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EnBW setzt auf Geschäftsfelder Wind, Schnelllader — und öffentliche Sicherheit

Mit einem satten Gewinn im Rücken treibt der Konzern den Umbau voran. Und wagt sich auf ein Feld, das auf den ersten Blick wenig mit Energie zu tun hat.
25.03.2021

Blick auf die EnBW-Konzernzentrale in Karlsruhe.

Energieversorger EnBW baut gut zehn Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima weiter kräftig um. Bis 2025 will der Karlsruher Konzern zwölf Milliarden Euro etwa in den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie ins Netz- und Breitbandgeschäft investieren. Auch neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität, Telekommunikation und nachhaltige Quartiersentwicklung will er weiter erschließen, wie EnBW-Chef Frank Mastiaux am Donnerstag ankündigte.

Als zentraler Baustein der neuen EnBW gilt die Windenergie. Die beiden größten Windparks Hohe See und Albatros (insgesamt 610 Megawatt) gingen im Oktober 2019 und Januar 2020 ans Netz. "Sie lieferten mit einem zuverlässigen Betrieb erstmalig im gesamten Jahresverlauf einen spürbaren Ergebnisbeitrag", sagte Mastiaux.

Geschäftsfeld öffentliche Sicherheit

Vor wenigen Wochen sicherte sich die EnBW zudem mit ihrem Partner BP den Zuschlag für zwei große Areale in der Irischen See. Hier planen die beiden Unternehmen zwei Offshore-Windparks mit einer Leistung von insgesamt drei Gigawatt. Die Parks sollen von 2028 an in Betrieb gehen.

Viel verspricht sich Mastiaux von "Zukunftsthemen" wie das Schnellladen für E-Autos, wo EnBW schon jetzt führend ist. Ebenso sieht er in der öffentlichen Sicherheit Wachstumschancen.

Ende der Atomkraft

Gerade teste die EnBW an mehreren Standorten Sensoren, mit deren Hilfe zum Beispiel eine Schlägerei an einer Bushaltestelle erkannt werden soll, sagte Mastiaux. Erst dann würden Bilder der Videoüberwachung an einen Beobachter übermittelt. Dieser müsse somit nicht mehr dauernd auf Bildschirme starren, auf denen die meiste Zeit nichts zu sehen sei.

Das Ganze sei datenschutzkonform, versicherte der EnBW-Chef. Tests liefen etwa auf dem Marktplatz von Gernsbach und an einer Balinger Schule (beide Baden-Württemberg).

Kohleausstieg in 15 Jahren

Noch vor Fukushima hatte EnBW vor allem auf konventionelle Energie gesetzt. Von einst drei Kernkraftwerken ist mittlerweile aber nur noch eines in Neckarwestheim in Betrieb. Es geht spätestens Ende 2022 vom Netz. Obrigheim wurde 2005 stillgelegt, Philippsburg 14 Jahre später. Die Kühltürme der Philippsburger Anlage wurden im vergangenen Jahr gesprengt.

Aus der Kohle will der Konzern in den nächsten 15 Jahren aussteigen. "Dabei prüfen wir, wo wir in einem ersten Schritt auf klimafreundlicheres Erdgas und perspektivisch auf CO2-freie Gase umstellen können", sagte Mastiaux.

EnBW-Ziel: 3 Mrd. Euro Gewinn

Wirtschaftlich sieht sich die EnBW trotz Coronapandemie gut gerüstet. Das Corona-Jahr 2020 schloss sie mit einem satten Plus ab. Die guten Geschäfte gehen vor allem auf die erneuerbaren Energien und die Netze zurück. Der Betriebsgewinn (Ebitda) stieg im Vergleich zu 2019 um 14 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Für das laufende Jahr erwartet der Versorger ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 2,83 bis 2,98 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von zwei bis sieben Prozent gegenüber dem vergangenen Geschäftsjahr. Bis 2025 will EnBW die Marke von drei Milliarden Euro knacken. (ab/dpa)