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SW Neumünster: Restrukturierung greift, aber es gibt erneut ein Verlustjahr

Der Kommunalversorger hat deutliche Fortschritte bei der Sanierung erzielt. Dennoch stehen mittlerweile auch die Stellen auf dem Prüfstand.
31.07.2018

Die Doppelspitze bei den Stadtwerken Neumünster: Kaufmännischer Geschäftsführer Tino Schmelzle und sein Kollege Thomas Junker, Technischer Geschäftsführer.

Die Restrukturierung der wirtschaftlich angeschlagenen Stadtwerke Neumünster (SWN) zeigt erste Erfolge. Der Kommunalversorger aus Schleswig-Holstein hat in diesem Jahr die Kosten bereits dauerhaft um 4,4 Mio. Euro gesenkt. Die Einspareffekte reichen aber nicht aus, um im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben, teilen die SWN in einer Pressemitteilung mit. Nach aktuellen Hochrechnungen wird der kommunale Konzern das laufende Geschäftsjahr mit einem Verlust von 2,7 Mio. Euro abschließen. Es wäre das zweite Millionendefizit in Folge, bereits das Geschäftsjahr 2017 hatte der Kommunalversorger aus Schleswig-Holstein mit einem Fehlbetrag in Höhe von 5,5 Mio. Euro abgeschlossen.

Baukosten befanden sich in keiner Planung

Das Unternehmen weist für das erste Halbjahr 2018 zwar einen Gewinn von 1,4 Mio. Euro aus, negative Effekten beim Energieeinkauf und beim Bau und Betrieb von Glasfasernetzen würden aber das Ergebnis des zweiten Halbjahres belasten, erklärte Thomas Junker, einer der beiden SWN-Geschäftsführer. "Laut Wirtschaftsplan war für 2018 ein Plus von 1,3 Mio. Euro anvisiert", ergänzt sein Geschäftsführungskollege Tino Schmelzle. Der Wirtschaftsplan wurde erstellt, bevor im Frühjahr diesen Jahres millionenschwere Baukosten für Telekommunikation ans Licht kamen. Diese Aufwendungen seien auch aufgrund Sonderregelungen in keiner Planung enthalten gewesen.

Um die SWN dauerhaft zu stabilisieren und zukunftsfähig auszurichten, sollen in den nächsten zwei Jahren nachhaltig acht Mio. Euro an Kosten gegenüber heute eingespart werden. Ein Paket mit 190 Einzelmaßnahmen wurde hierzu geschnürt, über 100 befinden sich in der Umsetzung. Die übrigen sind in Abstimmung mit den Aufsichtsgremien und dem Betriebsrat. Der konsequente Restrukturierungskurs habe bereits personelle Konsequenzen nach sich gezogen. "Wir sind mit dem geschnürten Maßnahmenpaket aber nicht am Ziel", sagt Thomas Junker. Es werde zu weiteren Veränderungen kommen, die jedoch zuerst kosten, bevor sie zu dauerhaften Einsparungen führen würden. Für diesen "Initialaufwand" müsse ein Budget geschaffen werden. Auch ein Stellenabbau ist also künftig kein Tabu mehr. Ob es dazu letztlich kommt, ist aber wohl noch offen. Der SWN-Konzern beschäftigt rund 750 Mitarbeiter.

Insourcing und Nachverhandlung von Verträgen

Konkrete Kostenreduktionen haben die SWN unter anderem bei Prozessoptimierungen in der Telekommunikation, dem Insourcing von Leistungen bis hin zur Nachverhandlung von Verträgen und der Verschiebung von Investitionen erreicht. Die Situation sei schwierig, aber die Restrukturierungsstrategie gehe auf, heißt es. Auch dank der Belegschaft, die aktiv mitziehe. Neben Kostensenkung, Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung fokussiert sich das Unternehmen auch auf die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen.

"Die Geschäfte sind jetzt plan- und kontrollierbar"

Als Reaktion auf die Planabweichungen bei den Baukosten im Telekommunikationsbereich wurden im kaufmännischen Bereich die Verantwortlichkeiten klar definiert und die Transparenz erhöht. Es wurden "verlässliche Plan- und Steuerungssysteme" eingeführt. "Die Geschäfte sind jetzt plan- und kontrollierbar", erklärt Tino Schmelzle. Um Preisrisiken zu minimieren, wurde auch der Stromeinkauf komplett umgestellt. "Die Umstellung kann aber nicht von heute auf morgen wirken. In diesem Jahr belastet uns die Einkaufspolitik der Vergangenheit noch sehr."

Telekommunikation steht auf dem Prüfstand

Auf dem Prüfstand steht aktuell noch das Telekommunikationsgeschäft. Der Bau von Glasfasernetzen für die Zweckverbände Steinburg und Dithmarschen sei bis einschließlich 2016 ein positives Geschäft gewesen, heißt es. Der Verlust im Baugeschäft von drei Mio. Euro im vergangenenen Jahr habe aus einer Verkettung verschiedener Faktoren resultiert, unter anderem Verzögerungen bei den Bauarbeiten in Folge des Baubooms. Durch das Insourcing von Fremdleistungen und Nachverhandlungen von Verträgen rechne man beim Bau von Glasfasernetzen für Zweckverbände im laufenden Jahr wieder mit einem Gewinn.

Anders ist die Situation beim Betrieb der Glasfasernetze. Aktuell liegt die Kundenzahl bei rund 30000, für einen zuverlässig positiven Betrieb seien aber die anvisierten 60000 Kunden notwendig. "Wir werden die Wirtschaftlichkeit bis zur Aufstellung des Wirtschaftsplans für 2019 im September detailiert analysiert haben und dann entscheiden", sagt Thomas Junker. (hoe)