Studie zeigt niedrigen Innovationsgrad in Energiebranche auf
Grundlage für die Studie sind die Innovationsportfolios von 95 insbesondere mittelständisch geprägten Energieversorgern. 84 Prozent davon befinden sich in mehrheitlich kommunalem Besitz. Das Spektrum der in dieser Gruppe identifizierten Innovationsaktivitäten lag bei 85 und reichte von einfachen Beratungsangeboten zur Energieeinsparung, dem Aufbau von Elektromobilitäts- und Telekommunikationsinfrastrukturen bis hin zur Erstellung von Bedarfsprofilen für die Optimierung der lokalen Energiebereitstellung und dem Demand-Side-Management. Trotz dieses breiten Angebots führten die meisten Energieversorger jedoch häufig nur Aktivitäten mit niedrigem Innovationsgrad aus, schreiben die Studienautoren Daniel Laufs, Heiner Lütjen und Carsten Schultz vom Lehrstuhl für Technologiemanagement der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in ihrem Fazit.
Auch kleinere Energieversorger beteiligen sich immer häufiger an Offshore-Windparks
Insgesamt wurden von den 95 Energieversorgern 1632 Einzelaktivitäten identifiziert, die in 85 Innovationsaktivitäten aggregiert wurden. Die Ergebnisse wurden anschließend zwei unabhängigen Experten zur Bewertung des Innovationsgrades vorgelegt. Im Zentrum der Portfolios der Energieversorger stehen demnach Vertriebsdienstleistungen, die rund 60 Prozent aller identifizierten Aktivitäten ausmachten. Die restlichen 600 Einzelaktivitäten entfielen auf den Bereich Erzeugung und Verteilung. Im Erzeugungsbereich ist laut den Studienautoren ein klarer Trend zur dezentralen Stromerzeugung erkennbar. Auch kleinere Energieversorger beteiligten sich neben einzelnen eigenen Windkraftanlagen an Land auch immer häufiger an Offshore-Windparks. Zudem werde der Ausbau bestehender Nah- und Fernwärmenetze zwecks Wärmenutzung aus Kraft-Wärme-Kopplung, dezentralen Heizanlagen und "Power-to-Heat-Systemen" immer häufiger umgesetzt. Diese relativ oft ausgeführten Aktivitäten wurden von den Experten als überdurchschnittlich innovativ klassifiziert. Allerdings sage die Häufigkeit noch wenig über die Innovativität von Versorgern aus, heißt es in der Untersuchung.
Viele Aktivitäten weisen noch Symbolcharakter auf
Aktivitäten mit höherem Innovationsgrad würden aber in der Energiebranche noch selten durchgeführt. Dazu zählen unter anderem erweiterte Smart-Home-Angebote, Langzeit-Wärmespeicher, Microgrids als Komplettlösung und Abwärmenutzung von Industrieanlagen, die laut der Studie noch eine geringe Marktdurchdringung aufweisen. Trotz der Anstrengungen vieler Energieversorger, neue Dienstleistungen zu entwickeln und zur Marktreife zu führen, finde man in der Realität allerdings auch heute noch viele Tätigkeiten, die eher einen Symbolcharakter aufweisen. Große Energieversorger seien dabei im Mittel innovativer, aber auch kleinere Energieversorger setzten Aktivitäten mit einer hohen Innovativität um. Die empirischen Ergebnisse zeigen zudem kaum strukturelle Unterschiede zwischen privaten und kommunalen Energieversorgern auf. Die häufig vermutete geringere Innovationsfähigkeit kommunaler Energieversorger im Gegensatz zu privaten Energieversorgern konnte also nicht bestätigt werden, heißt es. In der Energiebranche seien durchaus potenzielle Innovationen anzutreffen, hoch innovative Aktivitäten würden aber immer noch selten umgesetzt. (hoe)