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Stuttgart: Anklage fordert drei Jahre Haft für Windkraft-Pionier Balz

Der Firmengründer soll zu spät Insolvenz angemeldet und Millionen mit geschönten Bilanzen erwirtschaftet haben. Balz war als Entwickler von Windparks bekannt geworden.
19.11.2020

Am Stuttgarter Landgericht findet der Prozess um die Windreich-Insolvenz statt. Firmengründer Willi Balz muss sich unter anderem wegen Insolvenzverschleppung verantworten.

Im Prozess um die Windreich-Insolvenz hat die Staatsanwaltschaft gegen Firmengründer Willi Balz fünf Jahre und drei Monate Haft beantragt. Staatsanwalt Heiko Wagenpfeil sagte am Mittwoch vor dem Stuttgarter Landgericht, der Angeklagte habe falsche Angaben in der Bilanz des Windpark-Entwicklers für das Jahr 2010 gemacht.

Außerdem habe er zu spät Insolvenz angemeldet. "Er hat ein Jahr und vier Monate unbeirrt an seinem Geschäftsmodell festgehalten." Zugleich habe er 125 Mio. Euro mit geschönten Bilanzen bei Anlegern eingesammelt.

Balz soll früh von Insolvenz gewusst haben

Der Staatsanwalt sagte, Balz habe die Schuld für den Niedergang des Unternehmens zu Unrecht bei anderen gesucht. «Er wurde nicht gescheitert, er ist gescheitert.» Der frühere Unternehmer ist unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Bilanzmanipulation, Insiderhandel und besonders schweren Betrugs angeklagt.

Der Windpark-Projektentwickler Windreich hatte 2013 Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft ist der Ansicht, dass die Unternehmensgruppe schon sehr viel früher zahlungsunfähig gewesen sei und Balz das gewusst, aber trotzdem seine Geschäfte fortgeführt und damit enormen Schaden angerichtet habe. Neben Banken und Investoren habe er auch eine Vielzahl kleinerer Gläubiger geschädigt.

Angeklagter beteuert Unschuld

Balz galt als Pionier für Windkraftanlagen zur Stromerzeugung auf dem Meer. Er entwickelte und plante die Projekte und verkaufte sie dann an Investoren weiter. Der Angeklagte hatte in dem seit Sommer 2019 laufenden Verfahren immer wieder seine Unschuld beteuert.

"Die Anklage ist ein raffiniert aufgebautes Kartenhaus", hatte er erklärt. Aus seiner Sicht hatten erst die eingeleiteten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zur Insolvenz geführt. Der Prozess wird am 25. November mit dem Schlussvortrag der Verteidigung fortgesetzt. (dpa/jk)