Recht & Regulierung

Next bringt Mischpreise vor Gericht

Die Änderung beim Zuschlag für Regelenergie bevorzugt alte Meiler, meint das Kölner Unternehmen.
27.06.2018

Energiehändler: Durch Umstellung auf Leistungspreise viele Unternehmen vor dem Aus?

Next Kraftwerke will die beschlossenen Änderungen beim Zuschlag für die Minuten- und Sekundärreserve stoppen. Das Kölner Unternehmen hat gegen die Festlegungen der Bundesnetzagentur vom 8. Mai Beschwerde eingelegt und beim Oberlandesgericht Düsseldorf einen Eilantrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung gestellt. Das vom Regulierer festgelegte Mischpreisverfahren gefährde die Versorgungssicherheit, treibe die Kosten für Netznutzer und behindere die Integration neuer Technologien in die Regelenergiemärkte.

Das Mischpreisverfahren war eine Reaktion der Regulierungsbehörde auf den Mondpreis von 77.777 Euro, den die Übertragungsnetzbetreiber im vergangenen Jahr tatsächlich einige Stunden lang für die Megawattstunde Regelenergie zahlen mussten. Ab dem 12. Juli soll nun gelten, dass beim Zuschlag nicht mehr nur der Leistungspreis, sondern auch der gebotene Arbeitspreis berücksichtigt wird.

Abgeschriebene Kraftwerke im Vorteil

Dies aber - so die Warnung von Next - führt zwangsläufig zu einer Erhöhung der Leistungspreise. Nach einer Berechnung des Unternehmens wären etwa in der Kalenderwoche 24 (11. bis 17. Juni) unter Berücksichtigung von strategischen Geboten die Kosten für die Leistungsvorhaltung der Sekundärreserve von 0,5 auf 3 Mio. Euro gestiegen; die Abrufkosten  hingegen nur von 1,4  auf 1,3 Mio. Euro gesunken.

Das Mischpreisverfahren bevorzuge alte, abgeschriebene Kraftwerke mit hohen Leistungs-, aber niedrigen Arbeitspreisen. Es reize zudem Marktakteure an, benötigte Mehr- oder Mindermengen zur Bilanzkreisglättung nicht mehr über die kurzfristigen Handelsmärkte zu besorgen, sondern über das Inkaufnehmen von nun günstigen Ausgleichsenergiekosten. Dieses Verhalten würde zu enormen Netzrisiken führen und mittelfristig den Bedarf – und die Kosten – von auszuschreibender Regelenergie erhöhen. Gefährdet werde auch die weitere Flexibilisierung des Stromsystems, etwa die Integration von Demand-Side-Management-Potenzialen in den Strommarkt. (wa)