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Hambach-Ende: Folgen für die Wasserwirtschaft

Durch den vorgezogenen Braunkohleausstieg reduzieren sich die Wassermengen in der Erft deutlich. Der Erftverband hat deshalb ein umfangreiches „Perspektivkonzept“ beschlossen.
24.06.2020

Der Verband muss umfangreiche Maßnahmen ergreifen, um das Ökosystem der Erft zu erhalten.

Der vorgezogene Ausstieg aus der Braunkohleverstromung hat gravierende Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft der Erft-Region. Mit dem geplanten Ende des Tagebaus Hambach im Jahr 2029 wird die Wasserführung der Erft von heute acht bis zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde bis zum Ende des Jahrzehnts auf drei bis fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückgehen. Die Erft ist ein 105 Kilometer langer, linker Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen.

Der Rückgang der Wassermenge hat unmittelbare Folgen für die Wasserwirtschaft. Da der Zeitraum bis zum Ende der Tagebauaktivitäten nun klar definiert ist, muss die naturnahe Umgestaltung der Erft in einem Zeitraum von knapp zehn Jahren erfolgen. Dafür muss der Erftverband die notwendigen Renaturierungsflächen bzw. vergleichbares Tauschland erwerben. „Ohne das Beschleunigen von Genehmigungsverfahren und das Bereitstellen von zusätzlichen Fördermitteln wird die Umgestaltung der Erft in dieser kurzen Zeit kaum gelingen“, sagt Bernd Bucher, Vorstand des Erftverbandes.

Naturnahe Umgestaltung

Der Erftverband ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts ein umwelt- und gemeinwohlorientiertes Non-Profit-Unternehmen. Die rund 250 Mitglieder stammen aus Kommunen, Kreisen, Elektrizitätswirtschaft, Gewerbe, Industrie, Wasserversorgung, Fischerei, Landwirtschaft und Bergbau.

Das zur Aufnahme der Sümpfungswasser aus den Braunkohlentagebauen begradigte und stark ausgebaute Gewässerbett ist für die zukünftig deutlich geringeren Wassermengen viel zu groß dimensioniert. Um die Erft leistungsfähig und das Ökosystem „Gewässer“ in Funktion zu halten, muss der Erftverband die Erft naturnah umgestalten. Dabei müssen die Belange des Natur- und Artenschutzes, des Bodenschutzes, des Wasserrechts sowie des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.

Konzept mit mehreren Abschnitten

Um die Erft zwischen Bergheim und der Erftmündung bei Neuss-Grimlinghausen an die zukünftig geringeren Wassermengen anzupassen, wurde das Perspektivkonzept Erft entwickelt. Von den darin beschriebenen Planabschnitten wurde bereits die Erft bei Bergheim-Kenten, Bedburg, Frimmersdorf und bei Neuss-Holzheim im Bereich der Museumsinsel Hombroich renaturiert.
Derzeit laufen die Planungen für den Abschnitt bei Neuss-Gnadental. Seit März 2020 liegt die Planfeststellung der Bezirksregierung Düsseldorf vor. Der Erftverband erarbeitet voraussichtlich bis Oktober die Ausführungsplanung. Danach erfolgt die Ausschreibung der Bauleistungen. Der Erftverband rechnet im Frühjahr 2021 mit dem Beginn der Arbeiten am Gewässer. (hp)