Innogy verdient operativ weniger
Nach der Übernahme durch den Energieversorger Eon hat die frühere RWE-Tochter Innogy operativ weniger verdient. Das lag unter anderem an höheren Personalkosten in der Sparte Netz und Infrastruktur, aber auch am Wegfall des tschechischen Gasgeschäfts in diesem Segment, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Zudem wirkt sich das britische Vertriebsgeschäft weiterhin negativ auf das Ergebnis aus. Die Einführung von Preisobergrenzen auf dem dortigen Markt drückte die Gewinne.
Der Aktienkurs blieb am Vormittag nahezu unverändert und rutschte nur leicht ins Minus. Entscheidend sei dabei, dass die Ziele für das Netzgeschäft und den Vertrieb unterm Strich unverändert schienen, schrieb Analyst Ahmed Farman in einer ersten Reaktion. Innogy musste seine Prognose nämlich im Rahmen des Eon-RWE-Deals nach unten anpassen. Das hat einen strukturellen Hintergrund: Innogy wird zwischen den großen Ex-Rivalen aufgeteilt und berücksichtigt deshalb jetzt schon einige Geschäftsteile nicht mehr.
Analysten blicken auf Squeeze-Out
Außerdem heben Analysten positiv hervor, dass die Schuldenlast nach neun Monaten geringer sei als avisiert. Aber generell blicken Experten wie Sven Diermeier von Independent Research derzeit weniger auf die Geschäftsentwicklung, sondern vielmehr auf den bevorstehenden sogenannten Squeeze-out, den Eon im Zuge der Übernahme angekündigt hatte. Experten gehen davon aus, dass dieser bis Ende des ersten Halbjahres 2020 erfolgen wird. Mit einem Squeeze-out wird an der Börse das Herausdrängen von Minderheitsaktionären bezeichnet.
Nach der angepassten Prognose erwartet Innogy nun für das laufende Geschäftsjahr ein bereinigtes Ebit von rund 1,6 Mrd. Euro. Das bereinigte Nettoergebnis schätzt das Management nun auf 400 Mio. Euro. In der alten Formation hatte Innogy ein operatives Ergebnis von 2,2 Mrd. Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis von rund 800 Mio. Euro in Aussicht gestellt.
Verkauf tschechischer Vertriebsaktivitäten steht noch aus
Zu den Geschäftsfeldern, die schon unter die nicht mehr fortzuführenden Aktivitäten fallen, gehören zum einen die erneuerbaren Energien, die im Rahmen des Deals im kommenden Jahr an RWE übertragen werden sollen. Außerdem verkaufte Innogy im Sommer seine Beteiligung an der slowakischen VSEH an RWE. Zusätzlich wird Innogy noch die verbleibenden tschechische Vertriebsaktivitäten veräußern, weil das eine der Voraussetzungen für den Deal war, unter denen die EU die Transaktion genehmigt hatte.
Auf dieser Basis wurden zur besseren Vergleichbarkeit auch die Zahlen für den Vorjahreszeitraum angepasst. Demnach sank das operative Ergebnis (bereinigte Ebit) in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr von 1,46 Mrd. Euro auf 1,06 Mrd. Euro. Das bereinigte Nettoergebnis verringerte sich von 458 Mio. auf 212 Mio. Euro. Unterm Strich stand allerdings ein höheres Nettoergebnis von 527 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 217 Mio. Euro, obwohl in dieser Zahl die Aktivitäten noch mit eingerechnet sind, die künftig wegfallen.
Zwei Effekte
Der Anstieg resultiere aus zwei Effekten, erklärt Innogy: Im vergangenen Jahr habe sich eine Wertminderung des britischen Vertriebsgeschäfts negativ auf das Netto ausgewirkt, in diesem Jahr habe es mit dem Verkauf des Gasgeschäfts in Tschechien dagegen einen positiven Effekt gegeben. Daher habe sich das Netto unterm Strich mehr als verdoppelt.
Eon legt Zahlen mit Innogy zusammen
Innogy wird in seiner früheren Form nicht mehr lange bestehen. Eon und RWE hatten im März 2018 beschlossen, Innogy zu zerschlagen und das Unternehmen unter sich aufzuteilen. Im Rahmen dieses Deals erhält RWE die erneuerbaren Energien sowohl von Innogy als auch von Eon. An Eon gehen die Sparten Netze und Vertrieb. Damit kommen sich die beiden früheren Konkurrenten nicht mehr in die Quere. Die EU hatte den Deal unter bestimmten Voraussetzungen Mitte September genehmigt. Eon legt an diesem Freitag erstmals Zahlen mit Innogy zusammen. (dpa/hoe)