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Stadtwerke Tecklenburger Land forcieren Wärmewende "nebenan"

In Neubaugebieten setzt der kommunale Versorger vor allem auf kalte Nahwärme. Wichtigster Energieträger ist die Geothermie. Dazu sind die ersten Probebohrungen erfolgt.
08.09.2022

Für das Kalte-Nahwärme-Netz im Neubaugebiet Niestadtweg in Mettingen sind die Probebohrungen bereits erfolgt.

Die Stadtwerke Tecklenburger Land (Nordrhein-Westfalen) kommen offenbar bei der kommunalen Wärmeplanung voran. "Wir sehen uns klar als Partner der Kommunen, wenn es um die kommunale Wärmeplanung geht", sagt Tobias Koch, Geschäftsführer der Stadtwerke-Gesellschaften SWTE Netz, SWTE Kommunal und SWTE Innovation. Daran arbeite der regionale Versorger auf vielen Ebenen.

"Bei Neubaugebieten setzen wir auf das Konzept der Kalten Nahwärme", sagt Tobias Elsner, Abteilungsleiter Projektentwicklung bei der SWTE Netz. Mit der Planung und dem späteren Betrieb eines Kalte-Nahwärmenetzes im Baugebiet Niestadtweg in Mettingen wollen die Stadtwerke Tecklenburger Land nun eine Art Blaupause für andere Siedlungen und Quartiere entwickeln.

Geothermie nimmt wichtige Rolle ein

Auch ein geplantes Uferquartier in Hörstel (Tecklenburger Land) soll über Kalte Nahwärme von den Stadtwerken versorgt werden. "Wichtigster Energieträger für diese Wärmenetze ist Geothermie", sagt Elsner.

Die Erdwärme erhitze dabei ein Flüssigkeitsgemisch, das über das Nahwärmenetz zu den einzelnen Häusern transportiert werde. Mittels Wärmepumpen wird das Gemisch in den Häusern auf die gewünschte Temperatur gebracht und zum Heizen – im Sommer auch zum Kühlen – zur Verfügung gestellt.

Kooperation mit Fraunhofer-Institut

Während bei modernen Neubauten eine niedrige Vorlauftemperatur ausreiche, um effizient eine Wärmepumpe nutzen zu können, sehe es im Bestandsbau in der Regel anders aus. Dort seien höhere Vorlauftemperaturen erforderlich, so die Stadtweke. "In mehreren hundert Metern Tiefe ist ein deutlich höheres Wärme-Niveau zu erwarten. Das eröffnet neue Möglichkeiten zur Wärmeversorgung von älteren Siedlungsgebieten und Quartieren", erklärt Abteilungsleiter Elsner.

Vor diesem Hintergrund untersucht das kommunale Versorgungsunternehmen derzeit mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts das geothermische Potenzial im Versorgungsgebiet der SWTE. "Wir schauen uns unser Netzgebiet an, um zu untersuchen, welche Umsetzungsmöglichkeiten wir in welchem Ort in unserem Versorgungsgebiet haben", so Elsner weiter.

Beispiel für Wärmewende im Bestand

"Unsere Idee ist es, wie bei der Kalten Nahwärme mehrere Bohrfelder zu schaffen, ein Wassergemisch als Wärmeträger in die Tiefe zu leiten und die dort erwärmte Flüssigkeit mithilfe von Großwärmepumpen in einer Heizzentrale aufzubereiten, um Quartiere im Bestand über ein Nahwärmenetz zu beliefern", erklärt der Ingenieur. Denkbar wäre alternativ auch eine dezentrale Aufbereitung des Wärmeträgers in den Immobilien vor Ort.

Ein Beispiel, wie eine nachhaltige Energieversorgung im Bestand umgesetzt werden kann, sei das Quartier Feld und Flur in Ibbenbüren. Dort haben die Stadtwerke Tecklenburger Land für die Baugenossenschaft Ibbenbüren (BGI) eine Wärmezentrale für Neu- und Bestandsbauten geschaffen. Das kombinierte Heizsystem arbeitet mit einer Brennwertkesselanlage auf Erdgasbasis und Wärmepumpen.

Erdgas-Heizsystem eingebaut

Die neue Heizzentrale ersetzt demnach eine Wärmebelieferung auf Kohlebasis. Sukzessive sollen die Bestandsbauten im Bereich Flurstraße abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Dank ihrer guten Energieeffizienz könnten die Neubauten mithilfe von Wärmepumpen beheizt werden.

Um die für die Bestandsbauten erforderlichen höheren Vorlauftemperaturen zu erreichen, setzen die Stadtwerke Tecklenburger Land zudem ein Erdgas-Heizsystem ein. Durch die Hybridanlage mit einer Wärmepumpe und einem Gasbrennwertkessel könne die BGI so langfristig auf einen sich verändernden Bedarf an Neubauten und Modernisierungen variabel reagieren und den regenerativen Anteil sukzessive ausbauen.

PV-Anlage unterstützt Wärmepumpen

Zusätzlich haben die Stadtwerke im Quartier eine PV-Anlage mit einer Leistung von 25 kWp errichtet. Sie dient zur Unterstützung der Wärmepumpen in der Heizzentrale. Um die Leistung der PV-Anlage noch besser nutzen zu können, kommt ein Batteriespeicher zum Einsatz. Die elektrischen Versorgungsleitungen haben die Stadtwerke außerdem für zukünftige Bedarfe für E-Mobilität dimensioniert.

Ein großes Thema für die Stadtwerke Tecklenburger Land ist die Energieerzeugung in der Region: Mit rund 7600 Anlagen im Netzgebiet verzeichne die SWTE Netz für einen Netzbetreiber überdurchschnittlich viele Einspeiseanlagen.

Die meisten Solaranlagen in Privathaushalten

Darüber hinaus registriert die SWTE Netz aktuell monatlich um die 180 Anträge auf Anschluss einer Einspeiseanlage an das Stromnetz. Das Gros davon sind PV-Anlagen von Privathaushalten, heißt es.

Vor dem Hintergrund der Energiewende gewinne Strom weiter an Bedeutung. SWTE-Geschäftsführer Koch wirft einen Blick voraus: "Auch als Stadtwerke Tecklenburger Land möchten wir mit eigenen Erzeugungsanlagen regionalen Ökostrom erzeugen." (jk)