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Solarfirma Meyer Burger belebt Solarstandorte im Osten

Das Schweizer Unternehmen will in Sachsen und Sachsen-Anhalt groß in die Produktion von Solarzellen und Modulen einsteigen. Der Chef ist überzeugt, dass die Pläne aufgehen. Los geht es im Mai.
21.04.2021

Fast genau zehn Jahre nach der Eröffnung von Solarworld in Freiberg, eröffnet Meyer Burger dort seine Porduktion und will der einstigen Solarhochburg zu neuem Glanz verhelfen.

Viel ist es nicht mehr, was auf dem modernen Industriegebäude an den einstigen Solar-Riesen erinnert: Der Schriftzug «Solarworld» steht kaum noch lesbar an der grauen Fassade - gleich daneben wehen, weithin zu sehen, die schwarz-weißen Flaggen des Solarmodul-Herstellers Meyer Burger.

Das Schweizer Unternehmen will nächsten Monat am traditionsreichen Standort Freiberg seine Produktion aufnehmen. Ab 26. Mai soll das Werk offiziell eröffnet werden, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt am Mittwoch in Freiberg. Das sei fast genau zehn Jahre nach der Eröffnung von Solarworld. Meyer Burger wolle die Tradition Freibergs als großer Produktionsstandort in Europa wiederbeleben, so Erfurt.

3500 Arbeitsplätze und 145 Mio. Euro investiert

Das Schweizer Unternehmen hatte im vergangenen Jahr das Werk des 2018 pleitegegangenen Solarmodul-Herstellers Solarworld übernommen. Meyer Burger will dort Solarmodule aus Zellen bauen, die zuvor in einem zweiten Werk in Bitterfeld-Wolfen hergestellt werden. Dort - genauer in Thalheim - soll die Produktion am 18. Mai starten. Zunächst sollen an beiden Standorten rund 300 Arbeitsplätze entstehen, langfristig sind bis zu 3500 Stellen geplant. Rund 145 Mio. Euro investiert die Aktiengesellschaft in den Aufbau der beiden Werke.

Sachsens Umwelt- und Energieminister Wolfram Günther würdigte die Ansiedlung als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Energiewende. «Die Solar-Industrie kommt in großem Maßstab zurück. Das steht für die Innovationskraft des Unternehmens wie auch des Standorts Sachsen», sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch.

Anlagen von Solarworld übernommen

Derzeit werden in Freiberg die Maschinen installiert und aufgebaut sowie Fertigungslinien vorbereitet. Nach der Eröffnung wird die Produktion hochgefahren und soll dann im 24-Stunden-Betrieb laufen. Die Förderanlagen wurden von Solarworld übernommen und umgebaut, die gesamte Produktion modernisiert und automatisiert. Hier werden die Zellen aus Sachsen-Anhalt mit dem Glas einer Firma aus Cottbus mittels einer neuen Technologie samt hauchdünnen Drähten zusammengebaut, die einen höheren Wirkungsgrad der Module verspricht.

Bisher hat Meyer Burger Maschinen für die Solarproduktion im sächsischen Hohenstein-Ernstthal hergestellt und weltweit geliefert - vor allem nach China. Damit soll nun Schluss sein. «Denn dann ist nicht nur die Maschine weg, sondern auch die Technologie. Diesen Kreislauf wollen wir durchbrechen», betonte Geschäftsführer Erfurt. Meyer Burger will also künftig die eigene Technik zur Solarproduktion nutzen, um zu verhindern, dass Know-how abfließt. Entschieden hat sich das Schweizer Unternehmen für die beiden Solarstandorte im Osten wegen der bestehenden Infrastruktur und der vorhandenen Fachkräfte.

Zunächst Fokus auf Dachanlagen

Meyer Burger will zunächst Solaranlagen für Dächer von Eigenheimen, aber auch für kleinere Kraftwerke bauen. Die Firma strebt zunächst eine jährliche Produktionskapazität von 400 MW an - später soll sie auf ein rund 1 Gigawatt wachsen. Erfurt verglich die Jahresleistung mit der eines Atomkraftwerkes.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr laut Bundesverband Solarwirtschaft 184 000 neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von rund 4,9 Gigawatt installiert worden. Das entspricht einem Leistungszuwachs um 27,6 Prozent gegenüber 2019. Besonders stark zog demnach die Nachfrage bei Eigenheimbesitzern an. (lm/dpa)