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Steigende Ungeduld: Bewerber wünschen schnelle Antwort

Eine aktuelle Umfrage von Softgarden zeigt: Recruiting braucht mehr Serviceorientierung.
29.10.2020

Die Erwartungen der Jobsuchenden bei Online-Bewerbungen orientieren sich an Konsumenten-Webseiten.

 

Bewerber werden immer ungeduldiger. Aktuell erwarten drei Viertel nach dem Versand der schriftlichen Bewerbung eine verbindliche Antwort innerhalb von Tagen oder nach maximal zwei Wochen. Bewerbungsverfahren brauchen deshalb mehr Tempo, Authentizität und Serviceorientierung. Das sind Ergebnisse der "Candidate Experience 2020"-Umfrage von Softgarden. Der Recruiting-Software-Anbieter hat dafür 6720 Bewerber befragt.

Bei 64,4 Prozent der Jobinteressierten befördern sich Arbeitgeber durch komplizierte Online-Bewerbungsverfahren ins "Aus". Auf die größte Ablehnung stößt mit 35,7 Prozent dabei die komplexe Formularbewerbung mit vorheriger Registrierungspflicht. Für immerhin 43,8 Prozent der Bewerber würde zudem ein Verzicht auf das Anschreiben die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung erhöhen. "Ein Anschreiben ist meistens ein präpariertes ,BlaBla’, das nicht die Person widerspiegelt", schreibt ein Teilnehmer.

Amazon & Co setzen Standards

Seit 2014 befragt Softgarden regelmäßig Bewerber zu deren Erwartungshaltung an die Geschwindigkeit im Bewerbungsprozess. Hier zeigt sich: Bewerber machen als digitale (und mobile) Konsumenten Erfahrungen mit Online-Prozessen, die ihre Erwartungshaltung auch bei der Jobsuche bestimmen. Dadurch werden sie zunehmend ungeduldiger.

Während 2014 22,0 Prozent der Befragten maximal zehn Minuten für die Eingabe von Daten in ein Online-Bewerbungsformular für angemessen hielten, waren es 2019 schon 45,1 Prozent. Aktuell sind es 59 Prozent. Ähnliches lässt sich bei der Erwartung an die Zeit beobachten, die zwischen der Bewerbung und der Einladung zum Jobinterview vergehen sollte. Aktuell erwarten 15,9 Prozent der Bewerber diese nach weniger als einer Woche, weitere 59,1 Prozent nach ein bis zwei Wochen.

Erfolgsfaktoren im Recruiting

Welche Erlebnisse bei der Jobsuche überzeugen Bewerber von einem Arbeitgeber? 1709 Bewerber haben in der Umfrage ihre Erfahrungen mitgeteilt. In den Antworten treten vor allem drei Faktoren hervor: eine positive Haltung der Beteiligten gegenüber den Bewerbern, eine transparente und authentische Kommunikation sowie eine professionelle Organisation mit serviceorientierten Prozessen.

„Klare Aussagen zu Anforderungen, Tätigkeitsfeld, Gehalt, Urlaub etc. sowie strukturierte Prozesse in der Bewerbung“, fasst ein Umfrageteilnehmer seine positiven Erfahrungen zusammen. „Schneller unverbindlicher Bewerbungsprozess, offener Umgang mit Vor- und Nachteilen der Unternehmensstruktur“, schreibt ein anderer.

No Gos: Desinteresse und Herablassung

In ihren Kommentaren schildern einige Bewerber kontraproduktive Verhaltensweisen von Unternehmensvertretern in den Jobinterviews. „Der Arbeitgeber spielte während des Vorstellungsgesprächs die ganze Zeit am Handy – das Gespräch habe ich mit ziemlich deutlichen Worten abgebrochen.“

Die drei schlimmsten Showstopper während des Jobinterviews sind aus Bewerbersicht: die Schwierigkeiten der Interviewer zu erklären, worin der Job genau besteht (81,4 Prozent), Gesprächspartner, die Bewerbern das Gefühl der Unterlegenheit vermitteln (76,1 Prozent) und das Herumdrucksen beim Gehalt (69,3 Prozent). (dpa/hp)