E-World startet: Die Industrie braucht die Energiewirtschaft – und umgekehrt
Die Messemüdigkeit scheint vorbei: Am ersten Tag ist die E-World in Essen sehr gut besucht. Kommunale Wärmewende, Wasserstoffkernnetz und die Kraftwerksstrategie gehören zu den hier viel diskutierten Themen.
Dass der Erneuerbaren-Ausbau eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe ist, betonen die Veranstalter der E-World auch mit der Zusammensetzung ihrer Auftakts-Pressekonferenz: Neben der BDEW-Vorsitzenden Kerstin Andreae saßen der Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl Kerstin Maria Rippel, Uniper-CEO Michael Lewis und Christoph Husmann, CFO der Encavis, auf dem Podium.
„Es gibt eine unteilbare Verbindung der Industrie und der Energiewirtschaft: Wir brauchen uns gegenseitig“, sagte Rippel. Auch wenn die Stahlproduktion heute schon energieintensiv sei, würde sich der Bedarf durch die Elektrifizierung bis 2030 auf 24 TW verdoppeln. Das sei eine riesige Herausforderung, andererseits leiste die Industrie als verlässlicher Abnehmer eine Sicherheit für die Versorger.
Auch sei Stahl für Energiewende-Techniken nötig, sagte Rippel. So brauche man bei Photovoltaik-Anlagen pro Megawatt Erzeugungskapazität 35 bis 45 Tonnen Stahl. Bei Windrädern auf See seien für ein Megawatt 120 bis 180 Tonnen Stahl nötig.
"Eure Kunden brauchen Bezahlbarkeit." – Kerstin Maria Rippel, Wirtschaftsvereinigung Stahl
Doch die Vertreterin der Stahlbranche mahnt auch: „Eure Kunden brauchen Bezahlbarkeit, in den vergangenen zwei Jahren ist die energieintensive Produktion deutlich zurückgegangen und das liegt hauptsächlich an den hohen Energiepreisen.“
Die Lenkwirkung der Energiepreise hingegen betonte Encavis-CFO Christoph Husmann. Er erklärte zudem: „Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn jedes Investitionsobjekt ein Business-Case an sich ist.“ Den Kapitalmarkt könne man aber nicht durch Hilferufe nach mehr Investitionen überzeugen, sondern nur durch Effizienz.
So viel Erneuerbare zugekauft wie noch nie
Als Stromerzeuger und Betreiber von Erneuerbaren-Parks sei Encavis damit im vergangenen Jahr sehr erfolgreich gewesen: Das Unternehmen habe so viel Erneuerbaren-Kapazitäten akquiriert wie noch nie: 550 MW. Damit habe Encavis die eigenen Ziele um 33 Prozent übertroffen.
Die Nachfrage von Industriekunden nach Grünstrom nehme zu. Aber auch Investoren und Stadtwerke würden nach grünen Investments suchen. „Wir werden beim Ausbau unseres Portfolios die Bedürfnisse dieser Marktteilnehmer verstärkt aufnehmen und somit einen noch zielgerichteteren Beitrag zur Verwirklichung der Energiewende leisten.“ Gemeint seien damit Kurzfrist- und Langfristverträge mit einer optimierten Beschaffungsstrategie inklusive Batteriespeicherung.
Bis 2027 will das Unternehmen das Portfolio von 2,2 GW auf rund 8 GW erhöhen, auch in Deutschland, welches zum Kernmarkt von Encavis gehört.
Das Geschäft lohne sich laut Husmann: „Die aktuell ansteigenden Zinsen am Markt werden durch die erhöhten Renditen überkompensiert.“
Andreae optimistisch
Auch BDEW-Chefin Andreae zeigte sich zuversichtlich: „Sie kennen mich als Optimistin und das, was die Bundesregierung beschlossen hat, legt die Grundlage für einen erfolgreichen Weg.“ Gerade die Entscheidung zum Wasserstoffnetz sei eine mutige gewesen und habe eine eindeutige Entscheidung in der Henne-Ei-Problematik.“
Insgesamt sind 900 Aussteller auf der E-World, die dieses Jahr unter dem Motto „Solutions for a Sustainable Future" steht. „Die starke Resonanz aus der Branche bestätigt uns darin, dass wir mit der E-World die richtigen Themen adressieren und eine Plattform schaffen, auf der gemeinsam über Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende diskutiert werden kann", betont Stefanie Hamm, Geschäftsführerin der E-World GmbH. (pfa)