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Tennet verstärkt Investitionen in Energiewende

Offshore-Projekte, Netzausbau und Netzintegration stehen auf der Agenda des deutsch-niederländischen Unternehmens Tennet. 28 Mrd. Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden.
26.07.2018

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet startet mit einem leicht rückläufigen Geschäftsergebnis in die zweite Jahreshälfte. Mit 1996 Mio. Euro in den ersten sechs Monaten dieses Jahres stieg der Umsatz im Vergleich zur Jahreshälfte 2017 (1966 Mio. Euro) leicht an. Allerdings musste Tennet über 100 Mio. Euro an Gewinn einbüßen. Lag der EBIT im Vorjahreszeitraum noch bei 478 Mio. Euro, ging das Ergebnis bis zum 30. Juni 2018 auf 362 Mio. Euro zurück. Die rückläufigen Zahlen erklärt das deutsch-niederländische Unternehmen mit regulatorischen Änderungen in den Niederlanden. 

Da der Bedarf und die Kosten für Netzreserveleistung in Holland gestiegen sind, konnte Tennet seine Zahlungen für die tatsächlich geleisteten Systemdienstleistungen nicht mit den eingenommenen Netzentgelten decken. Das führte zu finanziellen Verlusten. Nach einer erfolgreichen Klage gegen die Änderung des regulatorischen Erstattungssystems, kann sich Tennet nun den Investitionen für die Zukunft widmen.

Eigenkapital, Fremdkapital und Anleiheemissionen

Insgesamt 28 Mrd. Euro will der Übertragungsnetzbetreiber in den kommenden zehn Jahren in die Erweiterung seines Portfolios investieren. Dabei spielen Unternehmensanleihen eine wesentliche Rolle: Im März dieses Jahres gab Tennet zwei Anleihen im Gesamtwert von 1,25 Mrd. Euro aus. Durch die Emission konnten die zwei niederländischen Offshore-Projekte „Borssele Alpha“ und „Borssele Beta“ finanziert werden. Insgesamt laufen die Anbindungen von elf Windparks auf See, davon neun in Deutschland, über die Anleihenfinanzierung.

In den kommenden Jahren will sich Tennet noch stärker auf den Netzausbau und die grenzübergreifende Integration von Stromnetzen fokussieren. In Deutschland werden derzeit die Ausschreibungen für die Projekte Südlink (700 Kilometer) und Südostlink (580 Kilometer) vorbereitet. Die Erdkabelverbindungen sollen nach ihrer Fertigstellung insgesamt sechs GW Strom von Nord- nach Süddeutschland transportieren.

Kosten sparen durch Nachbarschaftshilfe

Auf See geht es für den Übertragungsnetzbetreiber um die Erweiterung der zehn bestehenden Netzanbindungssysteme mit einer Kapazität von 5332 MW. Bis Ende 2023 will Tennet drei weitere Systeme fertigstellen, sodass anschließend 8032 MW an Übertragungskapazität in der deutschen Nordsee zur Verfügung stehen werden. Drei weitere Verbindungen sind bis 2027 in Planung.

Für die deutsch-niederländische Gesellschaft braucht es jedoch nicht nur mehr Übertragungskapazitäten, sondern eine clevere Zusammenarbeit der europäischen Nachbarländer. So plädiert Tennet zum Beispiel dafür, künftig auszuschreibende, westlich gelegene deutsche Nordsee-Windparks mit dem niederländischen Stromnetz zu verknüpfen. Eine kostengünstige Lösung könnte eine solche Verbindung nach Eemshaven sein. Durch die Küstenlage könnten rund 100 Kilometer Erdkabel in Deutschland und somit circa 200 Mio. Euro eingespart werden. Engpässe im deutschen Netz könnten vermieden und die Stromrechnung der Endverbraucher entlastet werden.

Windkraft-Drehkreuz gemeinsam mit Innogy und Vattenfall

Ein ähnliches Ziel verfolgt Tennet in Zusammenarbeit mit Vattenfall und Innogy – gemeinsam arbeiten die Unternehmen an künstlichen Inseln im Meer, die mit sämtlicher Installations- und Betriebstechnik ausgestattet sind. Die Standorte könnten Verbindungspunkte für die Leitungsinfrastruktur verschiedener Länder schaffen. Zunächst müssen allerdings Finanzierungsmodelle, rechtliche Anforderungen und andere Rahmenbedingungen geklärt werden. (ls)