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Datteln 4 geht erst im Sommer 2020 in Betrieb

Erneute Verzögerungen beim Steinkohlekraftwerk belasten das Quartalsergebnis von Uniper. Zudem droht Ärger mit dem Hedgefonds Elliott wegen Fortum.
08.05.2018

Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen, Uniper drängt auf eine Inbetriebnahme bis in diesem Sommer.

Weitere Pannen beim im Bau befindlichen Steinkohlekraftwerk Datteln 4: Weil beschädigte Kesselwände komplett ausgetauscht werden müssen, werde der Kraftwerksblock voraussichtlich erst im Sommer 2020 in Betrieb gehen, teilte der Kraftwerksbetreiber Uniper bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal mit.  Ende vergangenen Jahres hatte das Unternehmen die Inbetriebnahme bereits auf das vierte Quartal 2018 verschoben - einen Termin, den Konzernchef Klaus Schäfer bei der Bilanzpressekonferenz Anfang März nicht mehr bestätigen wollte. Uniper hat bislang gut eine Milliarde Euro in das Kraftwerk investiert, das ursprünglich 2011 ans Netz gehen sollte.

Operatives Ergebnis sinkt im ersten Quartal um fast ein Drittel

Als Folge der neuerlichen Probleme bei Datteln 4 muss das Unternehmen rund 270 Mio. Euro abschreiben. Das Nettoergebnis sank von 733 Mio. Euro auf 114 Mio. Euro. Zudem fielen im Vorjahresvergleich Gewinnbeiträge der verkauften Gasfeldbe teiligung Yushno Russkoje sowie von stillgelegten Kraftwerksblöcken in den Niederlanden und Schweden weg. Negative Währungseffekte sowie niedrigere Preise vor allem für Wasser und Kernkraft belasteten das Ergebnis zusätzlich. Das bereinigte operative Ergebnis sank daher ebenfalls deutlich,es nahm um fast ein Drittel auf 350 Mio. Euro ab. Der Umsatz sank um 5,5 Prozent auf 21 Milliarden Euro. Die Jahresziele bekräftigte Uniper dennoch. 2018 soll das bereinigte Ebit bei 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro liegen. Die Aktionäre können zudem weiter auf ein Wachstum der Ausschüttungen von 25 Prozent zwischen 2016 und 2020 hoffen. Für das laufende Jahr will Uniper eine Dividendensumme von etwa 310 Mio. Euro vorschlagen.

Hedgefonds fordert Bestellung eines Sonderprüfers

Neuer Ärger droht dem Kraftwerksbetreiber indes auf der Hauptversammlung Anfang Juni. Im Fokus steht dabei das Verhalten des Managements im Zusammenhang mit dem Übernahmeangebot der finnischen Fortum. Der aktivistische Hedgefonds Elliott hat einen Antrag über die Bestellung eines Sonderprüfers gestellt, sagte Unternehmenschef Klaus Schäfer ineiner Telefonkonferenz in Düsseldorf. Dieser solle mögliche Pflichtwidrigkeiten und Verstöße der Vorstandsmitglieder gegen das Gesetz ermitteln und gegebenenfalls Schadenersatzansprüche feststellen. Schäfer wies mögliche Verstöße zurück und erklärte, der Vorstand müsse die Interessen möglichst aller Aktionäre wahren und schützen. "Dies tun wir." Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Antrag auf der Hauptversammlung keine Mehrheit finden werde.

Fortum hatte sich Ende vergangenen Jahres mit Uniper-Großaktionär Eon auf eine Übernahme von dessen knapp 47-Prozent-Anteil geeinigt und den übrigen Aktionären ein Angebounterbreitet. Dieses war jedoch auf wenig Zustimmung gestoßen. Uniper hatte sich besonders zu Beginn heftig gegen das Ansinnen Fortums gewehrt, später aber Gesprächsbereitschaft signalisiert. Elliott war im Zuge der Querelen bei Uniper eingestiegen und hatte den Anteil später nochmals aufgestockt. Mitte Dezember hielt Elliott knapp 7,4 Prozent an dem Düsseldorfer Konzern.

Schäfer setzt auf Verständigung mit Fortum

Noch fehlen kartellrechtliche Genehmigungen in Europa und Russland für den Deal. Jüngst hatte die russische Kommission für ausländische Investitionen die Genehmigung in Aussicht gestellt hat - allerdings unter der Bedingung, dass Fortum nicht mehr als 50 Prozent an Uniper übernimmt. Fortum hatte daraufhin Uniper vorgeworfen, in Russland aktiv gegen die Übernahme gearbeitet zu haben. Schäfer bestreitet das. Der Manager nannte das Ergebnis aus Russland "eine salomonische Entscheidung", mit der beide Parteien "gut leben können" müssten. Fortum habe immer wieder betont, sich auch mit den knapp 47 Prozent von Eon begnügen zu können. Für Uniper sei nun klar, dass das Unternehmen einen neuen Groß- und keinen Mehrheitsaktionär erhalte. Schäfer zeigte sich zuversichtlich, dass eine Verständigung mit Fortum gelingen wird. (hoe/dpa)