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Spekulationen um Steag-Refinanzierung

Angeblich sollen vor allem Sparkassen die Kredite übernehmen wollen, schreibt die Rheinische Post. Dies würde die Risiken für die Kommunen weiter erhöhen, warnt der Steuerzahler-Bund.
16.04.2018

Das Verwaltungsgebäude der Steag in Essen.

Die Finanzausstattung der Steag und die Refinanzierung der Kredite der Steag-Alleingesellschafterin, dem Stadtwerke-Konsortium KSBG (Kommunale Beteiligungsgesellschaft), ist seit Monaten Gegenstand von Spekulationen und Mutmaßungen. Nur wenige Tage vor der Bilanzpressekonferenz des Energiekonzerns am kommenden Donnerstag behauptet die  "Rheinische Post", dass die KSBG und die an ihr beteiligten sechs NRW-Stadtwerke die Darlehen künftig vor allem über Sparkassen finanzieren wollen und beruft sich dabei auf Branchenkreise. "Wenn jetzt die Sparkassen ins  Boot geholt werden, würden sich die Risiken für die Städte durch das Steag-Abenteuer weiter erhöhen. Der Steuerzahler darf nicht der Leidtragende für das Monopoly der Politik sein", warnt dann auch Eberhard Kanski, Vorstand beim Bund der Steuerzahler NRW.  Branchenkenner bezweifelten gegenüber der ZfK allerdings, dass überhaupt bekannt ist, mit welchen Banken die Stadtwerke derzeit in Gesprächen sind und dass es sich dabei mehrheitlich um Sparkassen handle.

"Prüfung der Eigenkapitalstruktur auf KSBG-Ebene"

Die Finanzierung des Fremdkapitals der KSBG soll bis 2019 neu organisiert werden, dabei wollen die Beteiligten vor allem von dem deutlich niedrigeren Zinsniveau profitieren. "Das Stadtwerke-Konsortium hat einen Prozess ausschließlich zur Refinanzierung des Fremdkapitals und zur Prüfung der Eigenkapitalstruktur auf KSBG-Ebene eingeleitet", teilt Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) auf Anfrage mit. Dieser Prozess sei im Gange und solle auch zu positiven Finanzierungseffekten auf Steag-Ebene führen. Zu den laufenden Gesprächen könne er keine weitere Stellung nehmen.

Steag-Kauf überwiegend über Kredite finanziert

Die KSBG und die an ihr beteiligten Stadtwerke hatten den Kauf der Steag in den Jahren 2011 und 2014 sowohl über Bankdarlehen als auch über Eigenkapital finanziert. 70 Prozent des Kaufpreises von rund 1,2 Mrd. Euro wurden von der KSBG über Bankdarlehen erbracht. Die restlichen 30 Prozent der Summe stemmten die beteiligten Stadtwerke teilweise über Eigenkapital, zum Teil auch über Kreditaufnahmen. Über 330 Mio. Euro an Bankdarlehen hat die KSBG bereits getilgt, teilt Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) auf Anfrage mit. Die DSW21 hält 36 Prozent an der KSBG, die anderen Gesellschafter sind die Energieversorgung Oberhausen, die Stadtwerke Bochum, Dinslaken, Duisburg und Essen. Für den jährlichen Schuldendienst benötigt die KSBG eine jährliche Ausschüttung der Steag. Im vergangenen Jahr lag diese bei 55 Mio. Euro. Da die Steag im vergangenen Jahr einen Verlust von 220 Mio. Euro ausweisen musste, wurde diese Zahlung an die KSBG aus dem Eigenkapital des Essener Energiekonzerns finanziert. Darüberhinausgehende Dividenden für die einzelnen an der KSBG beteiligten Städte sind laut Guntram Pehlke erst wieder im Jahr 2020 zu erwarten. Dies hatte die Steag bereits vor längerem kommuniziert, die jeweiligen Städte sind über ihre Stadtwerke Miteigentümerin des Kraftwerkebetreibers.

"Portfoliomaßnahmen aus Restrukturierungsprogramm zeigen Wirkung"

Naturgemäß äußern sich weder die Steag noch diie KSBG wenige Tage vor der Bilanzpressekonferenz zu konkreten Zahlen und Geschäftsentwicklungen. Es gibt aber einige mehr oder weniger direkte oder indirekte Hinweise für operative Fortschritte und Ergebnisverbesserungen. "Ich sehe keinen Grund zu der Annahme, dass die Mittelfristplanung der Steag nicht erreicht wird und bin sicher, dass die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2017 im Rahmen der Erwartungen ausfallen wird", bestätigt Guntram Pehlke. Zudem zeigten die Portfoliomaßnahmen aus dem Restrukturierungsprogramm "Steag2022" Wirkung, "sodass wir als Eigentümer ausgesprochen zufrieden sind". Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte Steag-Chef Joachim Rumstadt gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ein positives Ergebnis für das Geschäftsjahr 2017 in Aussicht gestellt. Beim Betriebsgewinn werde man die Ziele um mindestens zehn Prozent übertreffen. Dazu beigetragen haben vor allem der Verkauf von verschiedenen Aktivitäten, beispielsweise von Beteiligungen ím Fernwärmebereich, aber auch das wachsende Fokus auf das Auslandsgeschäft.

Beim Start des Sparprogramms "Steag2022" hatte der Konzern den Abbau von bis zu 1000 der 6000 Arbeitsplätze weltweit angekündigt. Wie das Unternehmen mitteilt, wird der Abbau erfreulicherweise nicht ganz so hoch ausfallen wie ursprünglich geplant. Aus heutiger Sicht werden wohl 850 Stellen gestrichen. Vor allem die rund 150 Beschäftigten der Steinkohlekraftwerke Bexbach und Weiher im Saarland können vorerst aufatmen. Nachdem diese Anlagen zur Stilllegung angemeldet worden waren, wurden diese vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion als systemrelevant eingestuft und gehen in die Netzreserve. (hoe)