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Crowd gegen Corona – ungebrochene Solidarität

Allmählich findet Deutschland zurück in eine „neue“ Normalität, das kann die wirtschaftlichen Schäden vielerorts jedoch kaum wettmachen. Die kommunalen Crowds sind daher gefragt wie nie.
05.06.2020

Mit "Crowd gegen Corona" haben auch VKU-Mitglieder ohne eigene Crowd die Möglichkeit, Betroffene vor Ort zu unterstützen und gleichzeit Crowdfunding als Sponsoring-Tool für sich zu testen.

Es vergingen nur wenige Tage nach dem Corona-Lockdown bis Stadtwerke und Kommunalversorger erkannt haben, welches Potenzial ihre Crowdfunding-Plattformen für Gastronomen, Einzelhändler und Vereine bieten, um die finanzielle Krise der Pandemie abzufedern. Kurzerhand lockerten zahlreiche Crowds ihre Zugangsvoraussetzungen, sodass Betroffenen schnell und unbürokratisch geholfen werden kann – für die Kommunalen fast schon eine Selbstverständlichkeit, wie die Leipziger Gruppe betont: „Die aktuelle Situation stellt uns alle vor große Herausforderungen – so auch Vereine und Initiativen. Solidarität und Unterstützung ist mehr denn je gefragt. Und da wir als Leipziger Gruppe unter Daseinsvorsorge viel mehr als nur die Versorgung mit Energie, Mobilität und Wasser verstehen, ist es uns eine Herzensangelegenheit, jetzt einmal mehr zu beweisen, dass wir für Leipzig da sind.“

Und die Leipziger legten kräftig vor, allein 50.000 Euro kamen für den Sportverein SC DHfK Leipzig zusammen, um die laufenden Kosten zu decken und das Angebot für Post-Corona-Zeiten aufrecht zu erhalten.

Tafeln haben besonderen Bedarf

Ähnlich solidarisch zeigten sich auch Potsdam, Jena, Oberhausen und auch die Menschen im Netzgebiet der Wemag. Besonders herausgestochen sei dabei die Unterstützungsbereitschaft für die Tafeln in der Region. Gleich mehrere Projektanfragen gab es zu diesem Thema, eine davon schaffte es auf die Plattform der Schweriner. Statt der geplanten 500 Euro wurden 4815 Euro gesammelt. Der komplette WEMAG-Fördertopf floss dafür im April in dieses Projekt. „Es ist ein tolles Beispiel dafür, dass viele kleine Beträge Großes bewirken und wie gut die Plattform funktioniert, um schnell und einfach viele Unterstützer zu finden“, so die Wemag.

Entscheidend für die Erfolge der kommunalen Crowds als Corona-Soforthilfemaßnahme war unter anderem die schnelle, technische Anpassung der Plattformen. Nicht einmal 24 Stunden habe es gedauert, bis die Wemag-Crowd für alle Betroffenen offen stand. Doch nicht nur die „alten Hasen“ des kommunalen Crowdfundings zeigten sich solidarisch, auch VKU-Mitglieder ohne eigene Crowd unterstützen krisengebeutelte Gastronomen, Einzelhändler oder Vereine. Möglich wurde das über die nationale Crowdfunding-Plattform des VKU Verlages (https://www.kommunales-crowdfunding.de/).

65 Projekte und 120.000 Euro Fördergelder

Unter dem Leitmotiv „Crowd gegen Corona“ werden auf der nationalen Plattform nicht nur alle Vorhaben der 20 bestehenden Crowds beworben, sondern auch Stadtwerke und Versorger ohne eigene Schwarmfinanzierung können das Angebot des VKU Verlages nutzen. Projektstarter können sich direkt bei der nationalen Plattform bewerben, geht das Vorhaben online, wird es über ein Widget auf der jeweiligen Homepage des Kommunalunternehmens ausgespielt. Damit die Chance einer erfolgreichen Finanzierung steigt, werden die Projekte per Postleitzahl den jeweiligen Crowd-Neulingen zugeordnet.

Mittlerweile haben laut Torsten Lührs, Geschäftsführer von fairplaid, über 30 Partner das kostenlose Hilfsangebot angenommen und geholfen, dies weiterzuentwickeln, um möglichst vielen Vereinen und Institutionen in den Regionen zu helfen. Durch außergewöhnliche Fördertöpfe und Förderformen in Höhe von insgesamt über 120.000 Euro sowie durch beschleunigte Prozesse seien nun schon, nach den ersten Starts vor rund vier Wochen, 65 angelegte Projekt zusammengekommen. „Diese bearbeiten wir mit unserem Team nun täglich, um sie optimal vorzubereiten und erfolgreich zu gestalten.“

Crowdfunding als Sponsoring-Tool gratis testen

Bei den Stadtwerken Troisdorf hat das bereits geklappt, sie konnten bereits zwei Projekte erfolgreich unterstützen. Während der Tennisverein „TCT Haus Rott“ fast 2000 Euro für einen Hygienetower eingesammelt hat, kann das Frauenzentrum der Stadt nun mit über 500 Euro Hygieneschutzwände aufbauen. „Mit der Crowd wird eine maximale Reichweite erzielt und für Aufmerksamkeit in der Bevölkerung gesorgt. Das würde ein Verein oder ein Unternehmen allein so nicht schaffen“, heißt es aus Troisdorf.

Zudem beweise der Erfolg, wie gut das System bei den Menschen vor Ort ankommt. Bis Ende Juli hat der VKU Verlag seine nationale Plattform vorerst geöffnet, die Zeit wollen die Troisdorfer nutzen, um Crowdfunding als neuen Sponsoring-Ansatz zu testen, denn nur so ließen sich Vor- und Nachteile des bisherigen Modelles herausfinden.

Erstes Projekt in der Pipeline

Auch die Stadtwerke Speyer nutzen das Angebot des VKU Verlages und wollen demnächst ein Projekt auf ihrer Homepage veröffentlichen: „Mit Crowdfunding gehen die Stadtwerke Speyer neue Wege. Besonders hat uns beim Crowdfunding begeistert, dass wir nicht der alleinige Geldgeber sind, sondern einen Vorhabenträger unterstützen, der Leute von seinem Projekt überzeugen will. Projekte, für die mehrere Leute zu gewinnen sind, sind in der Regel mit starker emotionaler Bindung, Kreativität und Innovation verbunden. Eigenschaften die auch gut zu den Stadtwerken Speyer passen.“ (ls)

Mehr zu den Erfahrungen der Stadtwerke und Versorger gibt es in der ZfK-Juni-Ausgabe, die am Montag, 8.6., erscheint.