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Kohleausstieg wird konkret: So planen die SWM die Zukunft des HKW Nord

Ab der kommenden Heizperiode soll die Anlage der Stadtwerke München im Gasbetrieb laufen. Gegenüber der ZfK äußerte sich der SWM-Chef zur geplanten Dekarbonisierung des Standorts bis 2040.
16.04.2024

Am 2. April erreichte der letzte Kohlezug das

Heizkraftwerk Nord der Stadtwerke München in der Gemeinde Unterföhring.

Die Stadtwerke München (SWM) vollziehen in diesem Jahr endgültig den aufgrund der jüngsten Energiekrise zweimal verschobenen Kohleausstieg – und zwar zur Heizperiode 2024/25. Darüber hat Deutschlands größtes Stadtwerk in einer Pressemitteilung informiert.

Für den Brennstoffwechsel müssen die bestehenden Anlagen optimiert werden. Dies soll in der Revisionszeit im Sommer erfolgen. Mit der Umstellung auf Gas und "einer saisonal-optimierten Fahrweise" schaffe das Unternehmen den bestmöglichen Kompromiss aus den Forderungen des Bürgerentscheids zum Kohleausstieg (2017) und den Anforderungen durch die Systemrelevanz und die Fernwärme-Absicherung, heißt es weiter.

Optimierte Fahrweise soll CO2-Emissionen nochmals deutlich senken

Ein kontinuierlicher Grundlastbetrieb des Blocks 2 für die kommenden Jahre sei nicht vorgesehen, da er weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll ist. In den Wintermonaten, in denen eine erhöhte Wärmenachfrage bestehe, werde der Block 2 für eine sichere Fernwärmeversorgung weiterhin zwingend benötigt. Die Spitzenlast könne andernfalls nicht abgedeckt werden.

Außerhalb der Heizperiode werde der Einsatz des Blocks 2 jedoch erheblich zurückgehen, da andere Anlagen den Strom- und Fernwärmebedarf effizienter decken könnten. Mit dieser Fahrweise sollen die CO2-Emissionen deutlich sinken: Der Block 2 wird mit der Umstellung bis inklusive 2028 voraussichtlich rund 4,9 Mio. Tonnen CO2 ausstoßen – das sind eine Million Tonnen weniger als im Kohlebetrieb.

Block 2 weiterhin systemrelevant

Die Systemrelevanz des Blocks 2 hängt laut dem kommunalen Versorger entscheidend von der geplanten Übertragungsleitung SuedOstLink ab. Diese soll voraussichtlich ab 2027 Strom aus dem windreichen Norden nach Bayern liefern. Bis zu deren Fertigstellung sei der Block 2 auch zur Stabilisierung des bayerischen Stromnetzes unverzichtbar. Nach dem Ende der Systemrelevanz ist die Dauer des Betriebs von Block 2 mit Erdgas maßgeblich an den Fortschritt beim Ausbau der erneuerbaren Energien gekoppelt, insbesondere der Geothermie.

"Einen allgemeinen Ausstieg aus dem Gasbetrieb bei all unseren Anlagen in den nächsten 10 bis 15 Jahren halte ich nicht für realistisch." ‒ Florian Bieberbach, Vorsitzender  der SWM-Geschäftsführung

"Der Standort des Heizkraftwerks Nord wird noch über viele Jahrzehnte ein Großkraftwerksstandort bleiben", erklärte Florian Bieberbach, Vorsitzender der SWM-Geschäftsführung auf ZfK-Anfrage. Man werde den Standort im Zuge das Transformationsplans der SWM bis etwa 2040 vollständig dekarbonisieren.

Biomasseanlage geplant

Aktuell plane man konkret eine Biomasseanlage und Photovoltaik. Auch Geothermie wäre dort grundsätzlich möglich. "Einen allgemeinen Ausstieg aus dem Gasbetrieb bei allen unseren Anlagen in München in den nächsten 10 bis 15 Jahren halte ich aber nicht für realistisch", so Bieberbach weiter. (hoe)