkt sich damit in die klimapolitische Debatte ein.

Aus Sicht der Autoren David Newberry, David Reiner und Robert Ritz hat das Europäische Emissionshandelssystem (EU-ETS) bisher kein Preissignal gesetzt, das zum Übergang zu einer dekarbonisierten Volkswirtschaft 2050 oder auch nur zum Erreichen des 40-Prozent-Minderungsziels der EU bis 2030 anreize. Der CO2-Preis habe sich Anfang der Zehnerjahre meistens zwischen fünf und zehn Euro pro Tonne bewegt (derzeit 15,20 Euro). Das Niveau liege auch deutlich unter den sozialen Kosten der Treibhausgase (SCC).

"Hybrides Instrument effizienter als CO2-Steuer"

Cambridge will das ETS aber nicht abgeschafft wissen, sondern durch die Einführung einer Mindestabgabe (carbon price floor, CPF) zu einem "hybriden Instrument" aus Marktmechanismen und politischer Preissetzung machen. Dies lasse sich auf EU-Ebene im Rahmen des ETS-Regelwerks erreichen. Einen CPF halten die Wissenschaftler auch für effizienter als eine CO2-Steuer alleine.

Die vorgeschlagene CO2-Abgabe ("carbon levy") solle bis mindestens 2030 jährlich um drei bis fünf Prozent über der Inflationsrate erhöht werden, um einen Preiskorridor von 25 bis 30 Euro zu erreichen. Sie hätte aus Cambridges Sicht den zusätzlichen Charme, Investoren ein klares Signal über drei Jahre hinaus in die Zukunft zu geben, egal, welche Klimapolitik sonst gefahren werde. Der CO2-Markt sei derzeit für ferner liegende Lieferjahre kaum liquide.

Studie konzentriert sich auf Kraftwerke

Dies alles zeige auch die Erfahrung mit dem Mindestpreis in England seit 2013, in Holland seit 2017, in nordamerikanischen Regionen, Ozeanien und Peking. Frankreich strebt seit 2016 einen EU-einheitlichen CPF an. Nationale CPF oder ein Plafonds allein für Nordwesteuropa könnten aber nach Ansicht der Autoren eine ähnliche Rolle spielen, weil sie sich in klimapolitisch ehrgeizigeren Ländern leichter durchsetzen ließen.

Und auch die Judge Business School würde bei den Kraftwerken anfangen. Die Studie konzentiert sich auch darauf. Die Stromwirtschaft spiele einfach eine zentrale Rolle in der frühzeitigen Dekarbonisierung und in der "Aufmerksamkeit", die die Politik ihr aktuell gibt. (geo)