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Thüga kommt solide durch zweites Coronajahr

Das Stadtwerke-Netzwerk hat die Turbulenzen auf dem Energiemarkt besser bewältigt als zuvor prognostiziert. Zudem hat der Verbund seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.
13.06.2022

Die Thüga-Zentrale in München

Die Thüga hat im Geschäftsjahr 2021 trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und die Turbulenzen am Energiemarkt gut abgeschlossen. Die rund 100 Partnerunternehmen des bundesweit größten Verbunds kommunaler und regionaler Energie- und Wasserversorger können sich über ein gutes Beteiligungsergebnis freuen. Dieses ist mit 321,8 Mio. Euro zwar leicht zurückgegangen - liegt jedoch über dem Plan.

"Die Stadtwerke und Regionalversorger haben auch dieses zweite Pandemie-Jahr sehr gut gemeistert", sagt Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstands, Thüga Aktiengesellschaft. "Als Betreiber kritischer Infrastruktur sind sie ihrer Verantwortung voll nachgekommen." Auch indem sie gestrandete Kundinnen und Kunden von Energiediscountern in die Ersatzversorgung aufgenommen hätten.

Geringere Ausschüttungen erwartet

Die Stadtwerke und regionalen Energieversorger der Thüga-Gruppe haben demnach Kund*innen in die Ersatzversorgung aufgenommen, deren Stromanbieter wegen der hohen Preise an den Energiemärkten die Versorgung eingestellt hatten. Hierfür mussten die kommunalen Versorger teilweise Energie an den Großhandelsmärkten kurzfristig nachbeschaffen.

Im ersten Pandemie-Jahr 2020 war die Thüga von Ergebnisbelastungen bei den Partnerunternehmen und damit geringeren Ausschüttungen im Jahr 2021 ausgegangen. Grund hierfür waren vor allem Absatzrückgänge sowie Forderungsausfälle.

Ergebnis sinkt leicht

Es habe sich allerdings gezeigt, dass die Auswirkungen von Corona-Effekten auf den Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 für den Stadtwerke-Verbund auch aufgrund schneller und gezielter Gegensteuerungsmaßnahmen geringer ausfielen als erwartet.

Das Beteiligungsergebnis ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 338,7 Mio. Euro auf 321,8 Mio. Euro gesunken. Maßgeblich für den leichten Rückgang waren demnach niedrigere Ausschüttungen und Ergebnisabführungen einiger Beteiligungsgesellschaften.

Mehr Mitarbeiter im Handel

Die Anteilseigner der Thüga Holding erhalten aus dem Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2021 in Höhe von 266,5 Mio. Euro (Vorjahr: 270,9) eine Dividende in Höhe von 259,0 Mio. Euro (Vorjahr: 262,0).

Zum 31. Dezember 2021 beschäftigte der Thüga Holding-Konzern insgesamt 878 Mitarbeiter:innen (Vorjahr 852). Die Anzahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr im Wesentlichen im Segment Handel erhöht, heißt es. Dies ist auf den Übergang der Handelsaktivitäten der Eins Energie in Sachsen auf die Syneco Trading zurückzuführen.

Großes Potenzial bei Biogas

Die Investitionen lagen im Geschäftsjahr 2021 bei 43,6 Mio. Euro und damit geringfügig unter dem Vorjahreswert (43,7 Mio. Euro). Der Schwerpunkt lag dabei im vergangenen Jahr im Netzbereich sowie auf verschiedenen Plattform- und Innovationsthemen.

Auch zum Koalitonsvertrag äußerte sich Thüga-Chef Riechel. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs sei es unabdingbar, den Gas- und Kohlebezug aus Russland kurz- und mittelfristig zu verringern und die Bezugsquellen weiter zu diversifizieren. Biogas habe hierfür ein enormes Potenzial, das bislang von der Politik vernachlässigt wurde. "Mittelfristig sollten weitere Biogasanlagen errichtet und vorhandene Anlagen erweitert werden", so Riechel.

Kommunales Empowerment wichtig

Ebenso ist die Thüga überzeugt, dass Wasserstoff einen schnellen Beitrag zur CO2-Minderung über alle Sektoren hinweg leisten könne. "Wichtig ist ein kommunales Empowerment, also die Einbeziehung und Verantwortung der Kommunen und ihrer Stadtwerke bei der Entwicklung und praktischen Umsetzung aller erforderlichen Regularien und Maßnahmen", betonte Riechel.

Um die Energiewende voranzutreiben und die Prozesse durch Digitalisierung effizienter zu gestalten, setze das Netzwerk der Thüga-Gruppe zudem weiterhin auf Kooperationen und gemeinsame Plattformen. So haben zahlreiche Thüga-Partnerunternehmen ihre Kompetenzen und ihr Know-how in den Aufbau der Thüga-Abrechnungsplattform (TAP) eingebracht. Die TAP soll Abrechnungsprozesse im Commodity-Bereich effizient und automatisiert abwickeln.

Wasserstofftests im Wärmemarkt

"Wir bündeln mehr als 15 Millionen Zählpunkte von 38 Unternehmen mit über 120 Gesellschaften auf einer Plattform, die bislang in vielen verschiedenen IT-Umgebungen abgerechnet wurden", so Matthias Cord, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Thüga. "Ein Transformationsprojekt, das in seinem Umfang einzigartig in der Thüga-Geschichte ist und zu den größten Lösungen am Markt zählt."

Außerdem soll eine Thüga-Arbeitsgruppe Wasserstoff die Wasserstoffaktivitäten der Unternehmensgruppe bündeln und koordinieren. Im Fokus liegen unter anderem Wasserstoff im Wärmemarkt, die dezentrale Erzeugung und die Beimischung von H2 in das vorhandene Gasnetz. Um dies zu testen, will die Thüga zusammen mit der Energie Südbayern im Projekt "H2 Direkt" einen Abschnitt eines Erdgasverteilnetzes umrüsten, um damit für 18 Monate Privathaushalte und einen Gewerbekunden mit 100 Prozent Wasserstoff zu versorgen.

Erstes Nachhaltigkeitsrating gemeistert

2021 hat der Thüga Holding-Konzern außerdem seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. "Wir wollen auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften und entsprechende Themenfelder besetzen"; sagt Christof Schulte, Mitglied des Vorstands, Thüga. "Als Stadtwerkeverbund haben wir hier eine besondere Verantwortung. Immerhin decken wir als Thüga-Gruppe wichtige Grundbedürfnisse unserer Kunden ab – mit Strom, Gas, Wasser, Wärme, Daten und einigem mehr. Und wer eine solche Daseinsvorsorge leistet, muss weiterdenken."

Der Thüga Holding-Konzern hat sich erstmalig einem ESG-Rating (Environmental, Social and Corporate Governance) unterzogen. Die Bewertung wurde von der Ratingagentur ISS ESG durchgeführt und ergab die Note C. "Wir sind stolz darauf, dass wir gleich mit dem ersten Ratingergebnis den so genannten Prime-Status erreichen konnten – hiermit werden Unternehmen ausgezeichnet, die in ihrer Branche eine überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsleistung aufweisen", unterstrich Schulte. (jk)