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Trotz Corona: Avacon will stärker investieren

In seiner ersten digitalen Pressekonferenz berichtet das Unternehmen über geplante Investitionsprojekte. Eines davon ist grüner Wasserstoff.
16.06.2020

Ein Großteil der Investitionen soll in die Energieinfrastruktur fließen.

Mehr Investitionen gegen die Krise: So lässt sich die Zukunftsstrategie von Avacon zusammenfassen. Der Strom- und Gasnetzbetreiber hat zu einer Innovations-Pressekonferenz geladen und dort seine Pläne vorgestellt.

Avacon will trotz der Coronakrise an geplanten Investitionsvorhaben festhalten – und diese sogar ausbauen. Zentral ist für das Unternehmen dabei die Dekarbonisierung der Gesellschaft. Durch einen Umbau des Energiesystems will Avacon einen Beitrag dazu leisten. Im Fokus der Investitionen stehen deshalb die Energieinfrastruktur und die Integration von erneuerbaren Energien.

Vorsichtiger Optimismus trotz Corona

Mehr investieren kann das Unternehmen auch, weil das Geschäftsjahr 2019 positiv verlaufen ist. Ein Jahresüberschuss von 140 Millionen Euro ermöglichte Dividenden von 131 Millionen Euro. In 2019 hat das Unternehmen 275 Millionen Euro investiert und will diesen Betrag im laufenden und nächsten Jahr noch steigern.

Angesichts der zu erwartenden volkswirtschaftlichen Einbußen durch die Corona-Krise 2020 zeigte sich Avacon-CEO Marten Bunnemann vorsichtig optimistisch. Zwar sei es noch zu früh, um konkrete Auswirkungen abzuschätzen. "Wie alle anderen Branchen erwarten auch wir eine Ergebnisbelastung in 2020, sind aber im Netzgeschäft von der Krise nicht so stark betroffen wie andere Branchen und haben unsere Risiken gut im Griff", so Bunnemann.

Megatrends setzen sich trotz Corona fort

Insgesamt investiert das Unternehmen in 34 Innovationsprojekte. Darunter sind auch intelligente Energienetze, innovative Wohnquartiere und auch grüner Wasserstoff.

Unter dem Motto "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" will Avacon digitale Steuerung und intelligente Netze nutzen, um mit Energieerzeugern und -verbrauchern zu kommunizieren. Das ist auch essenziell für das Unternehmen: Es arbeitet derzeit mit rund 40.000 Einspeisern. "Es ist eine kleinteilige Welt", sagt Bunnemann in der Pressekonferenz. Die Dezentralisierung und Digitalisierung bleiben für ihn auch zwei der Megatrends in der Zukunft.

Innovative Quartierskonzepte sollen es ermöglichen, erneuerbare Energien auch im Verkehrs- und Wärmebereich zu nutzen. Dekarbonisierung, ein dritter Megatrend laut Avacon, hat noch viel Potenzial. "Bei Strom sind wir sehr weit. Im Bereich Wärme und Mobilität gibt es noch viel Potenzial", so Bunnemann. Strom, Wärme und Verkehr sollen in den innovativen Quartierskonzepten verknüpft werden. Erste Pilotprojekte sind derzeit aber noch auf Fördermitel angewiesen.

Wasserstoff bietet Potenzial für Wettbewerbsvorteile

Avacon will außerdem den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Das politische Signal der Nationalen Wasserstoffstrategie sei zwar laut Bunnemann "genau richtig". Doch die Wasserstoffstrategie müsse auch international gedacht werden. Partnerschaften mit Ländern, die grünen Wasserstoff in ausreichenden Mengen herstellen können, seien notwendig. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt.

Gleichzeitig habe Deutschland die Chance, sich als Industriestandort Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Dafür müssten Technologien entwickelt, Netzwerke gebaut und Expertise aufgebaut werden. Für Bunnemann ist das zentral.

EEG-Umlage und Netzentgelte als Hebel für Wasserstoff-Effizienz

Die EEG-Umlage und die Netzentgelte sind laut dem Avacon-CEO die größten Hebel, um grünen Wasserstoff regulatorisch so zu regeln, dass er wettbewerbsfähig hergestellt werden kann. Denn sowohl die Umlage als auch die Netzentgelte seien jetzt noch Faktoren, die die Herstellung von Wasserstoff teuer machen.

Avacon betreibt zwischen der Nordsee und Südhessen 64.500 Kilometer an Strom- und 21.000 Kilometer an Gasleitungen. Zudem hat das Unternehmen ein Breitbandnetz von etwa 10.000 Kilometern. Knapp 60 Prozent der Avacon-Aktienanteile gehören der Eon-Gruppe. Der Rest liegt bei Kommunen und Landkreisen im Avacon-Netzgebiet. (agr)