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SW Neuburg schließen Kündigungen nicht aus

Das Querverbundunternehmen rechnet ab 2019 im Energiegeschäft wieder mit deutlichen operativen Gewinnen. Diese reichen aber wohl nicht, um die Defizite im Bäder-, ÖPNV- und Parkbereich zu decken. Die Jahresergebnisse 2018 und 2019 werden entscheidend für die weitere Entwicklung sein.
26.11.2018

Die Ergebnissituation der bayerischen Stadtwerke Neuburg an der Donau ist seit längerem kritisch. Grund sind unter anderem Altlasten aus der Vergangenheit, aber auch zu hohe Personalkosten. Um im Wettbewerb der Energiewirtschaft bestehen zu können, "werden wir alte Geschäftsfelder, die sukzessive geringere Erlöse erwirtschaften, zurückfahren und die Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe vorantreiben", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Stadtwerke. Im Zuge dessen seien betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr auszuschließen. Der Personalrat ist eingebunden. Die Stadtwerke beschäftigen aktuell 117,5 Vollzeitarbeitskräfte sowie unter anderem 35 Personen in Teilzeit und acht Auszubildende. Der Versorger wird bei der Restrukturierung von Rödl & Partner beraten.

Mitarbeiter können an Stadt abgeordnet werden

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bereits eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken. So wurden 2017 und 2018 keine "wesentliche Nachbesetzungen von Stellen" vorgenommen, auch werden seit Jahresbeginn keine Überstunden ausgezahlt. Weiterhin wurden die externen Personalkosten drastisch reduziert und im Gegenzug der Anteil der Eigenleistungen, insbesondere auf den laufenden Baustellen, deutlich erhöht. Mittlerweile besteht sogar die Möglichkeit, dass Mitarbeiter der Stadtwerke an die Stadt abgeordnet werden.

Drosseln werden die Stadtwerke Neuburg zudem das Investitionstempo, insbesondere im Nahwärmebereich. Seit 2012 wurden rund 32 Mio. Euro in den erfolgreichen und schnellen Aufbau dieses zukunftsträchtigen Geschäftsfeldes investiert. Gleichzeitig wurden in dem Zeitraum 45 "neue innovative Arbeitsplätze geschaffen, um die neuen Geschäftsfelder zu bearbeiten". Der Nahwärmebereich schreibt bereits im zweiten Jahr in Folge eine schwarze Null und versorgt mittlerweile rund 1600 Wohneinheiten, neben Gewerbe und Industrie, mit "Neuburger Nahwärme". Die Rückflüsse werden sich in dem erforderlichen Maß jedoch erst in den nächsten fünf bis zehn Jahren einstellen.

Erfolgreicher Nahwärme-Ausbau

Grundsätzlich zieht das Unternehmen aber ein positives Fazit der Neuausrichtung in den vergangenen Jahren. Stellvertretend dafür steht der Wandel vom Energieverteiler zum Erzeuger. Der Wärmeabsatz stieg zwischen 2013 und 2017 beispielsweise von rund 4,45 Mio. kWh auf 58,44 Mio. kWh. Die thermische KWK-Erzeugerleistung liegt bei bis zu 5700 kW. Ab diesem Jahr kann auch Wärmeenergie aus überschüssigem Klärgas eingespeist werden und es steht industrielle Abwärme mit einer Leistung von bis zu 3500 kW zur Verfügung.

Sehr gute Versorgungsquoten

Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg in den letzten fünf Jahren um 8,4 Mio. Euro; allein in der Energiewirtschaft liegt dieser bei 42,1 Mio. Euro. Dass das Vertrauen in die Stadtwerke nicht gelitten hat, illustrieren die knapp 15.000 Tarifkunden im Strombereich. Damit haben die Stadtwerke eine Versorgungsquote im Strombereich von 87 Prozent, beim Gas liegt die Quote bei 82,3 Prozent. Das Anlagevermögen stieg zwischen 2012 und 2017 von 31,7 Mio. auf 74 Mio. Euro.

Die Stadtwerke Neuburg leiden seit Jahren unter Altlasten der Vergangenheit. So wurden in den Referenzjahren 2010/11 Investitionen ins Netz als Unterhalt statt als Investitionen gebucht. Dadurch sind Netzentgelte in beträchtlichem Umfang verloren gegangen. Diesen Fehler hat man unter anderem durch Gründung einer eigenen Abteilung Netzwirtschaft und gezielte Investitionen im Fotojahr Gas (2015) und Strom (2016) korrigiert. Mit Beginn der dritten Regulierungsperiode Gas (2018 bis 2022) wird eine Erhöhung des Netzentgeltes Gas um bis zu 0,8 Mio. Euro für 2018 erwartet, beim Netzentgelt Strom rechnet man ab 2019 mit höheren Erträgen von bis zu 1,2 Mio. Euro. Die 3. Regulierungsperiode Strom läuft von 2019 bis 2023.

Verlustvortrag seit 1999

Das Geschäftsjahr 2018 gilt als Konsolidierungsjahr für den Kommunalversorger. Die Werkleitung bezweifelt aber, dass die verbesserte Ergebnislage im Netzbereich künftig ausreichen wird, um die jährlichen Defizite von 3,1 Mio. Euro in den Sparten Bäder, Stadtbus und Tiefgarage vollständig zu decken. Dies werde mittelfristig nur über eine finanzielle Unterstützung der Stadt möglich sein – die Stadtwerke schleppen seit 1999 einen Verlustvortrag von zirka 8,5 Mio. Euro mit sich. (hoe)