RWE-Chef Schmitz: "Wer zu früh aus der Kohle aussteigt, wird dafür teuer bezahlen müssen"
Beim Verkauf der Tochter Innogy an Eon komme RWE gut voran, sagte der RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag-Ausgabe). "Ich gehe davon aus, dass Eon und RWE in 2019 alle Freigaben erhalten und die Transaktion vollzogen werden kann." Er kündigte an, danach kräftig in Ökostrom zu investieren. Nach Abschluss der Transaktion stünden 1,5 Milliarden Euro im Jahr für Ökostrom zur Verfügung.
Zum Start der Gespräche zur Vorbereitung des Kohleausstiegs an diesem Dienstag warnt RWE-Chef Rolf Martin Schmitz vor einem Kohleausstieg bis 2030. "Das ist nicht zu schaffen, selbst wenn die erneuerbaren Energien bis dahin 65 Prozent des Strombedarfs decken können", erklärte Schmitz. "Das halte ich übrigens angesichts des schleppenden Netzausbaus für schwierig. Zudem gibt es noch nicht genug Gaskraftwerke, die die Versorgungssicherheit garantieren."
Personalplanung bis Jahrhundert-Mitte
Der RWE-Chef warnte vor Jobabbau: "Wenn die Politik vorzeitig aus der Kohleverstromung aussteigen will, muss sie ein Preisschild dran machen, auf dem steht: So viele Arbeitsplätze müssten wir streichen, um so viel wird der Strompreis steigen, weil die Versorgung aufwändiger als bisher gesichert werden muss. Wer zu früh aus der Kohle aussteigt, wird dafür teuer bezahlen müssen."
Auf die Frage, wie viel Arbeitsplätze er bei einem vorzeitigen Aus bedroht sehe, sagte Schmitz: "Allein im rheinischen Revier beschäftigt RWE fast 10.000 Mitarbeiter in der Braunkohle; hinzukommen etwa 25.000 Stellen bei Partnerfirmen. Wir haben unsere Personalplanung darauf ausgerichtet, dass wir die Tagebaue bis Mitte des Jahrhunderts auskohlen." Er kündigte an, im Fall eines vorzeitigen Ausstiegs Schadenersatz vom Staat zu fordern: "Wenn der Staat aus politischen Gründen Unternehmen enteignet, steht ihnen Schadenersatz zu."
"Die Arbeit macht so viel Spaß"
Auf die Frage nach seiner beruflichen Lebensplanung sagte der RWE-Chef, er könne sich vorstellen, parallel mit Eon-Chef Johannes Teyssen aufzuhören. "Wir haben schon darüber gewitzelt, dass wir ja etwa zeitgleich aufhören, wenn man auf unsere Vertragslaufzeiten schaut", so Schmitz. "Aber die Zeiten sind gerade extrem spannend und die Arbeit macht so viel Spaß, dass ich darüber im Moment nun wirklich nicht nachdenke." Dass er weniger verdient als Teyssen, stört Schmitz nicht: "Laut Rankings verdienen viele Dax-Chefs mehr als ich, aber damit kann ich gut leben."
Eon-Chef Teyssen hat jüngst in einem Interview angekündigt, seinen Ende 2021 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Ab Ende 2021 komme für ihn "die große Freiheit", so Teyssen. (hil)