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Stadtwerke Bielefeld bauen digitale Angebote deutlich aus

Ob Smart-City-Plattform oder neuartige Moblitätsangebote: Der Kommunalversorger stellt wichtige Weichen für den Ausbau neuer Geschäftsfelder. Die Grundlage hierfür wurde erneut mit einem erfolgreichen Jahresabschluss gelegt. Doch so gut wie aktuell wird die Ertragssituation nicht bleiben, warnt die Geschäftsführung.
05.07.2019

Das Geschäftsführerduo der Stadtwerke Bielefeld: Rainer Müller (links) und Martin Uekmann

Die Stadtwerke Bielefeld wollen ihre digitalen Angebote deutlich ausbauen. Gemeinsam mit der Stadt Bielefeld wird beispielsweise eine Smart-City-Plattform entwickelt werden. Diese soll alle digitalen Aktivitäten der Stadt und der Stadtwerke bündeln, erklärte Geschäftsführer Martin Uekmann auf der Jahrespressekonferenz des Energieversorgers. Aktuell nehme man an einem Wettbewerb teil, um Bundesmittel für das Projekt zu erhalten. Die Plattform soll auch von weiteren Partnern genutzt werden, beispielsweise von der Wirtschaft und den Hochschulen. Sämitliche neuen Mobilitätsangebote vom E-Roller über E-Bikes bis hin zum Ruf-Bus sollen zudem künftig über eine App bestellbar sein.

Investitionen in Speicher-Kraftwerk und neue Klärschlammverbrennungsanlage

Die Grundlage für die Umsetzung dieser Digitalisierungsstrategie legen die Bielefelder mit einem flächendeckenden Breitbandausbau, der das Unternehmen noch weitere acht Jahre beschäftigen wird. Insgesamt werden hier 280 Mio. Euro investiert. Damit die kommunale Unternehmensgruppe auch die Energiewende vor Ort vorantreiben kann, hat der Aufsichtsrat zudem einer Millioneninvestition in den Bau eines intelligenten Speicher-Kraftwerks zugestimmt. Dieses wird es noch besser ermöglichen, Überschüsse an grünem Strom sinnvoll zu nutzen. Außerdem soll auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage in Bielefeld eine Klärschlammverbrennungsanlage entstehen.

Stabiles Kerngeschäft

Dass sich das Unternehmen seit einigen Jahren auf neue Geschäftsfelder und die Erarbeitung digitaler Strategien konzentrieren kann, verdankt es vor allem dem stabilen Kerngeschäft, betonte Rainer Müller, der seit einem halben Jahr mit Martin Uekmann das Geschäftsführerduo der Stadtwerke Bielefeld bildet. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete das Querverbundunternehmen ein Jahresergebnis von rund 18,6 Mio. Euro. Dieses entspricht zwar nur einem Viertel des Gewinns von 2017 in Höhe von 82,7 Mio. Euro, die Zahlen lassen sich aufgrund von Sondereffekten aber nicht vergleichen. Hauptursache für den ungewöhnlich hohen Gewinn 2017 war die Erstattung der Kernbrennstoffsteuer – die Stadtwerke Bielefeld sind an dem Atomkraftwerk Grohnde beteiligt.

Deutliche Steigerung bei den Fahrgästen

Die Umsatzerlöse der Stadtwerke 2018 waren leicht rückläufig und lagen bei 580,5 Mio. Euro (Vorjahr: 587,2 Mio). Das Unternehmen verzeichnete aber Zuwächse beim Verkauf von Strom, Gas und Wassser. Die Bielefelder profitierten dabei auch von einer hohen Kundenbindung, die Wechselquoten bei Strom und Gas liegen bei rund 15 Prozent. Zu der guten Jahresbilanz trugen insbesondere die Tochterunternehmen bei. Die Mobiltochter moBiel konnte ihr Defizit leicht verbessern auf 22,1 Mio. Euro und steigerte die Fahrgastzahlen in Bus und Stadtbahn auf über 60 Millionen. Die Interargem generierte ein Ergebnis von 15,7 Mio. Euro, die Telekommunikationstochter BiTel schloss das Geschäftsjahr mit einem Plus von einer halben Mio. Euro ab. Die Zahl der Kundenanschlüsse legte um 9 Prozent auf rund 35.000 zu.

"Ergebnisse werden zurückgehen"

Trotz der nach wie vor guten Ergebnissituation wachsen auch in Bielefeld die Bäume nicht in den Himmel. "Wir hatten wieder ein erfolgreiches Geschäftsjahr, aber so geht es auf Dauer nicht weiter", mahnte Geschäftsführer Martin Uekmann. Die Prognosen zeigten, dass die Stadtwerke die Verkehrsverluste im kommenden Jahr noch mit den Gewinnen aus der Versorgung erwirtschaften können. Auf Dauer würden die Gewinne in der Versorgung aber zurückgehen, auch durch das Auslaufen des Atomkraftwerks Grohnde.

Die Ausgaben im Bereich Verkehr würden hingegen steigen. Auch die Digitalisierung kostet viel Geld. Uekmann: "Wir bleiben also bei der Aussage, dass unsere Ergebnisse zurückgehen werden. In der Stadtwerke Bielefeld Gruppe arbeiten wir deswegen stetig daran, uns effizienter aufzustellen und die Unternehmensstrukturen zukunftsfähig zu machen." (hoe)