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Uniper-Chef: „Kohleausstieg nicht im Hinterzimmer entscheiden“

Beim Kohleausstieg muss die Politik ganz konkret auf die Versorgungssicherheit vor Ort achten, fordert Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer.
08.03.2018

Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer.

Der Uniper-Vorstandschef hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, den geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung in einem transparenten und möglicherweise wettbewerblichen Prozess umzusetzen. "Das muss ja nicht hinter verschlossenen Türen laufen und in einem Gemauschel in Hinterzimmern enden", sagte Schäfer am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz des Energiekonzerns in Düsseldorf. "Vielleicht findet man ja auch wettbewerbliche, transparente Lösungen", erklärte Schäfer mit Blick auf die von der neuen großen Koalition geplanten Kommission zur Vorbereitung des Kohleausstiegs.

Entscheidend sei, zunächst ein ganz konkretes Konzept zu erarbeiten, welches einzelne Kraftwerk bis zu welchem Zeitpunkt benötigt werde, um die Versorgungssicherheit vor Ort zu gewährleisten. "Da kann man nicht einfach mit platten Gigawatt-Zahlen arbeiten", betonte der Vorstandschef. Schäfer nannte als Beispiel den Uniper-Braunkohleblock in Schkopau, der für die Versorgung mit Bahnstrom in Ostdeutschland unersetzlich sei. "Es wird eine spannende Zeit und wir werden sehen, wie das aufgesetzt wird", so der Konzernchef. Uniper werde seine Expertise einbringen. "Aber dabei geht es um viel mehr als um regionale Strukturentwicklung – auch wenn diese durchaus wichtig ist. Hier steht auch unser zukünftiges Energiesystem auf dem Spiel", betonte Schäfer.

Kritik an beschlossener Preisobergrenze für den Regelenergiemarkt

Mit Blick auf eine möglicherweise erneut aufflammende Debatte über einen Kapazitätsmarkt mahnte der Uniper-Chef ebenfalls wettbewerbliche Lösungen an und verwies auf die Praxis in Großbritannien. Dort sorgten Auktionen dafür, dass "Kraftwerke, die einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten", eine zusätzliche Vergütung für diese Leistung erhalten. Kritik übte Schäfer zudem an der kurz vor Weihnachten von der Bundesnetzagentur beschlossenen Preisobergrenze für den Regelenergiemarkt. Dies führe dazu, dass die Uniper-Kraftwerke "noch nicht einmal mehr über Preisspitzen" ihre Kosten verdienen könnten. "Energy Only sieht anders aus", kritisierte der Manager.

Bei seinem neuen Großaktionär Fortum setzt Uniper auf Verhandlungen. Die Situation habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr entspannt, sagte Schäfer. Man habe regelmäßige Gespräche vereinbart, sagte er, wollte sich zu den Inhalten aber nicht äußern und verwies dabei auf Vertraulichkeit.

Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt

Der bisherige Großaktionär Eon hatte im vergangenen Jahr vereinbart, sein Aktienpaket an Fortum zu verkaufen. Die Finnen hatten ein öffentliches Angebot über 21,31 Euro zuzüglich der Dividende von 0,69 Euro je Aktie vorgelegt, welches jedoch außerhalb Eons nur auf wenig Resonanz stieß. Dies wertete Vorstandschef Schäfer als Erfolg für Uniper. Noch stehen einige Genehmigungen der Regulierungsbehörden aus, etwa in Russland. Daher ist die Transaktion Schäfer zufolge noch nicht in trockenen Tüchern. Das Übernahmeansinnen hatte für erhebliche Verstimmung bei den Düsseldorfern gesorgt.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Uniper und geht von einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 0,8 bis 1,1 Mrd. Euro aus, nach 1,1 Mrd. 2017. Die Spanne ist etwas geringer als für das vergangene Jahr, da Uniper unter anderem Unternehmensteile verkauft hat. Ebenfalls helfen sollen Einsparungen. Uniper hat sein Sparprogramm so gut wie abgeschlossen, es soll ab diesem Jahr 400 Mio. Euro jährlich einsparen. Ein weiteres Sparprogramm ist zunächst nicht geplant. Die Dividendenausschüttung soll von 271 Mio. für 2017 auf 310 Mio. Euro für 2018 erhöht werden. Uniper hatte zuletzt angekündigt, die Dividenden bis 2025 im Schnitt um 25 Prozent jährlich zu steigern. (hil)