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Innogy akzeptiert die eigene Zerschlagung

Das Unternehmen hat sich mit Eon und RWE auf faire Integrationsprozesse geeinigt. Dies gilt sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Besetzung von Führungspositionen.
19.07.2018

Die Innogy-Zentrale in Essen.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren latenten Widerstand gegen die eigene Zerschlagung aufgegeben. Sie werde die zügige Umsetzung der geplanten Transaktion zwischen RWE und dem Branchenkollegen Eon unterstützen, teilten die drei beteiligten Unternehmen am späten Mittwochabend mit. Noch im Mai hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz die Tochter vor dem Verkauf von Unternehmensteilen in Tschechien gewarnt. Zuvor hatte sich der Innogy-Vorstand geweigert, seinen eigenen Aktionären die Annahme der Eon-Offerte zu empfehlen.

Tarifliche Gespräche zur sozialen Flankierung

Jetzt lenkt der Innogyvorstand ein: Die beteiligten Unternehmen wollen bei der geplanten Integration die «Mitarbeiter fair und möglichst gleich behandeln – unabhängig davon, welchem Unternehmen sie bisher angehören», heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung. Zudem soll bei den jeweiligen Eingliederungen der Geschäftsaktitivitäten den Stärken der jeweiligen Unternehmen Rechnung getragen werden. Auch seien «Prinzipien und Auswahlprozesse zur fairen Besetzung von Top-Führungspositionen vereinbart» worden. Dies stelle sicher, dass ein gemeinsames Führungsteam unabhängig vom Herkunftsunternehmen optimal besetzt werde. Zudem würden weitere tarifliche Gespräche zur sozialen Flankierung der geplanten Integrationen vorbereitet.

"Die Vereinbarungen mit Eon und RWE schafffen die Grundlage für faire Integrationsprozesse auf Augenhöhe und somit für eine konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft", erklärte Uwe Tigges, der Vorstandsvorsitzende von Innogy. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Innogy übernommen werde, habe man das Bestmögliche für die Mitarbeiter herausgeholt. "Unsere Vereinbarung sichert einerseits die Unterstützung von Innogy bei der zeitnahen Einholung behördlicher Freigaben, andererseits die zügige Integration nach dem Vollzug", betonte Eon-Chef Johannes Teyssen. Auf Grundlage dieser Vereinbarung wolle man ein "hoch motiviertes Team für die neue Eon schaffen".

RWE-Chef Schmitz: "Hervorragende Grundlage"

Der RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz sprach von einer "hervorragenden Grundlage, um die Integration der erneuerbaren Energien von Innogy und Eon zügig, transparent und gemeinsam umzusetzen". Dabei werde man auch prüfen, ob der Übergang der erneuerbaren Energien zu RWE beschleunigt werden könne. Die Energiekonzerne EON und RWE wollen die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und die Geschäfte neu aufteilen. Im ersten Schritt will Eon Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug RWE am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen.

Die gesamten Integrationen sollen sozialverträglich verlaufen, mit den Gewerkschaften hatten sich Innogy, RWE und Eon bereits im Mai auf eine Tarifpolitische Grundsatzerklärung für Deutschland verständigt, diese schließt betriebsbedingte Beendigungskündigungen im Rahmen der Transaktion praktisch aus. Bei der Ankündigung des Milliardendeals im vergangenen März war aber der Abbau von bis 5000 Stellen im neuen Eonkonzern angekündigt worden.

Gemeinsame Integrationsarbeit vereinbart

In der jetzt vorgelegten Vereinbarung haben sich Eon und Innogy auf eine spiegelbildliche Projektorganisation geeinigt. Dabei sollen in gemeinsamer Arbeit auf Augenhöhe optimale Lösungen entwickelt werden, das Letztentscheidungsrecht liegt aber bei Eon. RWE kündigte die Einrichtung eines Integrationskomitees für das Geschäft mit erneuerbaren Energien an, in dem Vertreter von Innogy und Eon eingebunden werden. Die Integration von Innogy in Eon und alle folgenden Schritte können aber erst erfolgen, wenn der Erwerb von Innogy durch Eon vollzogen ist. Den Aktionären wurde ein Übernahmeangebot unterbreitet, die weitere Annahmefrist dafür läuft noch bis zum 25. Juli. Auch die zuständigen Regulierungsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. (hoe/dpa)