Nachrichten

Mainova hat erstmals über 700000 Kunden

Der Energieversorger steigert sein Konzernergebnis deutlich. Die deutlich geringere Risikovorsorge für die Gaskraftwerks-Beteiligungen spielt dabei eine zentrale Rolle.
20.04.2018

Die Frankfurter Mainova AG hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 ihr bereinigtes Konzernergebnis (EBT) deutlich gesteigert auf 132,2 Mio. Euro (Vorjahr: 100,3 Mio. Euro). Neben Effizienzsteigerungen, Kundengewinnen und Produktinnovationen hatte vor allem die deutlich niedrigere Risikovorsorge auf die Beteiligungen an den Gaskraftwerken Irsching und Bremen maßgeblichen Anteil an dem Ergebnissprung.

In der Folge verbesserte sich das Ergebnis der Sparte Erzeugung deutlich um 37,6 Mio. Euro, davon entfallen allein 33 Mio. Euro auf aufgelöste Risikovorsorgepositionen. 2016 hatte die Mainova in dem Segment Erzeugung noch einen Verlust von 21,6 Mio. Euro ausgewiesen, im vergangenen Jahr stand nun ein Gewinn von 16 Mio. Euro zu Buche.

"Weil die Überlagerung des Ergebnisses durch die Risikovorsorge weggefallen ist, wird die operative Stärke der Mainova jetzt besonders sichtbar", erklärte Mainova-Chef Constantin H. Alsheimer bei der Vorstellung der Bilanz am heutigen Freitag. Das Unternehmen habe erneut eine hohe Leistungsfähigkeit bewiesen, die Marktposition ausgebaut und deutlich Kunden hinzugewonnen. Die Zahl der Kunden wurde erstmals auf über 700000 gesteigert. "Dieses Plus von 6,5 Prozent ist ein historisch hoher Zuwachs. Er zeigt, dass wir gut unterwegs sind", sagte Alsheimer.

"Gaskraftwerke bleiben anspruchsvolles Thema"

Von einer Entspannung am Energiemarkt kann laut dem Mainova-Vorstandsvorsitzenden aber noch keine Rede sein. "Gaskraftwerke bleiben wirtschaftlich weiterhin ein anspruchsvolles Thema", so Alsheimer. Im Fall von Irsching habe man beispielsweise erneut die Stilllegung ab Mai beantragt – letztlich ohne Erfolg. "Es ist nach wie vor paradox, dass Braunkohlekraftwerke im jetzigen Energiemarkt stark abgebildet sind und es hochmoderne Gaskraftwerke unter den aktuellen Marktbedingungen schwer haben", stellte Alsheimer klar.

Letztlich habe die Subventionspolitik bei den Erneuerbaren zu dieser Verzerrung geführt. Er freue sich deshalb, dass das Bundeswirtschaftsministerium innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre eine vollständige Abschaffung von Subventionen auf Erneuerbare in Aussicht gestellt habe. "Ich hoffe, dass wir dadurch wieder zu einem Markt zurückkommen", bekräftigte er.

Wärmeversorgung weiterhin defizitär

Deutlich geringer ist im vergangenen Jahr das Ergebnis im Segment Stromerzeugung ausgefallen, dieses ging von 18,9 Mio. in 2016 auf 7,6 Mio. Euro zurück. Ausschlaggebend waren vor allem regulatorische Effekte, die deutlichen Kundengewinne würden sich hier aber perspektivisch auszahlen, heißt es. Im Gasgeschäft hingegen wirkten sich Zinsänderungen und in deren Folge eine Neubewertung von Rückstellungen positiv aus, das Spartenergebnis legte um 5,7 auf 81,3 Mio. Euro zu.

Weiterhin im Minus ist der Bereich Wärmeversorgung, der Verlust konnte leicht um 0,1 auf -1,3 Mio. Euro reduziert werden. Hintergrund für das anhaltende Defizit ist, dass das indexbasierte Preissystem die veränderte Versorgungs- und Kostenstruktur der Erzeugung und Verteilung nicht berücksichtigt.

Zu Beginn diesen Jahres wurde das Preissystem deshalb angepasst. Im Bereich Wasserversorgung ist das Standardgeschäft weiterhin nicht auskömmlich. Die Verbesserung des Ergebnisses um 2,9 Mio. auf 4,3 Mio. Euro wird vor allem auf den Wegfall rechtlicher Risiken zurückgeführt.

Hohe Abschreibungen auf Minderheitsbeteiligung

Im Beteiligungsportfolio hat sich der überwiegende Teil der Gesellschaften positiv entwickelt. Bei vereinzelten Energieversorgungsunternehmen mussten Abschreibungen vorgenommen werden, bei einer Minderheitsbeteiligung führte dies zu einer Belastung von 20 Mio. Euro. Wie die "Frankfurter Neue Presse" bereits im Sommer vermeldete soll es sich dabei laut Unternehmenskreisen um die Gasunion handeln. Unterm Strich lag das Ergebnis im Segment Beteiligungen mit 27,1 Mio. Euro um 6,7 Mio. unter dem Vorjahreswert.

Die Mainova hat im abgelaufenen Jahr 155,5 Mio. Euro mit Schwerpunkt in die regionale Infrastruktur investiert. Von dem Jahresergebnis werden allein 70 Mio. Euro an den Mehrheitseigner, die Frankfurt am  Main Holding abgeführt, diese erhält zudem 20 Mio. Euro an Steuerumlage und 51 Mio. Euro an Konzessionsabgaben. Die Stadt Frankfurt hält 75,2 Prozent der Anteile an der Mainova, die Thüga 24,5 Prozent, die restlichen 0,3 Prozent befinden sich im Streubesitz.

Erfolge bei E-Ladeinfrastruktur und Mieterstromprodukten

Auch für die kommenden Jahre hat sich der Energieversorger ehrgeizige Ziele gesetzt und seine Unternehmensstrategie "Mainova 2028" entsprechend überarbeitet. "Wir wollen in die Spitzengruppe der energieanbietenden Unternehmen vorstoßen und erste Wahl für komplexe und individuelle Energielösungen sein", kündigte Alsheimer an. Der Milliardendeal zwischen RWE und Eon sei ein Beleg für den Konsolidierungsdruck im Markt.

Als Beispiele für anspruchsvolle Lösungen nannte er Mieterstrommodelle oder Plug and Play-Elektromobilitätslösungen. Die PV-Mieterstrommodelle der Mainova stießen auf großes Interesse am Markt und auch bei den eigenen Produktlösungen im Bereich E-Ladeinfrastruktur im privaten und halböffentlichen Bereich sehe man eine gute Entwicklung. "Das ist ein bedeutendes Geschäftsfeld, auf das wir uns sehr stark konzentrieren", heißt es.

Vorerst keine Investitionen in Großspeicher

Der Mainova-Chef appellierte an die neue Bundesregierung, die Energiewende technologieoffen und marktlich-wettbewerblich umzusetzen. Eine verfrühte Festlegung auf eine reine Elektrifizierung aller Sektoren, lehnt er ab. Insbesondere Gas sowie die Power-to-Gas-Technologie könne sich zu einem wichtigen Baustein der Energiewende entwickeln, erklärte er.

"Es sollten sich diejenigen Technologien, die die Reduktion der CO2-Emissionen zu den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten ermöglichen, durchsetzen können", so der Vorstandsvorsitzende. Weil hier die künftigen Rahmenbedingungen unklar sind, habe man auch die Power-to-Gas-Pilotanlage eingestellt und sehe aktuell von Investitionen in großvolumige Speichertechnologie ab.

Vorsichtige Prognose

"Wie bei den Beteiligungen an den Gaskraftwerken stehen wir wieder vor der Frage, ob wir viel Geld in die Hand nehmen und First Mover sind", verdeutlichte Alsheimer. Obwohl man von der Speichertechnologie überzeugt sei, nehme man hier angesichts vieler offener Fragen aber kein Geld

in die Hand.Für das laufende Jahr stellt die Mainova unter den aktuellen Rahmenbedingungen ein operativ stabiles Ergebnis in Aussicht. Angesichts der gesetzlichen Rahmenbedingungen bei den Netzentgelten werde das bereinigte EBT aber voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. (hoe)