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70 Jahre ZfK – Modebewusst im Dienst

1973: Strenge Uniformen durch zivilere Schnitte ersetzt – Dunkle Farben sind passé
03.06.2024

Bremer Müllwerker im neuen Dreß

70 Jahre ZfK – Seit Juni 1954 berichtet die Zeitung für kommunale Wirtschaft aus und für die kommunalen Versorgungsunternehmen. Höchste Zeit also für einen Rückblick. In den Archiven finden sich dabei immer auch ganz besondere „Schätzchen“: 1973 machte die ZfK den Modejournalen Konkurrenz und schrieb über Dienstkleidung im Nahverkehr und bei Entsorgern.

Auch Dienstkleidung kann modisch sein. Zu diesem Schluss kommen immer mehr Nahverkehrsunternehmen, Energie- und Wasserwerke, Stadtreinigungsämter und andere Kommunalbehörden. Die Zeiten, in denen Arbeitskleidung nur zweckmäßig, aber nicht schön war, sind zum Glück vorbei. Heute zeigt man Mut zu Schnitten und Stoffen mit Pfiff  – ja zur Farbe. Die kann – in grellen Tönen – etwa für Müllwerker sehr nützlich, unter Umständen lebensrettend sein. Hier ein Überblick über derartige »Mode-Neuheiten« in bundesdeutschen Städten:

  • Fahrerinnen und Fahrer der Kölner Verkehrs-Betriebe AG in neuer Dienstkleidung. Links zum Vergleich der Fahrlehrer des Unternehmens in der alten Uniform, die daneben recht eintönig wirkt. Die Damen können im Winter den Rock gegen lange Hosen austauschen.

Nach 15 Jahren Gewöhnung an dunkles Anthrazit erhielt die Dienstgarderobe des Fahr- und Aufsichtspersonals der Kölner Verkehrs-Betriebe AG in diesem Jahr eine »zivile« Note. Man wählte einen Gabardinestoff in freundlichem Hellgrau, für den Sommer luftdurchlässiges Frescomaterial. Nur ein Emblem auf der Brusttasche und die Mützen für Männer deuten darauf hin, dass diese Kleidung »offiziell« ist.

Rang- und Funktionsabzeichen wurden abgeschafft

Die Uniform der KVB-Damen präsentiert sich als schlichtes Kostüm: ausgestellter knielanger Rock, taillierte einreihig geknöpfte Jacke mit Revers, zwei Seiten- und einer Brusttasche, abgerundeten Ecken und Steppnähten. Wahlweise können die Kölner Schaffnerinnen und Fahrerinnen statt des Rockes auch lange Hosen tragen. Die Beinkleider der männlichen Kollegen sind bequem durch verstellbaren Bund und modischen Beinschnitt. Die Jacke hat runde Ecken, zwei Seitentaschen mit Klappen und eine Brusttasche. Vervollständigt wird die Dienstkleidung für Frauen und Männer durch passende Blusen bzw. Hemden mit Krawatten und den warmen Mantel. Rang- und Funktionsabzeichen wurden abgeschafft – mit Ausnahme der Mützenkordel fürs Aufsichtspersonal.

Auch die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Karlsruhe ließen einen neuen Dienstdress für ihre männlichen Außendienst-Mitarbeiter entwerfen: Zur Gürtelhose mit zwei paspelierten Seiten- sowie zwei Gesäßtaschen mit Patten gehört ein Jackett mit einreihigem Drei-Knopf-Verschluss (Zivilknöpfe), fallendem Revers, Rückenschlitz, zwei Seiten- sowie einer Brusttasche. Material: Kammgarn-Gabardine, 100 Prozent Schurwolle, blau-schwarz meliert mit Scotchguardausrüstung. Die Sommerhose besteht aus Fresco, 55 Prozent Trevira, 45 Prozent Schurwolle, blaugrau.

Zum Dienstanzug gehören weiter ein einreihiger Vier-Knopf-Mantel mit Revers, zwei schrägen Leistentaschen und Rückenschlitz sowie ein Stutzer im selben Stil. Material: Kammgarn-Trikot, 100 Prozent Schurwolle, blaugrau, mit Silicon-Imprägnierung.

Namensschilder sagen Fahrgästen, mit wem sie es zu tun haben

Zum silbergrauen Baumwollhemd mit Lang- oder Kurzarm tragen die Karlsruher Fahrer und Schaffner eine blaue Trevira-Krawatte, zum Mantel einen mausgrauen Schal aus Merinowolle. Die Schirmmütze ist aus Jackenstoff und mit farbigem Stadtwappen und blauer Stoffkordel verziert; Verkehrsmeister erkennt man an der Aluminium-Kordel. Die früher üblichen Kragenspiegel mit Flügelrad und Alu-Litze wurden durch silberfarbige Stickabzeichen ersetzt.

Schaffner und Fahrer der Trierer Verkehrsbetriebe erscheinen seit Kurzem in dunkelblauem Sakko, hellblauer Hose, stahlblauem Hemd und Krawatte mit den Stadtfarben als Querstreifen. Besonderer Kundendienst: Ein Namensschild am Revers der Anzugjacke sagt dem Fahrgast, mit wem er es zu tun hat.

Bei den Müllwerkern geht es mittlerweile bunt zu

Bunt geht es mittlerweile bei den Müllwerkern in vielen Städten zu: Hier dominieren nach jahrzehntelang als »praktisch« empfundenem Grau sonniges Gelb und Orange. So werden die Arbeiter im Straßenverkehr von Autofahrern besser bemerkt – und sehen gleich freundlicher aus. 

Das Amt für Stadtentwässerung und Stadtreinigung in Bremen kleidet seine Außendienstmitarbeiter in orangefarbige Overalls und Jacken. Dazu gehören gelbe Hemden und Schirmmützen (ebenfalls orange). Im Winter ziehen die Männer Hosen und Jacken aus warmem, weichem Kunststoffmaterial an. Bisher steckten die rund 220 Müllwerker, 100 Straßenkehrer und 70 Kraftfahrer in Blauzeug, Manchesteranzügen und rot gestreiften Warnwesten aus Kunststoff, die sich wegen unzureichender Luftdurchlässigkeit nicht bewährten. 

Nicht ganz so farbenfroh zeigen sich seit einiger Zeit Hamburger Müllwerker. Ihre Dienstkleidung besteht aus rehbrauner Latzhose und gleichfarbiger Jacke mit abknöpfbarem Koller aus orangefarbigem Kunststoff. Material des Anzugs: 65 Prozent Trevira, 35 Prozent Baumwolle. Rollkragenpullover aus orangefarbenem Helancagewebe und rehbraune Mütze mit Skai-Schirm vervollständigen den Anzug.

Zwanzig Frankfurter Saubermänner stiegen – vorerst versuchsweise – aus dunklen Manchesteranzügen in orange-gelb gefärbte Hosen und Jacken um. Die Schutzkleidung aus stark gezwirntem Stoff passt in der Farbe zu den Fahrzeugen von Müllabfuhr und Stadtreinigung. Die Anzüge haben sich bis jetzt gut bewährt und werden voraussichtlich für alle Müllwerker und Straßenkehrer eingeführt. Bisherige Versuche, die Männer im Straßenverkehr durch Leuchtstreifen an Mützen und Gürteln auffallender zu machen, schlugen fehl.