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Enercity will 2018 mehr investieren - und auch mehr verdienen

Vorstandschefin Susanna Zapreva treibt den Umbau des Regionalversorgers aus Hannover voran. Im Fokus stehen Dienstleistungen wie Elektromobilität und Energieeffizienz.
02.03.2018

Baut Enercity um: Vorstandschefin Susanna Zapreva.

Die zum 1. März wirksam gewordene Umfirmierung von der Stadtwerke Hannover AG zur Enercity AG soll auch für die neue Unternehmensstrategie stehen, die eine Erschließung neuer Geschäftsfelder und den bundesweiten Vertrieb über die Region Hannover hinaus vorsieht. Als ersten Teilerfolg vermeldete der Vorstand bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2017 in Hannover, dass die jahrelangen Kundenverluste seit der Marktliberalisierung gestoppt wurden und 2017 erstmals wieder Zugewinne an Stromkunden verzeichnet werden konnten. Die Gründe seien neue Produkte und Dienstleistungen sowie eine "wettbewerbsfähige Preispolitik". Genaue Kundenzahlen und Marktanteile wurden aber nicht genannt.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten die Handelsmengen (inklusive Verkauf an Endkunden) in allen Sparten Zuwächse. So im Strombereich um 5,1 Prozent auf 11.586 GWh, beim Gas um 17,1 Prozent auf 32.756 GWh. Bei der Wärme kletterte die abgesetzte Menge um 5,2 Prozent auf 3.022 GWh.

Verkauf der Anteile an Windkraft Nord

"Alle Wertschöpfungsstufen haben sich operativ positiv entwickelt", bilanzierte Vorstand Marc Hansmann. Der Gashandel sei etwa "so erfolgreich wie lange nicht mehr" gewesen. Das erdgasbetriebene Heizkraftwerk Linden sei "fast das ganze Jahr rund um die Uhr" gelaufen. Der Gasspeicher Empelde belastet die Bilanz weiterhin durch vorzunehmende Drohverlustrückstellungen. "Doch das verbreitete Schreckensszenario bei den Gasspeichern ist nicht eingetreten", sagte Hansmann.   

Wie Enercity-Chefin Zapreva erklärte, trennt sich der niedersächsische Regionalversorger von seinen Anteilen an der Windkraft Nord WKN AG aus Husum. Käufer ist die PNE Wind AG, die seit 2013 Haupteigner ist. "Die WKN-Beteiligung passt nicht zu unserer Strategie. Zum einen sind wir mit einem Anteil von sechs Prozent nicht in der Lage, die Gesellschaft strategisch zu steuern, zum anderen sind USA und Südafrika nicht unsere Zielgebiete", sagte Zapreva. Enercity fokussiere auf den Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere im deutschen Markt und im Baltikum. "Vorerst bleibt es bei diesen zwei Regionen, hier wollen wir auch wachsen."

Restliche Danpower-Anteile gekauft

Der Verkauf hängt mit der Neuausrichtung des Beteiligungsportfolios bei der Windenergie zusammen, insbesondere mit dem Ventotec-Erwerb im vergangenen Jahr. Der Regionalversorger will alle Windkraft Aktivitäten unter der Enercity Erneuerbare GmbH bündeln. Mit der Ventotec-Projektpipeline soll in den nächsten fünf Jahren die Marke von rund 1.000 GWh jährliche Ökostrom-Produktion erreicht werden.

Gleichzeitig übernehmen die Niedersachsen das Potsdamer Contracting-Unternehmen Danpower vollständig. Dazu wird der 15,1-Prozent-Anteil von der Mitgesellschafterin globos energie AG gekauft. "Damit verbessern wir unsere strategische Position im Contracting-Markt, wo wir mit drei Beteiligungsunternehmen zu den größten Anbietern in Deutschland gehören", erklärt Zapreva. "Auch unserem Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien auf 50 Prozent zu erhöhen, kommen wir damit näher", so die Vorstandschefin.

Höhere Investitionen, E-Mobilität im Blickpunkt

Das Ergebnis nach Steuern ist im vergangenen Geschäftsjahr nochmals gesunken und zwar leicht um knapp ein Prozent auf 77,6 Mio. Euro. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um etwa fünf Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. Belastet hat unter anderem eine erneute Abschreibung auf das Steinkohlekraftwerk Mehrum, das nun aber nach dem Verkauf raus aus den Büchern ist. Bereits im laufenden Jahr soll das Jahresergebnis um rund ein Viertel auf knapp 100 Mio. Euro zulegen. Mittelfristig steht das Ziel, das operative Ergebnis (EBIT) bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln. Im vergangenen Jahr lag das EBIT bei knapp 105 Mio. Euro.

Die Investitionen will der Regionalversorger weiter hochfahren: In 2017 ging es um knapp 50 Prozent nach oben auf knapp 134 Mio. Euro, im laufenden Jahr sollen es nochmals 30 bis 40 Prozent mehr werden. Das Geld wird vor allem in die "digitale Energiewelt von morgen" fließen. In den kommenden Monaten will Enercity etwa mit mehreren E-Mobilitätsprodukten an den Start gehen. Nach ersten Angeboten für Business-Kunden sollen nun Ladelösungen für Privatkunden für neue Umsätze sorgen. (hil)