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SH Netz: „Stromwende“ soll zur echten Energiewende werden

In Schleswig-Holstein wurde 2017 fast ein Drittel mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt als verbraucht. Doch für eine echte Energiewende reicht das den Verantwortlichen noch nicht.
04.04.2018

Schleswig-Holstein bietet aufgrund der hohen Windhöffigkeit gute Bedingungen für die Windenergie.

Im Jahr 2017 wurde fast ein Drittel mehr Strom aus Erneuerbaren Energien produziert als im Land verbraucht werden konnte. Das ergeben aktuelle Zahlen der Hansewerk-Tochter Schleswig-Holstein Netz (SH Netz). Danach wurden im letzten Jahr über 14 Mrd. kWh Strom aus Erneuerbaren Energien in das Netz des Unternehmens eingespeist, was einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2016 entspricht. Da der Verbrauch mit insgesamt rund 11,3 Mrd. kWh Strom etwa das Vorjahresniveau umfasste, überstieg die Stromeinspeisung von Erneuerbaren den Stromverbrauch im Lande um 30 Prozent. Über 58 Prozent der Zeit des Jahres hinweg, exakt an 5081 von 8760 Stunden, wurde Strom aus Erneuerbaren Energien durch die SH Netz in Richtung Süden geleitet.

Doch die guten Zahlen sorgen bei der SH Netz niemanden darüber hinweg, dass weiter Handlungsbedarf besteht. „Bislang war die Energiewende im Wesentlichen nur eine Stromwende“, betont Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender von Hansewerk. Vor diesem Hintergrund werde es umso wichtiger, mit dem regenerativen Strom aus heimischer Produktion über die Sektorenkopplung auch andere Verbrauchsbereiche erschließen – wie etwa die Mobilität die Gebäude- und Industriewärme: „So ist neben dem Netzausbau eine Weiterentwicklung innovativer Technologien wie im Projekt Norddeutsche Energiewende 4.0 notwendig, um mehr vor Ort erzeugten erneuerbaren Strom auch vor Ort zu nutzen.“

Eine intelligente Plattform für die echte Wende

Mit der Hansewerk-Tochter SH Netz und der Erneuerbare-Energien-Gruppe ARGE Netz entwickeln daher derzeit zwei Akteure der Energiewende in Schleswig-Holstein die Online-Plattform „ENKO – Energie intelligent koordinieren“. Diese Plattform ermöglicht erstmals eine Synchronisation zwischen lokal erzeugten Erneuerbaren Energien mit den Verbrauchern vor Ort, sodass mehr Erneuerbare Energien ins Netz eingespeist werden können. Gleichzeitig soll ENKO den erzeugten erneuerbaren Strom über die sogenannte Sektorenkopplung für andere Verbrauchsbereiche wie Wärme, Industrie oder Elektromobilität erschließen.

Die höchste Einspeisung von erneuerbarem Strom verzeichnete SH Netz bislang übrigens am stürmischen 23. Dezember 2017. Der Spitzenwert der ins Netz der SH Netz eingespeisten Energie lag an diesem Tag zeitweise bei vier Millionen Kilowatt. (sig)