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RWE: Deutlicher Ergebnisrückgang bei Braunkohle und Kernenergie

Der Energiekonzern weist nach neun Monaten ein deutlich rückläufiges Nettoergebnis aus. Der Dividendenausblick für 2018 wird aber bekräftigt.
14.11.2018

Im historischen Verwaltungsgebäude der ehemaligen Zeche Victoria Mathias residiert seit Juni diesen Jahres der RWE-Vorstand. Auf dem Gelände im Essener Norden entsteht bis 2022 der neue RWE-Campus.

Der Energiekonzern RWE  hat in den ersten neun Monaten des Jahres signifikant weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank auf 1,3 Mrd. Euro (Vorjahresperiode: 1,7 Mrd. Euro). Das bereinigte Nettoergebnis ging in den ersten drei Quartalen auf 645 Mio. Euro zurück, im Vorjahr hatte der Konzern in dem Zeitraum noch 930 Mio. Euro erwirtschaftet.

Beide Kennzahlen spiegeln die Entwicklung von "RWE stand-alone" wider. Sie umfassen die Geschäftsfelder Braunkohle & Kernenergie, Europäische Stromerzeugung und Energieerzeugung zuzüglich der Innogy-Dividende. Die Teile von Innogy, die Eon übernimmt, werden bis zum Verkaufszeitpunkt als "nicht fortgeführte Aktivitäten" klassifiziert, RWE hatte zum Halbjahr über die Anpassungen in der Finanzberichterstattung informiert.

Optimistischer Dividendenausblick auch für 2019

Finanzvorstand Markus Krebber zeigt sich mit der Ergebnisentwicklung in den ersten drei Quartalen dennoch "sehr zufrieden". "Wir werden unsere operativen Ziele für das Jahr erreichen und können die angestrebte Erhöhung der ordentlichen Dividende auf 70 Cent bestätigen", so Krebber. Auch bei der Dividendenzahlung für 2019 sei man optimistisch. Für die Kommunen, denen rund 24 Prozent von RWE gehören, ist das eine gute Nachricht.

Insbesondere im Segment Braunkohle & Kernenergie ging das bereinigte Ebitda in den ersten neun Monaten deutlich auf 240 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 551 Mio. Euro) zurück. Hauptgrund dafür sind die gegenüber dem Vorjahr niedrigeren Margen. Hinzu kam eine geringere Stromproduktion, maßgeblich bedingt durch die Stilllegung des Blocks B im Kernkraftwerk Grundremmingen Ende vergangenen Jahres.

Das laufende Kostensenkungsprogramm konnte diese erwarteten Rückgänge teilweise ausgleichen. Für das gesamte Geschäftsjahr wird in dem Geschäftsbereich unverändert ein bereinigtes Ebitda zwischen 350 und 450 Mio. Euro erwartet.

Hambacher Forst: Verluste durch Rodungsstopp

RWE steht als größter deutscher Braunkohleverstromer unter Druck. Ein gerichtliches Rodungsverbot für einen Wald am Tagebau Hambach zwingt die Essener, die Stromerzeugung zu drosseln. In den Braunkohlekraftwerken ist die Produktion ohnehin rückläufig, was sich auch in der Bilanz niederschlägt. Den wirtschaftlichen Schaden durch den Rodungsstopp bezifferte Krebber mit 100 bis 200 Mio. Euro pro Jahr.

In den ersten neun Monaten sank die Stromerzeugung um 19 Milliarden auf knapp 132 Milliarden Kilowattstunden. Mit Ausnahme der Erneuerbaren gab es bei allen Energiearten einen Rückgang.

"Transaktion mit Eon verläuft planmäßig"

Kein Wunder also, dass beim RWE-Finanzchef angesichts der positiven Ergebnisentwicklung des Konkurrenten Eon im Erneuerbarenbereich bereits Vorfreude aufkommt. Im Zuge der Innogy-Zerschlagung wird RWE die Erneuerbaren-Anlagen von Innogy und Eon übernehmen und dadurch zur Nummer drei bei den erneuerbaren Energien in Europa aufsteigen. Rund 60 Prozent des Gewinns sollen nach dem Deal mit Eon aus der CO2-freien Stromerzeugung kommen.

Die Transaktion mit Eon verlaufe planmäßig, so Krebber. Gemeinsame Integrationsteams haben damit begonnen, die Einbindung des Erneuerbaren-Geschäfts in die RWE-Gruppe vorzubereiten.

RWE setzt auf Renaissance der Gaskraftwerke

Neben den Erneuerbaren setzt RWE auch auf eine Renaissance der Gaskraftwerke bei der Stromerzeugung. In den Niederlanden werde ein 2014, nach nur zwei Jahren Laufzeit, eingemottetes Gaskraftwerk wieder flott gemacht, sagte Krebber. Das moderne Kraftwerk an der niederländisch-belgischen Grenze könne auch an das belgische Stromnetz angeschlossen werden. In Belgien droht wegen wiederholter Abschaltungen seiner maroden Atomkraftwerke Strommangel.

Für das Gesamtjahr rechnet RWE weiterhin mit einem bereinigten Ebitda zwischen 1,4 und 1,7 Mrd. Euro und einem bereinigten Nettoergebnis zwischen 500 und 800 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung des Essener Energiekonzerns ist deutlich gesunken.Die unmittelbar RWE zurechenbaren Schulden lagen per Ende September dieses Jahres bei 2,1 Mrd. Euro – das sind 2,4 Mrd. Euro weniger als Ende Dezember 2017. (hoe/dpa)