Nachrichten

Tennet erwartet massiven Anstieg des Investitionsbedarfs für den Netzausbau

Der niederländische Staat prüft weiterhin den Verkauf der deutschen Aktivitäten von Tennet. Der aktuelle Geschäftsbericht zeigt den Kapitalbedarf für die nächsten 10 Jahre auf.
15.03.2023

Tennet hat im vergangenen Jahr unter anderem zwei neue Offshore-Netzanbindungssysteme für Windenergie mit einer Gesamtleistung von 1.400 MW realisiert (Symbolbild).

Mit Investitionen von rund acht Mrd. Euro pro Jahr für den Netzausbau rechnet der Übertragungsnetzbetreiber Tennet bis 2033. Die Aufwendungen im Zuge der Energiewende sind so groß, dass der niederländische Staat als Tennet-Gesellschafter einen vollständigen Verkauf der deutschen Aktivitäten von Tennet prüft (wir berichteten).

Ziel sei es, den Kapitalbedarf für die umfassende Investitionsagenda langfristig zu sichern, heißt es in der aktuellen Mitteilung zum Jahresabschluss. „Eine solche Transaktion, die in eine langfristige bilaterale Energiekooperation eingebettet ist, würde die Schaffung von zwei starken nationalen Akteuren ermöglichen, die im engen Schulterschluss gemeinsam die Energiewende vorantreiben“, schreibt das Unternehmen weiter.

„Eine neue Eigentümerstruktur ermöglicht uns, den erheblich gestiegenen Kapitalbedarf zu decken. Gleichzeitig ist die weiterhin enge Zusammenarbeit im Energiebereich entscheidend für die Integration der europäischen Energiemärkte, die Beschleunigung der Energiewende und die Gewährleistung der Versorgungssicherheit.“, lässt sich Tennet-CEO Manon van Beek zitieren.

207 Mio. Euro werden als Dividende ausgeschüttet

Der Übertragungsnetzbetreiber hat im vergangenen Jahr fast 4,5 Mrd. Euro in den Netzausbau investiert. Die Umsatzerlöse stiegen von 6,367 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 9,840 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Das nachhaltige Ebit stieg auf 1.210 Mio. EUR (2021: 834 Mio. EUR).

Gemäß den IFRS-Rechnungslegungsstandards werden derzeit die künftigen regulatorischen Erstattungen von Tennet für die in 2022 angefallenen außerordentlichen Netzstabilisierungskosten nicht bilanziell erfasst. Dies führt zu einem ausgewiesenen negativen Ebit in Höhe von 976 Mio. Euro.

Auf Grundlage des Jahresergebnisses wird Tennet eine Dividende in Höhe von 207 Mio. Euro an den Gesellschafter, den niederländischen Staat, ausschütten. Damit erhöhe sich die in den letzten zehn Jahren gezahlte Dividende auf insgesamt 1,4 Mrd. Euro. 

"Stark wachsendes Investitionsportfolio"

„Wir zeigen erneut eine gute finanzielle Performance. Als gesunder und stabiler Netzbetreiber stehen wir im Zentrum des umfangreichsten Umbaus unseres Energiesystems. Für Tennet bedeutet das ein stark wachsendes Investitionsportfolio und einen entsprechenden Eigenkapitalbedarf“, erklärte Finanzchefin Arina Freitag.

Die Gesamtkosten des Energiesystems sind laut Tennet im Jahr 2022 aufgrund der beispiellos hohen Energiepreise und der gestiegenen Kosten für die Beschaffung von Strom auf den Großhandelsmärkten zur Aufrechterhaltung des Netzgleichgewichts oder zum Ausgleich von Netzverlusten erheblich gestiegen. Der Trend steigender Preise habe bereits im September 2021 begonnen und setzte sich im Laufe des Jahres 2022 fort.

Gründe waren neben dem Ukraine-Krieg und seinen Auswirkungen auf die Netzsituation in Europa auch Änderungen der europäischen Rechtsvorschriften zum grenzüberschreitenden Handel sowie zur Marktkopplung. In Deutschland sind die Kosten für Engpassmanagement, Regelenergie und andere Systemdienstleistungen deutlich gestiegen. (hoe)