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MVV-Chef Müller: "Energiewende braucht jetzt mehr Tempo und mehr Mut"

Der Energiekonzern legt sehr gute Neunmonats-Zahlen vor. Weitere Großprojekte im Bereich Abfallwirtschaft nehmen Form an. Auch das Nachhaltigkeits-Rating profitiert von dem grünen Kurs.
13.08.2021

Das Verwaltungsgebäude der MVV Energie in Mannheim.

MVV-Chef Georg Müller hat an die Politik appelliert, die Rahmenbedingungen für den Einsatz klimafreundlicher Technologien weiter zu konkretisieren und „die Bremsen großflächig zu lösen“. Die kürzlich verschärften Klimaziele in der EU und in Deutschland bezeichnete er in einer Pressemitteilung als gewaltige Herausforderung.

„Klimaneutralität ist die globale und epochale Zukunftsaufgabe dieser Dekade“, betonte Müller und forderte zugleich: „Die Energiewende braucht jetzt mehr Tempo und mehr Mut! Die Energiewirtschaft ist dabei beim Klimaschutz in besonderer Weise gefragt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Wärmewende, Sektorkopplung, Elektromobilität, Smart Cities: All das geht nur mit Energie.“

Deutliche Ergebnis- und Umsatzsteigerung

Die Fokussierung auf den Ausbau erneuerbarer Energien und die damit einhergehende langfristig angelegte Investitionsstrategie des mehrheitlich kommunalen Energiekonzerns hat auch im laufenden Jahr maßgeblich zu einer sehr erfolgreichen Geschäftsentwicklung beigetragen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2021,
sprich zwischen dem 1. Oktober 2020 und 30. Juni 2021, konnte das operative Ergebnis (Adjusted Ebit) um 27 Prozent auf 265 Millionen Euro steigern. Das entspricht exakt den Anfang August bekannt gegebenen vorläufigen Zahlen. Die Umsatzerlöse lagen mit 3,1 Milliarden Euro um 14 Prozent über dem Vorjahr.

„Trotz der Corona-Pandemie war 2021 für MVV bisher ein starkes Jahr, das von allen operativen Segmenten getragen wurde“, resümierte der MVV-Chef. Die Steigerung führte er vor allem auf die MVV-Aktivitäten bei der Umsetzung der Energiewende zurück.

Großprojekte im Bereich Abfallverwertung und Kreislaufwirtschaft

Zukünftige Ergebnisbeiträge erwartet das Unternehmen künftig außerdem von weiteren Investitionen in das Energiesystem der Zukunft: In den vergangenen drei Jahren hat der Konzern beispielsweise im schottischen Dundee eine der modernsten Abfallbehandlungsanlagen Europas gebaut. Diese wird MVV nach erfolgreichem Abschluss des Probebetriebs und baurechtlicher Abnahme in Kürze in ihren Anlagenbestand übernehmen.

In Sachsen-Anhalt baut MVV ihre zweite Anlage für die Vergärung und energetische Nutzung von Bioabfällen, ergänzend zu der bereits bestehenden Anlage in Dresden. Zudem investiert das Energieunternehmen in Mannheim und Offenbach in eine neue Technik, die in einem thermischen Verfahren das im Klärschlamm enthaltene Phosphor umweltfreundlich zurückgewinnt.

Ausbau des Windportfolios

Auch das Windportfolio wächst weiter: Im März 2021 übernahmen die Stadtwerke Kiel einen Windpark in Schleswig-Holstein, der Ende dieses Jahres ans Netz geht. Im April erwarb MVV einen Windpark in Mecklenburg-Vorpommern. Beide Windparks stammen aus der unternehmenseigenen Projektentwicklung durch Juwi und Windwärts.

Für seinen eigenen Kurs Richtung Klimaneutralität will das Energieunternehmen nach eigenen Angaben so viele „Grüne Optionen“ und Zukunftstechnologien nutzen wie möglich. Georg Müller: „Als innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen wollen wir komplett klimaneutral werden, am längeren Ende sogar CO2-negativ“.

Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie von MVV wurde im aktuellen  Nachhaltigkeitsrating der Ratingagentur ISS ESG erneut in den Prime-Status eingestuft. Laut MVV-Angaben zählt der Versorger mit der Note „B“ international zu den drei führenden Unternehmen aus dem Energiesektor bei der Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien in der Unternehmensführung.

Prognose erneut angehoben

Bereits Anfang August hatte MVV bekannt gegeben, auf der Grundlage des bisherigen Geschäftsverlaufs ihre Prognose für das volle Geschäftsjahr 2021 erneut anzuheben. Demnach werden der Umsatz im Geschäftsjahr 2021 etwa 10 bis 15 Prozent und das Adjusted Ebit rund 20 bis 25 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen (2020: 3,5 Milliarden Euro beziehungsweise 233 Millionen Euro). (hoe)

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Mehr zur Einschätzung und den Forderungen von Georg Müller an die Klima- und Energiepolitik sowie zum Umbau der Fernwärme lesen Sie im ausführlichen Interview in der Augustausgabe der ZfK. Zum Abo geht es hier