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Stadtwerke Dinslaken engagieren sich in China

Der Ausbau eines Fernwärmenetzes soll den Stadtwerken Dinslaken das Tor zum chinesischen Markt öffnen. Der Transfer neuester Umwelttechnologie soll der ganzen Stadt zugutekommen.
14.02.2018

Bis 2035 soll China eines der innovativsten Länder der Welt werden, das seine Umweltprobleme grundlegend gelöst hat. Das zumindest ist die Vorgabe, die Staatsschef Xi Jinping gemacht hat. Doch schon die der Luftqualität in den Städten sind die Probleme so groß, dass das Reich der Mitte um Hilfe von außen nicht herumkommt. Deshalb reiste jetzt eine Delegation aus Dinslaken nach Nanjing. Das ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Jiangsu, in der 80 Millionen Menschen leben. Hier, genauer in der Millionenstadt Yangzhou, soll mit Hilfe der Stadtwerke Dinslaken eine kohlekraftbasierte Fernwärmeversorgung aufgebaut werden, die für ein komplettes Stadtviertel, das derzeit in Bau ist, ausreicht.

Die Chinesen haben einen ersten Vertrag unterzeichnet, der die Vorarbeiten für den Technologietransfer regelt. Verläuft alles nach Plan, soll schon in wenigen Monaten die Tinte unter den Verträgen trocken sein – dann wird das Fernwärmenetz gebaut. Der Clou des Angebotes aus Dinslaken ist die im Vergleich zum chinesischen Standard deutlich bessere Rauchgasreinigung. Kompetenzpartner für beide Komponenten ist der Energieversorger Steag, bei dessen Kohlekraftwerken die neueste Rauchgasreinigungstechnik im Einsatz ist. Die Dinslakener Stadtwerke sind Anteilseigner bei der Steag.  

Die Dinslakener Bürger sollen profitieren

„Unsere Nachhaltigkeitskonzepte sind bei den Gesprächspartnern auf großes Interesse gestoßen“, teilt der Dinslakener Bürgermeister Michael Heidinger mit, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist. Allein durch den Technologietransfer nach China könnten die kommunalen Betriebe Mehreinnahmen von bis zu einer halben Million Euro pro Jahr generieren. Das zusätzliche Geld wollen die Stadtwerke jedoch nicht für sich behalten. Aus dem Dinslakener Rathaus ist zu hören, dass die möglichen Mehreinnahmen der Stadtwerke zu einer Senkung der innerstädtischen Parkgebühren und für den Ausbau des Radwegnetzes verwendet werden. Doch zuerst muss das Projekt realisiert werden, und der Stadtrat hat auch noch ein Wörtlein mitzureden.

Und es könnten noch weitere Aufträge für die Stadtwerke Dinslaken winken. Die Chinesen sind nicht nur am Wissen der Stadtwerke in Sachen Energieversorgung und Rauchgasentschwefelung, sondern auch an einer Verbesserung der Trinkwasserversorgung interessiert. „Das Wasser, das dort aus den Hähnen fließt, ist ungenießbar“, erklärte Stadtwerke-Chef Josef Kremer nach der Rückkekhr aus Nanjing. Insofern seien auch Anlagen für die Trinkwasseraufbereitung, die im nahe Dinslaken gelegenen Löhnen praktiziert würden, für die Chinesen von hohem Interesse. Umwelttechnik vom Niederrhein könnte damit theoretisch zu einem Exportschlager werden, denn die Umweltprobleme in China sind ebenso groß wie der Wille der Chinesen, sie zu lösen. Das wollen die Stadtwerke Dinslaken nützen. Langfristig soll sich das Engagement in China in Investitionen und Beteiligungen im Reich der Mitte auszahlen. (sig)