Nachrichten

Energieversorger steigt bei Thyssenkrupp Steel ein

Wird Stahl mit Wasserstoff produziert, steigt der Energiebedarf enorm. Thyssenkrupp sucht Lösungen für die Dekarbonisierung.
28.04.2024

Ein Stahlarbeiter prüft am Hochofen 8 bei ThyssenKrupp in Duisburg die Stahlqualität nach dem Abstich. Das Unternehmen baut derzeit eine wasserstofffähige Anlage.

 

Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel bekommt ein Energieunternehmen als Miteigentümer. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky übernimmt mit seiner Holding EPCG zunächst 20 Prozent der Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp. Über die Übernahme von weiteren 30 Prozent wird verhandelt.

Ziel sei die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent halten, teilte Thyssenkrupp am Freitag in Essen mit. Der Anteilsverkauf kommt nicht unerwartet: Thyssenkrupp hatte die Verhandlungen mit Kretinsky über einen Einstieg ins Stahlgeschäft schon Ende November öffentlich gemacht.

Beschleunigung der grünen Transformation

«Gemeinsam wollen wir ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen», sagte Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López. Das Unternehmen werde die Kosten der Dekarbonisierung auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau senken und so die grüne Transformation der Stahlindustrie auf dem Weg zur CO2-Neutralität beschleunigen. «Ein starker Energiepartner wie die EP Corporate Group ist dafür essenziell.»

Kretinsky betonte laut der Mitteilung: «EPCG (...) ist finanziell stark aufgestellt, wächst und ist ein zuverlässiger Anbieter von Energie und Dienstleistungen für unsere Kunden.» Gemeinsam werde man einen wichtigen Beitrag bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie leisten.

Die Kompetenzen von EPCG

Thyssenkrupp verwies auf den stark steigenden Energiebedarf bei der Umstellung auf klimafreundlichere Herstellungsverfahren. EPCG soll laut der Mitteilung als strategischer Partner seine Kompetenzen einbringen, um eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen zu gewährleisten.

Im März hat Thyssenkrupp begonnen, in Duisburg eine wasserstofffähige sogenannte Direktreduktionsanlage («DRI-Anlage») zu bauen, die einen Hochofen ersetzen soll. Bei dem Herstellungsverfahren werden deutlich weniger Treibhausgase freigesetzt als in Hochöfen. Die neue Anlage kostet rund drei Milliarden Euro, zwei davon übernehmen Bund und Land. Das Projekt trägt die Bezeichnung «tkH2Steel»

(Mit-)Eigentümer von Mibrag und Leag

Der 48 Jahre alte Kretinsky zählt seit Jahren zu den reichsten Menschen in Tschechien. Sein Imperium umfasst die Branchen Energie, Industrie, Handel, Finanzen und Medien. Unter anderem gehören ihm in Ostdeutschland ganz oder in Teilen die Braunkohlekonzerne Mibrag und Leag, die künftig verstärkt klimaneutral erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen wollen. Auch der größte Stromproduzent der Slowakei, Slovenske Elektrarny, gehört zu seinem Firmenkonglomerat. (dpa/hp)