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N-Ergie-Chef Hasler: „Kommunales Lager sollte Innogy-Deal nutzen“

Kommunale Versorger sollten die Chancen ergreifen, die sich aus dem Umbau von Eon und RWE ergeben, sagt N-Ergie-Chef Josef Hasler.
27.04.2018

N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler.

"In vielen Kämmereien werden jetzt schon Berechnungen angestellt, ob man die Change-of-Control-Klausel ziehen soll", sagte der Vorstandsvorsitzende des Nürnberger Regionalversorgers auf der Bilanzpressekonferenz am Freitag in Nürnberg. Gemeint ist die in einem Teil der zahlreichen Konzessions- und Konsortialverträge mit Innogy festgelegte Möglichkeit, sich im Fall eines Eigentümerwechsels vom künftigen Partner Eon trennen zu können.

N-Ergie selbst könne sich durchaus vorstellen, bei Stadtwerken einzusteigen, die sich im Rahmen einer Change-of-Control-Klausel von Eon abwenden und dafür einen neuen kommunalen Partner mit ins Boot holen wollen.

"Wir werden schauen, ob es interessante Projekte gibt", erklärte Hasler weiter. Es sollten angesichts dieser umwälzenden Entwicklung alle Chancen ausgelotet werden, um die "kommunale Familie" zu stärken. Deshalb werde der Regionalversorger auch mit seiner Beteiligung Thüga die sich bietenden Möglichkeiten genau sondieren. Insgesamt unterstreiche der Deal von Eon und RWE den immensen Veränderungsdruck in der Energiebranche.

Sondereffekt treibt Ergebnis 

Der Nürnberger Regionalversorger zog eine positive Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit kletterte um fast 60 Prozent auf 210 Mio. Euro. Grund war vor allem ein Sondereffekt. So konnten Rückstellungen in Höhe von 51,5 Mio. Euro für eine ins Jahr 1994 zurückreichende Schadensersatzklage aufgelöst werden. Das Verfahren in Luxemburg konnte N-Ergie nunmehr in der dritten Instanz für sich entscheiden.

Auch das Finanzergebnis legte um knapp 27 Prozent zu, ausschlaggebend waren eine höhere Dividende der Stadtwerkeholding Thüga und geringere Zinsaufwendungen für die Finanzierung. Der anhaltend hohe Wettbewerbsdruck im Privat- und Geschäftskundenbereich habe zu einem Umsatzrückgang von 3,6 Prozent auf 2,14 Mrd. Euro geführt, sagte Hasler.

"Vor allem bei den Geschäftskunden wirkt sich das aus", betonte der Vorstandschef. Für das laufende Jahr rechnet das Management des Regionalversorgers auch wegen des wegfallenden Sondereffekts mit einem deutlich geringeren Ergebnis der Geschäftstätigkeit. "Wir werden dabei auch das Niveau von 2016 nicht erreichen", prognostiziert Hasler.

Drohverlustrückstellungen für Irsching

Die Zukunft des gerade zum dritten Mal zur Stilllegung angemeldeten Gaskraftwerks Irsching 5 sieht der N-Ergie-Chef trotz der Markterholung der vergangenen Monate nach wie vor skeptisch. "Ich habe keinen positiven Blick auf Irsching", sagte Hasler. "Wir brauchen einen CO2-Preis von 30 bis 40 Euro, um nur ansatzweise Break-Even zu erreichen. Der derzeitige Preis von 13 bis 15 Euro bringt uns nichts", erklärte er weiter.

N-Ergie ist an dem 2010 in Betrieb gegangenen Gemeinschaftskraftwerk bei Ingolstadt mit 25,2 Prozent beteiligt. Der Regionalversorger hat den Gasblock bilanziell komplett abgeschrieben. Dazu kommen Drohverlustrückstellungen in Höhe von derzeit 45 Mio. Euro für weitere Einbußen aus dem operativen Geschäft, wie Martina Paasch, im Vorstand für Finanzen zuständig, der ZfK erläuterte. (hil)