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Ostdeutsche befürworten Energiewende – Unzufriedenheit bei Umsetzung

Die Menschen im Osten sagen weiterhin Ja zur Energiewende. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Der Energiedienstleister EnviaM hat die Bürger befragt und interessante Zahlen zusammengetragen.
17.01.2019

Die Ostdeutschen stehen nach wie vor hinter der Energiewende, bei der Umsetzung sieht die Mehrheit allerdings politischen Nachholbedarf.

Die Ostdeutschen stehen trotz gewachsener Skepsis weiterhin zur Energiewende. Laut einer repräsentativen Umfrage des Energiedienstleisters EnviaM befürworten 69 Prozent der Menschen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen die Maßnahmen zum Klimaschutz. Das ist der gleiche Wert wie bei der Befragung vor zwei Jahren. Allerdings befürworteten bei der ersten Umfrage 2012 noch 81 Prozent die Energiewende.

"Ohne die Akzeptanz in der Bevölkerung ist die Energiewende in Ostdeutschland nicht möglich. Umso nachdenklicher stimmen die Umfrageergebnisse", sagte der neue EnviaM-Vorstandsvorsitzende Stephan Lowis am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie. Die kritischen Stimmen mehrten sich. Dies führe zu Verdrossenheit. "Unsere Länder sind die Schaufenster für die Energiewende."

Politische Unstimmigkeiten sorgen für Skepsis

Der Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom kommt für die Ostdeutschen bei der Energiewende nur auf die Ränge vier und fünf unter sechs Punkten: Auf einer Skala von 0 bis 9 wurde die Wichtigkeit mit 7,4 bzw. 7,2 bewertet. Platz eins belegte der Ausbau erneuerbarer Energien mit 8,1 vor Art der Wärmeerzeugung und -nutzung (8,0) und der Digitalisierung (7,5). Am Ende der Rangliste steht die Verkehrswende mit 7,0.

Vor allem in Bezug auf die Umsetzung sind die Ostdeutschen kritischer geworden. Waren vor zwei Jahren noch 35 Prozent der Bürger damit zufrieden, sank die Zahl nun drastisch auf 15 Prozent. Acht von zehn Menschen sind mit den Maßnahmen unzufrieden. Auch glauben derzeit nur noch 43 Prozent der Einwohner aus den fünf Bundesländern und Berlin an ein Gelingen der Energiewende; 2016 waren es noch 50 Prozent.

Digitalisierung hat schweren Stand

Als Gründe für die Skepsis wurden in erster Linie die mangelnde politische Umsetzung, politische Unstimmigkeiten und zu viel Einfluss von Einzelinteressen angeführt. "Nicht das Ziel, sondern der Weg wird infrage gestellt. Da sollte die Politik genau zuhören", sagte Lowis.

Nach Überzeugung von Lowis ist insbesondere die Digitalisierung ein Schlüsselfaktor, um bei der Energiewende den nächsten Schritt zu gehen. Dort gebe es große Reserven. Nur 14 Prozent der Ostdeutschen würden Smart Home als Dienstleistung nutzen und Stromverbrauch oder Heizung digital regeln. Auch waren nur 44 Prozent der Bürger der Meinung, Digitalisierung vereinfache den Alltag. Nach Ansicht von 35 Prozent verändere sich der Alltag nicht. (dpa/ls)