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SW Radolfzell: Bestes Ergebnis seit 30 Jahren

Der mehrheitlich kommunale Versorger betreibt ein eigenes Glasfasernetz und weist erste Erfolge beim Mieterstrom auf. Bemerkenswert sind auch die Strategien des Stadtwerks im ÖPNV-Bereich.
09.08.2018

Andreas Reinhardt ist Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell.

Die Stadtwerke Radolfzell am Bodensee haben ihren Jahresüberschuss im Geschäftsjahr 2017 auf 2,3 Mio. Euro gesteigert – das entspricht einem Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist laut Unternehmensangaben gleichzeitig das beste Ergebnis seit 1988. Dieses ist insbesondere einem profitablen Wachstum im Kerngeschäft zu verdanken, teilt der mehrheitlich kommunale Versorger mit. Auch beim Gesamtumsatz gab es deutliche Zuwächse – und zwar um elf Prozent auf 61,8 Mio. Euro. Mehrheitseigner der am Bodensee beheimateten Stadtwerke sind die Stadt Radolfzell mit 51 Prozent, die restlichen 49 Prozent liegen bei der Thüga AG.

Zuwächse beim Strom- und Gasabsatz

Zugelegt hat der Infrastrukturdienstleister im vergangenen Jahr unter anderem beim Strom- und Gasabsatz. An Endkunden wurden 161,4 GWh Strom verkauft, das entspricht einem Plus von knapp zehn Prozent. Der Gasverkauf im Stammgebiet Radolfzell war zwar leicht rückläufig, der Gesamtabsatz in diesem Segment stieg aber um über zwölf Prozent auf rund 428 GWh. Der Wasserabsatz verharrte mit 1,73 Mio. cbm in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, beim Wärmeabsatz hingegen resultierte unterm Strich ein deutliches Plus von über zehn Prozent auf 16,5 MWh.

Das Querverbundunternehmen setzt im Kerngeschäft auf Strom aus umweltfreundlicher und effizienter Erzeugung. "Uns ist seit Jahren ein Anliegen, die dezentrale Energieerzeugung voranzutreiben", betont Geschäftsführer Andreas Reinhardt. Die Stadtwerke betreiben unter anderem vier Blockheizkraftwerke an verschiedenen Standorten in der Stadt und im neuen Quartier Seevillenpark und versorgen damit 350 Haushalte und sieben Liegenschaften. Im Seevillenpark haben die Stadtwerke die dezentrale Versorgung mit einem Mieterstrommodell kombiniert. 45 der 88 neuen Wohneinheiten haben sich bereits dafür entschieden. In enger Kooperation mit den Bauträgern werde man sicher künftig weitere Mieterstromprojekte hervorbringen, heißt es.

Projekt: Autark und regenerativ versorgter Ortsteil

Auch im klassischen Geschäftsfeld der Wärmeversorgung setzen die Stadtwerke eigene Akzente. Im vergangenen Jahr begannen die Baumaßnahmen für den autark und regenerativ versorgten Ortsteil Liggeringen. Dort wird zukünftig mit Hilfe von Solarthermiefeldern und einem Heizkraftwerk Wärme für 100 Häuser realisiert. Im Bereich der Photovoltaik betreiben die Stadtwerke außerdem Bürgerdachprojekte und bieten mit "Daheim solar" ein Produkt an, bei dem PV-Strom über ein Batteriesystem ganztägig für die Kunden nutzbar gemacht wird.

Die zukunftsorientierte Entwicklung der eigenen Geschäftsfelder ist auch die Leitlinie beim Ausbau der Breitbandversorgung, hier erfolgte der Einstieg 2012. Seitdem wurden 1300 Haushalte und Gewerbetreibende an das Glasfasernetz der Stadtwerke Radolfzell angeschlossen. Das Unternehmen kooperiert dabei mit regionalen Baufirmen für die Tiefbauarbeiten und mit der Thüga SmartService für die Serviceleistungen. Die Kabelverlegung und die Anschlüsse beim Kunden nehmen die Fachkräfte der Stadtwerke Radolfzell selber vor. Neben Internet- und Telefonanschlus gehören auch IP-TV und Kabelfernsehen zum Angebotsportfolio.

ÖPNV: Gemeinderat senkt Preis für Einzelfahrt auf ein Euro

Auch beim ÖPNV verzeichneten die Stadtwerke im vergangenen Jahr einen Zuwachs. Die Zahl der Fahrgäste stieg um 2,4 Prozent auf rund 929000, gleichzeitig sanken die Erträge aus Verkehrsleistungen um 2,5 Prozent auf 787000 Euro. Um den Umstieg auf den ÖPNV anzureizen, hat der Gemeinderat die Preise für eine Einzelfahrt mit dem Stadtbus auf einen Euro gesenkt. Zusätzlich wurden mehrere Stadtbuslinien optimiert, beispielsweise durch Taktverstärkung oder Routenänderung. Ergänzt wurde das ÖPNV-Angebot durch ein Anruf-Sammel-Taxi für die Abenstunden am Wochenende – hier haben sich die Fahrgastzahlen innerhalb der ersten sechs Monate verdoppelt.

Der Infrastrukturdienstleister betreibt aktuell vier öffentliche Ladesäulen in Radolfzell, an prägnanten Anlaufpunkten wie der Halbinsel Mettnau, am Bahnhof oder den Ortsteilen von Radolfzell sind weitere Ladepunkte geplant. Zudem ist das Unternehmen dem Verbund Ladenetz.de angeschlossen, der eine deutschlandweite Vernetzung der Ladeinfrastruktur zum Ziel hat. (hoe)