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Eon-Finanzchef: "Change of Control-Option betrifft überschaubaren Anteil an Innogy-Beteiligungen"

Eon werde mit allen kommunalen Partnern den Geschäftskontakt auf Augenhöhe suchen, bekräftigt der Eon-Finanzvorstand bei einer Telefonkonferenz. Operativ ist der Energiekonzern in den ersten neun Monaten auf Kurs.
14.11.2018

Martin Spieker ist seit April 2017 Finanzvorstand des Eon-Konzerns.

Nur ein überschaubarer Anteil an Stadtwerken und Regionalversorgern mit Innogy-Beteiligung hat im Falle eines Gesellschafterwechsels die vertraglich fixierte Möglichkeit, eine Change-of-Control-Klausel zu ziehen. Das bekräftigte Eon-Finanzvorstand Marc Spieker bei der Vorstellung der Neunmonatszahlen des Energiekonzerns.

Diese Klausel würde Stadtwerken im Falle einer Übernahme der Innogyanteile von Eon ein Sonderkündigungsrecht einräumen und damit die Möglichkeit, einen anderen neuen Gesellschafter mit an Bord zu nehmen. Mit Blick auf diese Option prüfen aktuell bereits einige Kommunalversorger ihre Handlungsmöglichkeiten, beispielsweise die Rheinenergie und die Stadtwerke Neuss.

Kein weiterer Stellenabbau

"Wir suchen mit allen kommunalen Partnern den Geschäftskontakt auf Augenhöhe", versicherte Spieker. Der Energiekonzern stehe hier nicht unter Druck und freue sich auf die vertiefte Zusammenarbeit an der Stelle. Deutlich zurückgewiesen hat der Eon-Finanzchef in diesem Zusammenhang, dass bei der geplanten Transaktion deutlich mehr als die bisher kommunizierten Stellen wegfallen könnten. "Es bleibt bei 5000 Stellen". Bereits im Mai hatten sich Innogy, Eon und RWE mit den Gewerkschaften auf eine tarifpolitische Grundsatzerklärung geeinigt.

Laut dem Eon-Finanzchef steht die formale Anmeldung der geplanten Innogy-Übernahme kurz vor der Anmeldung bei den Europäischen Kartellbehörden. Man gehe weiterhin von einer Freigabe durch die Kartellbehörden bis zum Sommer 2019 aus. Bereits am vergangenen Montag hatten Eon und Innogy über weitere Meilensteine bei der geplanten Innogyübernahme berichtet.

Für Gesamtjahr etwas optimistischer

"Operativ, finanziell und strategisch", sieht der Eonmanager den Konzern im laufenden Jahr "auf Kurs". "Wir liegen im Kerngeschäft bei allen wesentlichen Zahlen im Plan und bestätigen die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr", so Spieker. Das bereinigte Ebit lag nach drei Quartalen mit rund 2,4 Mrd. Euro um elf Prozent über dem Vorjahreswert von 2,1 Mrd. Euro – auch aufgrund saisonaler Effekte.

Der bereinigte Konzernüberschuss übertraf mit 1,2 Mrd. Euro den Vojahreswert um rund 25 Prozent. Für das Gesamtjahr ist Eon ein bisschen optimistischer als zuvor und geht davon aus, dass beide Werte in der oberen Hälfte der kommunizierten Bandbreite liegen werden. Der Energiekonzern rechnet unverändert mit einem bereinigten Ebit von 2,8 bis 3,0 Mrd. Euro und einem bereinigten Konzernüberschuss von 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro.

Sondereffekte prägen Netzgeschäft

Zentraler Pfeiler des Eon-Geschäfts ist das Netzgeschäft, auf das mehr als die Hälfte des gesamten Netzgeschäftes entfällt. Der Umsatz in dem Geschäftsbereich ging im Vergleich zur Vorjahresperiode um 29 Prozent auf 9,1 Mrd. Euro zurück – dies hängt vor allem mit der Anwendung neuer internationaler IFRS-Bilanzierungsrichtlinien zusammen. Unberührt davon bleibt das operative Ergebnis: Das bereinigte Ebit erreichte mit 1,472 Mrd. Euro in etwa das Vorjahresniveau von 1,503 Mrd. Euro. Hier haben unter anderem Sondereffekte im deutschen Netz den erwarteten, regulierungsbedingten Rückgang des Ergebnisses teilweise kompensiert.

160.000 neue Haushaltskunden hinzugewonnen

Im Bereich Kundenlösungen stieg der Umsatz leicht um zwei Prozent auf 15,8 Mrd. Euro, der Ebit konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 360 Mio. Euro verbessert werden. Maßgeblichen Anteil daran hat das Kundenlösungs-Geschäft im deutschen Markt. Über alle Märkte hinweg hat Eon in den letzten 12 Monaten 160.000 Haushaltskunden neu hinzugewonnen.

Die Inbetriebnahme von Offshore- und Onshore-Windparks und die daraus resultierenden gestiegenen Erzeugungsmengen sorgten im Geschäftsfeld neue Energien für einen Umsatzschub um sieben Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Das bereinigte Ebit kletterte um 14 Prozent auf 283 Mio. Euro.

Verschuldung weiter gesenkt

Verbesserte Ergebnisse der türkischen Stromerzeugung sorgten für einen Ergebnissprung im Nicht-Kerngeschäft um 19 Prozent auf 314 Mio. Euro. Dieser Bereich umfasst PreussenElektra und das Erzeugungsgeschäft in der Türkei. Im Bereich Konzernleitung/Sonstiges verbesserte sich das bereinigte Ebit gegenüber dem Vorjahr ebenfalls deutlich. Hintergrund sind gesunkene Personal- und Sachkosten infolge des Reorganisationsprogrammes Phoenix.

Das starke Ebit sorgte zudem für einen starken Cashflow. Dieser lag mit 3,5 Mrd. Euro um 6,6 Mrd. Euro über dem Vorjahreszeitraum. Wesentlicher Faktor für diesen Anstieg war die im Juli 2017 geleistete Einmalzahlung in Höhe von 10,3 Mrd. Euro an den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Die wirtschaftliche Netto-Verschuldung ist seit Ende Dezember 2017 um 3,9 Mrd. Euro auf 15,4 Mrd. Euro zurückgeführt worden. Dies ist insbesondere auf den Verkaufserlös aus der Uniper-Beteiligung zurückzuführen.

Deal mit SSE soll kommen

Finanzchef Spieker geht davon aus, dass sich der Schuldenstand von Eon bis zum Closing der Innogy-Übernahme in dem aktuellen Bereich bewegen und sogar noch weiter sinken könnte. Nach dem Closing werde die Nettoverschuldung dann auf bis zu 30 bis 35 Mrd. Euro ansteigen.

Spieker zeigte sich zudem zuversichtlich, dass das geplante Joint-Venture der Innogy-Vertriebsaktivitäten in Großbritannien mit der britischen SSE ungeachtet der jüngsten Entwicklungen vollzogen wird. Eon würde nach Übernahme der Innogy-Aktivitäten Minderheitsaktionär an dem geplanten börsennotierten Unternehmen in Großbritannien. Langfristig bestünde von Seiten von Eon aber kein Interesse, an dieser Finanzbeteiligung festzuhalten, so Spieker. (hoe)